Buchtipp

Krimi

Im Moment scheint der Büchermarkt nahezu leer gefischt. Diesmal ging mir zum Thema Sehbehinderung/Blindheit nur ein kleiner Beifang ins Netz. Krimifans kennen Wolf Haas und seine Brenner-Reihe. Brenner, ein ehemaliger Polizist, der wegen seiner zermürbenden Langsamkeit aus dem Dienst geekelt wurde, betätigt sich seitdem als Privatdetektiv und löst seine Fälle über gedankliche Umwege. Der Band „Müll“ ist der neunte in der Brennerreihe.

Buchcover von Wolf Haas: Müll. Ein schwarzer, voller, zugeknoteter Müllsack bildet den Hintergrund für den Buchtitel.
„Müll“ von Wolf Haas ist in der DBH unter der Bestellnr. 1552251 als DAISY-Hörbuch ausleihbar. Das Buch von Robert Kurson hat die Bestellnr. 640961

Diesmal geht es um Organtransplantation und grenzübergreifenden illegalen Organhandel. Ein dreijähriger Bub stirbt bei einem Autounfall. Am Steuer der sehbehinderte und betrunkene Vater. Die Organe des Jungen werden von der Schwester des Vaters zur Transplantation freigegeben. Die Augen, also ein Teil von ihnen, die Iris, bekommt ein dreijähriges Mädchen. Ich zitiere: "Und gegen wen hat er (der Vater) prozessiert?“ (…) „Gegen seine Schwester. Die hat unterschrieben. Damit ihre sehbehinderte Tochter die Iris gekriegt hat.“ „Sehbehindert? Wie schwer war die sehbehindert?“ „Praktisch blind“, hat der Kopf gesagt. „Blind?“  Nun, wir wissen ja als Kenner, dass „praktisch blind“ nicht absolut blind bedeuten muss, dass ein kleiner Sehrest vielleicht noch vorhanden war. 20 Jahre später sieht dieses Mädel mit der gespendeten Iris wie ein Adler. Nun darf man sich einmal fragen, wie realistisch dieses Seh-Szenario ist, das Haas in seinem Krimi schildert? Dazu möchte ich zwei bereits vor einigen Jahren von mir besprochene Bücher empfehlen, die nichts an Aktualität verloren haben, um mit einigen Mythen über das „Wieder-sehen-Können“ von ehemals blinden Menschen aufzuräumen. In beiden Büchern wird der Auge-Gehirn-Komplex gut verständlich behandelt – unterhaltsamer und informativer als in so mancher Fortbildung. Und ja, der Brenner-Krimi ist auch ganz unterhaltsam.

Sehen mit allen Sinnen/Mein Weg aus der Blindheit – Inez De Florio-Hansen/blistaNews 2/2021
Inez de Florio-Hansen, Jahrgang 1943, ist seit ihrer Geburt hochgradig sehbehindert. 1991, im Alter von 48 Jahren, bekommt sie ihr Augenlicht durch eine Operation zurück.  Sie beschreibt in ihrem Buch eindrücklich was die Worte „wieder sehen können“ für sie konkret bedeuten.

Der Blinde, der wieder sehen lernte –  Robert Kurson/blistaNews 1/2009 Kurson erzählt die Geschichte von Mike May, der nach über 40 Jahren Blindheit von der Möglichkeit erfährt, seine Sehfähigkeit, die er im Alter von drei Jahren durch einen Unfall verloren hatte, durch eine Operation wiederzuerlangen. Kurson schildert in seinem gelungenen Buch ausführlich, was Mike May nach erfolgreicher Operation tatsächlich sehen kann und was nicht.