Laufen tut Gut(es): „Hungerlauf 2016”

 Start und Ziel des „Hungerlauf“, daneben, auf einem etwas höher gelegenen Gelände sieht man das blista-Sehmobil

Jürgen Nagel. Zum 21. Mal veranstaltete der Lions Club Biedenkopf gemeinsam mit Special Olympics Hessen den Hungerlauf. Zwischen 10.00 Uhr und 16.00 Uhr konnten sportlich ambitionierte, aber auch weniger geübte Läufer eine 3,5 km lange Laufstrecke, so oft wie es die Kondition und der Spaß zuließen, meistern.

Start und Ziel für die Rekordzahl von 372 Läufern war „Auf der Bleiche“ in Biedenkopf. Im Vorfeld wurden von den Läufern Spon­soren gesucht, die bereit waren, für jeden gelaufenen Kilometer einen bestimmten Geldbetrag (oder einen Festbetrag, unabhängig von der Laufleistung) zu spenden. Sponsoren konnten zum Beispiel Verwandte, Bekannte, Nachbarn oder Geschäftsleute und Firmen sein.

Der Gesamtbetrag wird an humanitäre Projekte weitergeleitet. Außer der blista, die zum ersten Mal zu den Begünstigten gehören durfte, waren dies: die Interessengemeinschaft Epidermolysis Bullosa DEBRA Deutschland e.V., das Kinderheim Bindura Biedenkopf e.V. und die Special Olympics Hessen.

Der Anlass der blista sich zu bewerben, um in den Kreis der Geförderten aufgenommen zu werden, war die 2012 ins Leben gerufene und seitdem praktizierte Seniorenarbeit. Der weitaus größte Anteil der Menschen, die von einem Sehverlust betroffen sind (70?% der ca. 1,2 Millionen Menschen) ist älter als 65 Jahre und die Auswirkungen einer Sehbe­einträchtigung im Alter sind gravierend. Das Lesen fällt zunehmend schwerer, man fühlt sich unsicher beim Gehen oder hat Probleme, Bekannte auf der Straße zu erkennen.

Speziell für diese Gruppe wurde ein Konzept „Rat und Hilfe bei Sehverlust im Alter“ als mobiles Beratungs- und Unterstützungsangebot aufgebaut. Im Rahmen von mehr als 750 Hausbesuchen wurden fast 350 Seniorinnen und Senioren aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf beraten und unterstützt. Dabei werden Fragen zur Augenerkrankung beantwortet, Hilfsmittel für den Alltag vorgestellt und Tipps für die Haushaltsführung gegeben. ­Darüber hinaus wird bei sozialrechtlichen Fragen, die im Zusammenhang mit der Sehbehinderung stehen, unterstützt und an allgemeine Seniorendienste, Selbsthilfegruppen und spezifische Fachdienste weitervermittelt.

„Rat und Hilfe bei Sehverlust im Alter“ erfolgt ohne eine öffentliche Finanzierung. Ausschließlich mit Hilfe von Spendengeldern werden die kostenfreien Hausbesuche für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger organisiert. Deshalb waren wir hocherfreut, dass die Firma Weber Maschinen GmbH aus Breidenbach sich bereit erklärt hatte, das blista-Seniorenprojekt zu unterstützen.

Pünktlich um 10.00 Uhr standen 50 Mitarbeiter der Firma Weber in ihrem hellblauen Sportdress am Start und fieberten dem Startschuss entgegen. Die Geschäftsleitung der Firma Weber Maschinen GmbH hatte pro ­gelaufenen Kilometer 3,00 € ausgelobt. Am Ende erlief das Team stattliche 661,50 km und belegte in der Teamwertung gleich den 2. Platz. Die blista bedankt sich beim „Weber-Team“ und der Geschäftsführung für die großartige Leistung. Wir hoffen, dass uns ­sowohl die Firma Weber GmbH als auch die Mitarbeiter im Jahr 2017 wieder unterstützen werden.

Am Start war auch ein Lauf-Team der blista: Irene Noll, Theresa Althaus, Katja Hill und Ben Kalis aus der Verwaltung, Jan Gemmeker aus dem Internat sowie Monica Wenz-Ramos, Markus Marte und Bernd Wilhelm aus der RES stellten sich der anspruchsvollen Strecke. Thorsten Kelm von der Bau-Technik, der die Laufschuhe am 18. Juni leider nicht anziehen durfte, hatte mit Hilfe von Frau Hill im Vorfeld viele der Handwerksfirmen, die für die blista tätig sind, als Spender gewinnen können. Einige Stimmen:

Katja Hill: „Der Hungerlauf ist ein Lauf für Jedermann und jedes Lauftempo. Man hat nicht nur etwas für seine Fitness, sondern - und das war der eigentliche Grund meiner Teilnahme – auch etwas für den guten Zweck getan! Eine tolle Veranstaltung, die bei mir durchweg positive Eindrücke hinterlassen und für das SEHmobil eine hoffentlich ordentliche Spende eingebracht hat.“

Theresa Althaus: „Nach dem Laufen fühlt man sich immer besser. Wenn es dann noch für einen guten Zweck ist, macht es gleich viel mehr Spaß. Hier noch ein Zitat von Sokrates, welches ich sehr ansprechend finde: Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“

Ben Kalis: „Ob Laufen, Walken oder Spazierengehen, beim Hungerlauf sind alle willkommen. Nach jeder Runde kann man entscheiden, ob man sich noch ein weiteres „Ründchen“ zutraut. Wer Freude an Bewegung hat und das noch dazu für einen guten Zweck, sollte dieses Event nicht verpassen. Ich würde mich freuen, wenn wir im nächsten Jahr noch einige Kolleginnen und Kollegen als „Mitläufer“ gewinnen können.“

Monica Wenz-Ramos: „Als Sehende war diese gut organisierte Veranstaltung des Lions-Club Biedenkopf für mich eine völlig neue Erfahrung. Ich war zum ersten Mal Laufbegleiterin meines Kollegen Markus Marte und habe dadurch sehr viele neue ­Eindrücke und Einblicke in die Welt des Sehbehindertensports gewonnen. Mein Respekt gilt allen Teilnehmern. Wir haben als Team „blista-Runners“ die blista gut vertreten und wir konnten uns darüber hinaus als Kollegen über unsere Arbeit hinaus kennenlernen. Der gute Zweck motivierte uns zusätzlich, alles zu geben. Unser Ziel für das nächste Jahr steht schon fest: Wir wollen wieder dabei sein und noch mehr Kolleginnen und Kollegen für diese gute Sache gewinnen. Dabei sein ist alles!“

Jan Gemmeker: „Es war ein tolles Gefühl mit Kolleginnen und Kollegen für einen guten Zweck auf einer schönen Strecke zu laufen.“

Das blista-Team traf sich zwischen den Laufrunden und zum Abschluss am „SEHmobil“ der Seniorenberatung zum Muskelrelaxing und genoss die vielfältigen Speisen und Getränke, die der Lions Club Biedenkopf zur Verfügung gestellt hatte. Der Lions Club Biedenkopf hatte die große Veranstaltung perfekt organisiert.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen Beteiligten noch einmal ganz herzlich für die großartige Aktion bedanken. Neben dem schon vorgestellten blista-Team möchte ich Herrn Thomas Pfeiffer vom Lions Club Biedenkopf und Herrn Alexander Burk, die Geschäftsleitung und das Lauf-Team der Firma Weber GmbH erwähnen. Es war ein tolles „Event“, wie man neudeutsch sagt, eine super Zusammenarbeit mit Herrn Pfeiffer und Herrn Burk, wie auch mit Frau Noll und Herrn Kelm in der blista. Ich freue mich darauf, das Projekt „blista beim Hungerlauf 2017“ hoffentlich auch im kommenden Jahr mit allen Beteiligten wieder angehen zu dürfen und dass es uns gelingt, beim 22. Hungerlauf ein noch deutlich größeres Laufteam der blista an den Start zu bringen.