„Nicht stehenbleiben und die Herausforderungen annehmen“

Interview mit Karsten McGovern, dem Verwaltungsratsvorsitzenden der blista

Der blista-Verwaltungsrat von links nach rechts: Manfred Scharbach (ABSB), Dr. Karsten McGovern (Vorsitzender), Christiane Möller (DBSV), Dr. Michael Richter (rbm gGmbH), Hans-Werner Lange (DBSV-Präsident), Andreas Bethke (DBSV), Ursula Weber (DVBS)

blista-News: Können Sie sich zu Beginn unseres Gesprächs vielleicht unseren Leser*innen kurz vorstellen?

Karsten McGovern: 1964 in Bad Dürkheim an der Weinstraße geboren. Seit vielen Jahren glücklich verheiratet und stolz auf unsere beiden erwachsenen Kinder. Ich hatte und habe das Glück, mein politisches Interesse z.B. an einer Verbesserung von Teilhabechancen junger Menschen oder auch am Klimaschutz ehrenamtlich sowie auch beruflich in verschiedenen Funktionen verfolgen zu können.

blista-News: Bereits vor Ihrer jetzigen Tätigkeit im Verwaltungsrat waren Sie für die blista engagiert. Sie haben beispielsweise die Schulentwicklung der letzten Jahre maßgeblich begleitet und mit angestoßen. Erinnern Sie sich noch an ihre erste Begegnung mit der blista überhaupt?

Karsten McGovern: Meine erste Begegnung war etwas frustrierend, da ich fürs Vorlesen bei der Hörbücherei nicht genommen wurde. Ich kann das nämlich nicht gut, wie ich mir dann auch eingestehen musste. Mit der blista verbinde ich aber neben einigen beruflichen Kontakten als Sozialdezernent des Landkreises Marburg-Biedenkopf auch sehr schöne Erlebnisse, da unsere Tochter Melina am Judo bei der blista teilnahm und auch später als Trainerin tätig war.

blista-News: Was machen Sie sonst, wenn Sie sich nicht gerade als Verwaltungsratsvorsitzender für die blista einsetzen?

Karsten McGovern:  Beruflich bin ich Geschäftsführer der hessischen Landesenergieagentur. Wir unterstützen beim Energie sparen, bei mehr Energieeffizienz in der Produktion oder von Gebäuden und beim Ausbau erneuerbarer Energien. Ehrenamtlich bin ich noch für den Landeswohlfahrtsverband Hessen in der Verbandsversammlung tätig und setze mich seit vielen Jahren dafür ein, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt leben können und gleichberechtigte Chancen zur Gestaltung ihres Lebens erhalten.

blista-News: Vielleicht zurück zur ehrenamtlichen Arbeit im Verwaltungsrat. Was sind die Aufgaben des Verwaltungsrates? Wie kann ich mir den Alltag in diesem Gremium vorstellen?

Karsten McGovern: Der Verwaltungsrat ist von der Mitgliederversammlung der blista bestimmt. Er kann wichtige Entscheidungen, wie zum Beispiel die Besetzung der Vorstandsfunktionen oder die Verwendung von Geldern, treffen. Außerdem berät und kontrolliert er die Vorstandstätigkeit. Der Alltag besteht vor allem darin, dass wir uns mehrmals im Jahr treffen und über für die blista wichtige Themen beraten.

blista-News: Mit welchen Themen beschäftigt sich der Verwaltungsrat aktuell?

Karsten McGovern: Aktuell ging es um die Mitgliederversammlung, die z.B. über die Prüfung des Geschäftsjahres 2021 und damit die richtige Verwendung der Gelder beraten hat. Klingt sehr nüchtern, aber dahinter steckt auch viel Inhalt, da dieses Geld ja zum Beispiel auch für die Weiterentwicklung der blista zu einem Zentrum für inklusives Lernen genutzt wurde. Dieses Zentrum gilt es jetzt so auszugestalten, dass Kinder und Jugend-liche sehr gut gefördert werden und große Chancen auf Teilhabe im Leben und Beruf haben. Und das gilt für die blinden und sehbehinderten sowie für die sehenden Schüler*innen gleichermaßen. 

blista-News: Was sind für Sie die Herausforderungen der nächsten Zeit?

Karsten McGovern: Eine Herausforderung besteht darin, dass der Schulneubau für die Montessori-Schule nicht nur finanziell gut gelingt, sondern die Schüler*innen der Montessori-Schule mit denen der Carl-Strehl-Schule gut zusammen am blistaCampus auskommen, voneinander profitieren und es hoffentlich auch viele Freundschaften gibt. Eine weitere Herausforderung ist, dass wir uns weiter als professioneller, engagierter Leistungserbringer beweisen und davon auch die Kostenträger überzeugen. Und nicht weniger wichtig ist, dass die blista mit ihren Angeboten gut bekannt ist. Es gibt jedes Jahr wieder Menschen, die davon erfahren müssen, dass es bei uns ein sehr attraktives Ausbildungs-, Bildungs- und Förderangebot gibt.

blista-News: Sie haben in Ihren früheren Tätigkeiten in der Politik viele Einrichtungen und Bildungsträger kennengelernt. Was zeichnet in Ihren Augen die blista aus?

Karsten McGovern: Die blista zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass hier blinde und sehbehinderte Menschen maßgeblich ein hervorragendes Bildungs-, Integrations- und Inklusionsangebot organisieren, indem sie sich seit vielen Jahren in der Mitgliedschaft, im Verwaltungsrat und in der Belegschaft engagieren.
Außerdem zeichnet die blista aus, nicht stehen zu bleiben, sondern die Herausforderungen anzunehmen und zu zeigen, dass Inklusion ein Gewinn für alle ist, indem z.B. das multidimensionale Lernen nicht nur blinden- und sehbehinderten Lernenden zugutekommt, sondern auch den sehenden. Und, dass die hier bei der blista erlebte Vielfalt auch gemeinschaftsstiftend ist.

Und die blista ist weiterhin ein Kompetenzzentrum, das blinden und sehbehinderten Menschen – und künftig übrigens auch taubblinden Menschen – ein hervorragendes Unterstützungs- und Trainingsangebot macht. Das hilft nicht nur bei der Alltagsbewältigung, sondern sorgt auch für Selbstbewusstsein, persönliche und berufliche Entfaltungsmöglichkeiten und animiert einige sogar zu musikalischen und sportlichen Höchstleistungen.

blista-News: Was wünschen Sie der blista für die Zukunft?

Karsten McGovern: Viele engagierte Menschen, die für den gemeinsamen Erfolg sorgen.

Das Interview führte Thorsten Büchner.