Low Vision für Orthoptisten

Weiterbildung für Orthoptistinnen und Orthoptisten zum „Spezialisten für vergrößernde Sehhilfen und Low Vision Beratung“
Aufbauend auf eine abgeschlossene Ausbildung zum/zur Orthoptisten/in bietet diese Weiterbildung eine Qualifikation im Bereich Anpassung spezieller Hilfsmittel und Low Vision Beratung.
Sehbehinderung kann in jeder Altersstufe ein Thema sein. Orthoptisten/innen arbeiten in der Regel in Augenarztpraxen oder Augenkliniken. Als „Spezialist/in für vergrößernde Sehhilfen und Low Vision Beratung“ sind sie nicht mehr nur auf die klassischen Betätigungsfelder der Orthoptik beschränkt. Orthoptisten/innen haben die idealen Voraussetzungen Augenerkrankungen, die zu einer Sehminderung führen, zu erkennen und verstehen - auch die daraus folgenden Auswirkungen im Alltag.
Erschließen Sie sich neue Arbeitsfelder!
Als Spezialist für vergrößernde Sehhilfen und Low-Vision-Beratung werden Sie nicht nur in der Lage sein vergrößernde Sehhilfen anzupassen, sondern auch interdisziplinäre Netzwerke zu bilden, die erforderlich sind, den Menschen im Ganzen zu versorgen und ihm Wege zu zeigen, die ihm ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Durch ihr Spezialwissen werden Sie für ihren Arbeitgeber wertvoller oder es ergeben sich sogar ganz neue Arbeitsfelder, in denen sie vorher noch nicht tätig sein konnten, z.B. in speziellen Einrichtungen der Blinden- und Sehbehindertenhilfe, Rehabilitationseinrichtungen für Menschen mit Behinderung und / oder Sehbehinderung, Sehbehindertenambulanzen in Augenkliniken etc.
Die Weiterqualifikation ist von den Selbsthilfeverbänden DBSV (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.) und dem DVBS (Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V.) anerkannt.

Die Inhalte
Die Weiterbildung zum „Spezialisten für vergrößernde Sehhilfen und Low Vision Beratung“ wird vom Berufsverband Orthoptik Deutschland e.V. angeboten. Sie gliedert sich in 5 Module und erstreckt sich über einen Zeitraum von 2 Jahren.
Modul 1
Grundlagen der Versorgung mit vergrößernden Sehhilfen
Am Anfang werden Grundlagen der Abbildung auf der Netzhaut, das retinale Auflösungsvermögen, sowie der Optik insbesondere das Prinzip der „Sehwinkelvergrößerung“ vermittelt.
Wir befassen uns mit den häufigsten Krankheitsbildern bei sehbehinderten oder blinden Menschen und gehen hierbei auch auf die funktionalen Auswirkungen im Alltag ein
Die Vorstellung der verschiedenen Gruppen vergrößernder Sehhilfen bildet den Abschluss der Veranstaltung. Wir betrachten einfache optisch und elektronisch vergrößernden Sehhilfen und stellen die Möglichkeiten der Optimierung eines PC-Arbeitsplatzes und alltägliche praktische Hilfsmittel vor.
Modul 2
Optische Systeme als vergrößernde Sehhilfen und Hilfsmittel am PC
Das im ersten Modul erlernte Grundwissen wird weiter vertieft. Der optisch- physikalische Aufbau der einzelnen Fernrohrlupensysteme wird theoretisch und praktisch im Detail vorgestellt.
Es folgt eine Einführung in die verschiedenen technischen Möglichkeiten der Anpassung von Bildschirminhalten an die individuellen Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Menschen. Arbeitsplatzausstattungen (Soft- und Hardware) werden gezeigt und können praktisch erprobt werden.
Modul 3
Orthoptische Diagnostik und spezielle Rehabilitation im Alltag von Menschen mit Sehbehinderung
In der Rehabilitation sehbehinderter Menschen ist die Verzahnung der Ergebnisse aus der orthoptischen Diagnostik mit den danach ansetzenden Rehabilitationsmaßnahmen von immenser Bedeutung. Im ersten Teil des Moduls stehen spezielle praxisorientierte orthoptische Untersuchungen bei sehbehinderten Patienten im Mittelpunkt. Hierzu gehören z.B. das „funktionale Sehvermögen“, das Kontrastsehen, Fragen zur adäquaten Beleuchtung, die Auswirkungen von Gesichtsfelddefekten im Alltag etc.
Als Schwerpunkt der Veranstaltung folgt eine Einführung in die Bereiche „Orientierung & Mobilität“ (O&M) und „Lebenspraktische Fähigkeiten“ (LPF). Sie erfahren durch unterschiedliche Simulationseinheiten und Reflektion derselben die Komplexität und Breite einer Schulung in O&M oder in LPF. Sie werden danach in der Lage sein, die Bedeutung dieser Unterrichtsinhalte für sehbehinderte und auch blinde Menschen unterschiedlichen Alters einschätzen zu können. Zudem werden sie Betroffenen erste Hilfen bei der Beantragung entsprechender Schulungen an die Hand geben können.
Modul 4
Interdisziplinäre Zusammenarbeit – Teil 1
Das Modul widmet sich diesem Thema vor dem Hintergrund der untersuchenden und beratenden Tätigkeit. Die besonderen Bedürfnisse und Fragestellungen zu Kindern und Jugendlichen bzw. deren Eltern stehen dabei im Vordergrund.
Wer in einem Netzwerk verschiedener Wissens- und Informationsbereiche die Knotenpunkte kennt, ist erst in der Lage für den Menschen, mit dem er arbeitet, Optimales zu erreichen. So ist das Wissen um angeborene oder erworbene neurologische Störungen, die zu Ausfällen im Bereich der visuellen Wahrnehmung führen können, ebenso unverzichtbar, wie die Kenntnis von speziellen Methoden, die eine orthoptische Diagnostik auch ohne verbale Kommunikationsmöglichkeiten möglich machen.
Grundlegende Informationen über die Auswirkungen von Blindheit und Sehbehinderung auf die Entwicklung im Kindesalter und über die spezielle Frühförderung sind im Rahmen einer Beratungsfunktion genauso wichtig, wie der Überblick über mögliche Formen der Beschulung in Förderschulen oder in der Regelschule. Abschließend wird das Thema der beruflichen Bildung behandelt.
Modul 5
Interdisziplinäre Zusammenarbeit - Teil 2 -
Zu Beginn werden psychologische Aspekte einer erworbenen Sehbehinderung im Vordergrund stehen. Reaktionen wie Trauer und Verweigerung sind im Verlauf der Auseinandersetzung und Anpassung an die neue Lebenssituation „normal“. Anhand eines Phasenmodells wird das Thema „Bewältigung der eingetretenen Behinderung“ kritisch reflektiert.
Wann ist der Zeitpunkt erreicht, in dem eine Umstellung auf „Blindentechniken“ unausweichlich ist und welche Angebote gibt es in dieser schwierigen Lebenssituation? Am Beispiel der Blindentechnischen Grundausbildung der blista erfahren die Teilnehmer Wesentliches über mögliche Zielgruppen und weitere Angebote in Deutschland sowie über Konzepte, Rehabilitationsplanungen und die notwendige Begleitung der Betroffenen. Die Vermittlung sozialrechtlicher Grundlagen vor dem Hintergrund der besonderen Lebenslagen und Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Menschen und eine Einführung in die Grundstrukturen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Deutschland schließen den inhaltlichen Teil des Moduls 5 ab.
Im Überblick
Modul 1 findet im Januar 2019 statt, Modul 2 im Mai/Juni 2019, Modul 3 im September/Oktober 2019, Modul 4 im Januar 2020, Modul 5 im Mai/Juni 2020, Abschlusskolloquium mit Zertifizierung Anfang Oktober 2020.
Zeitlich ist die Weiterbildung jeweils auf Freitag (13:00 – 17:30 Uhr) und Samstag (8:30 – 17:00 Uhr) gelegt.
Anmeldeschluss: 30. November 2018
Mindestteilnehmerzahl: 10, maximal 15 Personen.
Kontakt: Berufsverband Orthoptik Deutschland e.V., Gminderstr. 22, 72762 Reutlingen
Tel.: 07121 97256 - 55, Fax: 07121 97256 - 57, E-Mail: bod(at)orthoptik.de, Internet: www.orthoptik.de
Für alle Fragen rund um die Weiterbildung steht Ihnen Herr Norbert Gorldt gern zur Verfügung, E-Mail: gorldt@blista.de