Dem Reha-Fachkräftemangel entgegentreten

Eine Szene aus dem LPF-Unterricht: Eine Rehafachkraft erklärt einer Schülerin das Apfelschälen.

Deutliche Erhöhung der Kapazitäten für die Weiterbildungen zur Reha-Fachkraft an der blista

Von Dr. Werner Hecker

Die blista hat in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um dem Mangel an Reha-Fachkräften für die Bereiche „Orientierung und Mobilität“ (O&M) und „Lebenspraktische Fähigkeiten“ (LPF) entgegenzuwirken. Ziel war es, mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und die Absolventenquote zu steigern.
In der Vergangenheit bot die staatlich anerkannte Fachschule für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation an der blista eine 1 ½ -jährige Weiterbildung in Vollzeit für jeweils maximal neun Teilnehmende mit der kombinierten Qualifikation für beide Rehafelder O&M und LPF an. Die Gesamtzahl der Absolventinnen und Absolventen der letzten sieben Weiterbildungsdurchgänge lag in den knapp 13 Jahren seit 2006 bei insgesamt 49 Personen.

Vor dem Hintergrund des sich schon seit Längerem abzeichnenden Fachkräftemangels erschien die Erhöhung der Weiterbildungsplätze und der Absolventenquote als eine vordingliche Aufgabe. Der Bedarf nach Unterricht ist deutschlandweit vielerorts groß und in einigen Regionen ist die Situation bereits regelrecht verzweifelt.

Neues berufsbegleitendes Weiterbildungsangebot seit 2017

Ein erster, wesentlicher Meilenstein für die Erhöhung der Kapazitäten war die Etablierung eines gemeinsamen Konzepts für zusätzliche berufsbegleitende Weiterbildungen zur Reha-Fachkraft mit nur einem Rehafeld (O&M oder LPF). Dieses wurde in einer länderübergreifenden Zusammenarbeit der blista, des IRIS-Instituts (Hamburg), dem SZBlind (Schweiz) und dem Odilieninstitut (Österreich) entwickelt und realisiert. Mittlerweile sind die ersten Weiterbildungsdurchgänge der berufsbegleitenden Qualifikation zur Rehabilitationsfachkraft für LPF (in Marburg) und für O&M (in Hamburg) abgeschlossen und die neuen Durchgänge haben begonnen.

An der blista wurden im ersten Durchgang 2017/18 acht neue Reha-Fachkräfte für LPF qualifiziert; am aktuellen Durchgang nehmen zwölf Personen teil, die ihre Weiterbildung spätestens im Februar 2021 abschließen werden.

Vollzeitweiterbildung in zwölf Monaten ab 2020

Um die Vollzeitweiterbildung an der staatlich anerkannten Fachschule niedrigschwelliger und sowohl für Interessenten als auch für ggf. entsendende Einrichtungen attraktiver zu gestalten, wurden das Konzept und das Curriculum weiterentwickelt und verändert. Die Ausbildungsdauer wurde auf zwölf Monate verkürzt; die Teilnehmenden müssen sich künftig für einen Reha-Schwerpunkt, O&M oder LPF, entscheiden. Der zweite Schwerpunkt kann bei Interesse in einem der Folgekurse mit deutlich verkürzter Präsenzzeit in Marburg nachgeholt werden. So wie in der berufsbegleitenden Qualifikation wird künftig bei Vorliegen der erforderlichen Rahmenbedingungen auch in der Vollzeitweiterbildung die Möglichkeit eingeräumt, die eigene Unterrichtspraxis in O&M oder LPF als Lehrpraktikum an der eigenen Einrichtung bzw. in Heimatnähe zu absolvieren. Die erforderliche Präsenzzeit in Marburg verkürzt sich dadurch auf ca. acht Monate. Darüber hinaus wurde die maximale Teilnehmerzahl auch in der Vollzeitausbildung von neun auf zwölf erhöht.

Auch die veränderte Weiterbildung führt zu einem staatlich anerkannten Abschluss und ist aus diesem Grunde, anders als die berufsbegleitende Qualifikation, förderfähig durch das sogenannte „Aufstiegs-BAföG“.

Die neue Ausrichtung scheint die erwünschte Wirkung zu haben. In dem im Februar 2020 beginnenden Kurs sind aktuell bereits neun Plätze belegt bzw. verbindlich reserviert; aufgrund entsprechender Anfragen und Interessenbekundungen weiterer Personen und Einrichtungen hoffen wir den Kurs dann tatsächlich mit zwölf Teilnehmenden durchführen zu können. Einrichtungen, die um eine Reservierung eines Platzes gebeten haben, sollten nun zeitnah Bewerbungen von konkret Interessierten veranlassen, um sich noch einen Platz zu sichern.

Fazit

Unter der Voraussetzung, dass alle Teilnehmenden den Abschluss schaffen, würde die Weiterbildungsstätte der blista mit zwölf Personen in der berufsbegleitenden Weiterbildung und zwölf weiteren Studierenden an der Fachschule bis Februar 2021 insgesamt 24 neue Reha-Fachkräfte qualifizieren.

Langfristig ist geplant, in einem Zeitraum von drei Jahren jeweils zwei Vollzeitkurse und eine berufsbegleitende Weiterbildung anzubieten. Bei voller Belegung könnten somit in Drei-Jahres-Zyklen jeweils 36 neue Reha-Fachkräfte durch die blista qualifiziert werden. Die Zahl der Teilnehmerplätze wurde damit gegenüber der Vergangenheit verdoppelt. Zusammen mit den durch das IRIS-Institut angebotenen Kursen wären diese Kapazitäten ausreichend, um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass entsprechend viele Interessenten für die Weiterbildungen gewonnen werden können. Neben der Erweiterung der finanziellen Förderung der Weiterbildungskosten bildet dafür die Erhöhung des Bekanntheitsgrades des Berufsbildes eine vordringliche Aufgabe!