Segeltörn Reisebericht

Unser Segeltörn durch die Niederlande - ein Reisebericht

Marie Lampe*. Am 8. Juni war es endlich soweit: wir, die zehnten Klassen der blista, traten unsere langersehnte Jahrgangsabschlussfahrt in die Niederlande an. So ziemlich jeder von uns erinnerte sich gerne an die Klassenfahrten, die wir in den vorherigen Jahren gemacht hatten. Da war die Ruderfreizeit in der achten Klasse, aber auch die Skifreizeit in der neunten. Entsprechend gespannt waren wir darauf, was uns dieses Jahr erwarten würde.

Blick auf das Deck des Segelschiffes, im Hintergrund geht die Sonne unter
Blick auf das Deck des Segelschiffes, im Hintergrund geht die Sonne unter © Birgit Goebel

Geplant war eine Segelfreizeit auf dem Wattenmeer und dem IJsselmeer, dem größten Süßwassersee der Niederlande. Dieser ist mit seinen 5,5?m zwar nicht gerade tief, dafür aber perfekt zum Segeln geeignet. Um 13.30 Uhr versammelten wir uns alle an der Bushaltestelle. Jeder hatte eine Tasche und einen Schlafsack mitgebracht. Bereits im Vorfeld warnte man uns vor, nicht allzu viel Gepäck mitzunehmen, da der Platz auf den Schiffen eher begrenzt ist. Nun hieß es, 8 Stunden lang Bus fahren. Die Stimmung war großartig, schließlich freute sich jeder auf die kommenden 5 Tage. Aus Erzählungen wussten wir bereits, wie lustig die Segelfreizeit sein konnte. Außerdem hatten wir so noch einmal die Chance, Zeit miteinander zu verbringen, bevor sich nach der zehnten Klasse manche Wege trennen würden.

Gegen 21.30 Uhr erreichten wir Harlingen. Hier begann die Aufteilung der Boote. Wir hatten beschlossen, dass die Schiffe klassenweise besetzt werden sollten. Die 10a bekam das Boot „Golden Boden“, die 10b die „Boreas“ und die 10c sollte die nächsten 5 Tage auf der „Maxima“ verbringen. Zu jeder Klasse, die aus 10 bis 12 Schülern bestand, gehörten außerdem noch 2 Lehrer.

Wir schliefen in Zweier- und Viererkajüten. Diese waren nicht besonders groß, aber zum Schlafen reichte es. Jedes Schiff besaß außerdem eine kleine Küche, 2 Duschen und 2 Toiletten.

Um 22.00 Uhr trafen wir uns in der Küche, um gemeinsam unser erstes Essen an Bord einzunehmen: Chili con Carne. In den nächsten Tagen sollten wir uns selbst versorgen. Es hatten immer 2 Schüler an einem Tag gemeinsam Küchendienst. Das bedeutete: den Frühstückstisch decken, kleine Platten für das Mittagessen bereitstellen, etwas zum Abendessen kochen und natürlich abspülen, was bei hohem Seegang nicht immer ganz einfach war. Die Lebensmittel hatten wir bereits in Marburg eingekauft.

Nach unserer ersten Mahlzeit trafen wir auch den Kapitän und den Matrosen. Der Kapitän der Maxima hieß Olaf und war sehr nett. Er erklärte uns die Regeln an Bord und was es sonst noch zu beachten gab. Wasser und Strom waren auf den Schiffen zwar vorhanden, er sagte uns jedoch, dass wir sparsam damit umgehen sollten. Der Wassertank wurde abends im Hafen aufgefüllt und während des Tages mussten wir damit auskommen. Das war allerdings nie ein Problem.

Nachdem wir die Besatzung kennengelernt und alles Wichtige besprochen hatten, teilte sich die Gruppe. Einige von uns packten ihre Sachen aus, oder zumindest das, was es in den kleinen Kabinen auszupacken gab. Andere verteilten sich auf die Schiffe der Parallelklassen. Dies war uns glücklicherweise bis 23.00 Uhr erlaubt. So ging unser erster Abend in Harlingen zu Ende.

Am nächsten Tag ging‘s los. Um 8.30 Uhr versammelten sich alle zum Frühstück. Es gab frische Brötchen, Müsli, Obst und was man eben zum Frühstück isst. Wir alle waren motiviert und gespannt, was uns heute erwartete. Nach dem Frühstück hatten wir noch einmal die Möglichkeit, Harlingen zu erkunden. Um 11.00 Uhr bekam jede Klasse von ihrem Matrosen eine kleine Einweisung in das Boot und wie man segelt. Wer wollte, durfte dabei helfen, die Segel zu setzen.

Sechs Schülerinnen und Schüler sitzen lachend, mit Schwimmwesten bekleidet, auf einem heruntergelassenen Segel, dahinter stehen eine Betreuerin und ein Betreuer
Sechs Schülerinnen und Schüler sitzen lachend, mit Schwimmwesten bekleidet, auf einem heruntergelassenen Segel, dahinter stehen eine Betreuerin und ein Betreuer © Birgit Goebel

So steuerten wir also unsere nächste Station Oudeschild auf Texel an. An Deck war es kalt, was hauptsächlich am Wind lag. Ansonsten schien die meiste Zeit über die Sonne. Während wir segelten, durften wir unsere Zeit frei nutzen. Ein paar von uns halfen beim Segeln, während andere wiederum auf Bänken saßen und einfach den Tag draußen auf See genossen. Auch unter Deck herrschte Betrieb. In der Küche war es warm und gemütlich und der Küchendienst bereitete Milchreis zum Mittagessen vor. Es war aber auch eine interessante Erfahrung, sich während des Seegangs einfach ins Bett zu legen und noch ein bisschen zu schlafen.

Gegen 15.30 erreichten wir Oudeschild auf Texel, auch „Tessel“ genannt. Wieder hatten wir die Möglichkeit, uns in Kleingruppen auf der Insel umzusehen.

Zugegeben: Es war nicht besonders viel los. Die Läden, die es gab, hatten an diesem Tag geschlossen und auch sonst trafen wir eher wenige Menschen. Dafür gab es einen Laden mit Softeis. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Softeis gegessen wie in dieser Woche. Auch der Deich und das Meer waren sehr schön.

Zum Abendessen gab es Tortellini mit ­Tomatensoße. Danach verstreuten wir uns wieder auf die Insel, unsere Kajüten oder die Nachbarschiffe.

Am Dienstag ging es weiter nach „West-Terschelling“. Heute sollte das Segeln jedoch nicht ganz so einfach werden wie gestern. Wir starteten erneut um 11.00 Uhr. Der Wind stand nicht besonders günstig, sodass wir einige Male kreuzen und wenden mussten. Dies führte zwangsläufig dazu, dass sich das Schiff immer wieder auf die andere Seite neigte. Dabei gingen einige Gläser zu Bruch. Lustig war es aber allemal. Das Schiff wurde von den Wellen auf und ab geschaukelt und wer nicht seekrank war oder beim Segeln half, saß unten in der Küche. Dort gab es wieder ausreichend zu Essen: Brötchen, Obst und – was in den Niederlanden natürlich nicht fehlen durfte – Vla.

Wir legten um 17.30 Uhr im Hafen von „West-Terschelling“ an. An einer nahegelegenen Fischbude durfte sich jeder etwas zum Abendessen aussuchen. Die meisten von uns nahmen ein Kibbeling-Menü (kleine, frittierte Fischstückchen) mit Pommes.

Der Rest des Abends verlief genau wie an den vorherigen Tagen. Man kann sagen, dass „West-Terschelling“ wohl die belebteste Insel unserer gesamten Reise war. Es gab einige Souvenirläden, Museen und Supermärkte. Eine Spezialität der Insel waren Cranberries. In den Souvenirshops fanden sich unzählige, aus Cranberries hergestellte Dinge: Marmelade, Sirup, aber auch Essig und natürlich Schokolade mit Cranberries gefüllt. In der Nähe gab es auch eine Farm, auf der die Früchte wuchsen, wir kamen jedoch nicht mehr dazu, diese zu besuchen.

Am Mittwoch erreichten wir unsere nächste Insel: „Vlieland“. Diesmal war der Seegang wieder einigermaßen ruhig und entspannt. Auf „Vlieland“ angekommen besuchten wir gemeinsam den nahegelegenen Strand. Wegen der starken Strömung durften wir leider nicht im Meer schwimmen, aber man konnte sich prima in den Sand legen und sonnen.

Am Abend fand auf der Insel ein Folk-Konzert statt, das einige von uns besuchten. Das war eine gute Möglichkeit, die niederländische Kultur richtig kennenzulernen. Die Band spielte in einer kleinen Kneipe. Sie bestand aus einer Gitarre, einer Mundharmonika und einem Banjo. Zu jedem Lied wurde eine Geschichte erzählt und es war doch immer wieder erstaunlich, wie viel sich aus dem Niederländischen ins Deutsche ableiten ließ.

Am Donnerstag segelten wir zu unserer letzten Hafen: „Makkum“, eine friesische Stadt am IJsselmeer. Nun hatten wir auch endlich die Möglichkeit, im Meer zu baden. Kurz vor unserer Ankunft durfte also jeder, der wollte, ins Wasser gehen und ein bisschen schwimmen. Es war gar nicht mal so kalt und machte wirklich riesigen Spaß.

Die Gruppe tummelt sich an Deck ihres Segelschiffes im Hafen, im Vordergrund stehen zwei junge Männer
Die Gruppe tummelt sich an Deck ihres Segelschiffes im Hafen, im Vordergrund stehen zwei junge Männer © Birgit Goebel

Am Freitag ging es dann wieder zurück nach Harlingen, von wo aus wir mit dem Bus nach Marburg fahren würden. Wir kamen um 13.30 Uhr in Harlingen an, wo wir uns noch einmal im Ort verstreuten, um dann gegen 15.00 Uhr bei brüllender Hitze loszufahren. Niemand wollte so wirklich zurück und wir alle waren uns einig, dass dies eine tolle Abschlussfahrt war.

Besonders gefallen hat uns der Zusammenhalt zwischen den Klassen und der Spaß, den wir gemeinsam hatten. Abends saß man oft zusammen oder erkundete die Inseln. Wir waren froh, während der Fahrt so viel Freiheit gehabt zu haben. So durfte jeder das Segeln auf seine Art und Weise erleben. Auch die Zusammenarbeit mit der Besatzung war großartig. Wir aßen zusammen und sie sprachen oft mit uns. Ein großer Dank geht hier an die Reederei Vooruit, auch dafür, dass sie uns diese tollen Schiffe zur Verfügung gestellt haben. Danke natürlich auch an den Förderverein „Freunde und Förderer der Carl-Strehl-Schule“, der es uns möglich gemacht hat, diese Fahrt zu finanzieren, und an unsere Lehrerinnen und Lehrer für die hervorragende Organisation. Danke!

* Schülerin Klasse 10c