„Die sportlichen Möglichkeiten an der blista begeistern mich"

Interview mit Heinz Wagner, Präsident des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes (HBRS)

blista-News: Wie sind Sie persönlich zum Behinderten- und Rehabilitationssport gekommen?

Heinz Wagner: Ich hatte 1985 mit 31 Jahren einen sehr starken Herzinfarkt, inklusive Herzstillstand und langem Aufenthalt auf der Intensivstation. In der Herzsportgruppe war ich dann der Jüngste und habe eine Übungsleiterausbildung gemacht. So bin ich in diesen Bereich reingerutscht und wurde 1997 Vize-Präsident des HBRS und bin seit über fünf Jahren jetzt als Präsident in ganz Hessen unterwegs.

Heinz Wagner und Patrick Temmesfeld stehen auf dem Mittelweg des blista-Campus zusammen und sprechen miteinander.
HBRS-Präsidenten Heinz Wagner im Gespräch mit Patrick Temmesfeld, dem Vorstandsvorsitzenden der blista

blista-News: Wieviele Vereine und Organisationen sind im HBRS organisiert?

Heinz Wagner: Wir haben rund 600 Vereine und Organisationen, die bei uns Mitglied sind. Die Bandbreite ist riesengroß. Von den Rollstuhl-Basketballer*innen, die in der Bundesliga spielen und unter Profibedingungen arbeiten bis zu Kegelgruppen und den unterschiedlichsten Breitensportarten. Einen großen Bereich bildet der Fußball, bei dem es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom gab. Und die blista ist natürlich auch kräftig mit dabei.

blista-News: Erinnern Sie sich noch an ihren ersten Kontakt zur blista und wie sieht die heutige Zusammenarbeit aus?

Heinz Wagner: Als vor einigen Jahren der Blindenfußballplatz im Marburger Stadtteil Cappel eingeweiht wurde, habe ich mit dem damaligen Marburger Oberbürgermeister Egon Vaupel zusammen die Einweihung vorgenommen und war total fasziniert von dieser, für mich neuen Sportart. Aus diesem ersten Kontakt ist eine intensive Zusammenarbeit gewachsen. Wir haben eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben und die blista ist auch Mitglied im HBRS. Die sportlichen Möglichkeiten, die die blista ihren Schüler*innen bietet, begeistern mich sehr. Deswegen war es mir auch ein so großes Anliegen, dass wir an der blista eine Lehrertrainer-Stelle schaffen konnten. Markus Zaumbrecher macht da herausragende Arbeit und die hessischen Para-Judoka sind die erfolgreichste Jugendabteilung Deutschlands. Das freut mich sehr.

blista-News: Was könnten Sie sich darüber hinaus noch für die Zusammenarbeit vorstellen?

Heinz Wagner: Das ganze HBRS-Team und auch ich persönlich würden es uns wünschen, dass die blista eine „Eliteschule des Sports“ wird. Auf dem Weg dahin müssen aber noch einige Hürden genommen werden.
Ich kenne keine andere Schule, wo die Bedingungen dafür so hervorragend sind. Mit Rudern, Goalball, Ski Alpin, Judo und Blindenfußball sind fünf paralympische Disziplinen am blistaCampus präsent. Das ist super. Deshalb ist die  blista ja auch paralympisches Nachwuchsleistungszentrum. Zudem würde ich mich über die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Blindenfußballern sehr freuen.

blista-News: Was würden Sie sich für die Zukunft des Behindertensports  allgemein  wünschen?

Heinz Wagner: Dass mehr Menschen mit Behinderung sich trauen, sportliche Betätigung mal auszuprobieren. Über 50% der Menschen mit Behinderung hatten leider bislang noch keine Berührungspunkte mit Sport, weil ihnen auch die Betätigungsmöglichkeiten fehlen.  Außerdem, bei allem Leistungsgedanken, wünsche ich mir, dass der Spaß beim Sport immer im Vordergrund steht. Und für 2024 wünsche ich mir, dass vielleicht auch Leute aus der blista, ob als Aktive oder als begeisterte Fans, in den Zug nach Paris steigen um bei den Paralympics live mit dabei zu sein.

Das Interview führte Thorsten Büchner.