"Unser Job ist Kommunikation"

Die Interviewrunde an der Sitzgruppe auf dem unteren Schulhof. Ganz links Thorsten Büchner mit dem Rücken zum Betrachter, gegenüber Vorstandsvorsitzender Patrick Temmesfeld, rechts der stellvertretende Vorstand Maarten Kubeja.

Patrick Temmesfeld und Maarten Kubeja bilden seit dem 1. August das neue Vorstandsduo der blista. Im Interview mit Thorsten Büchner erzählen sie von ihrem Arbeitsalltag und beschreiben, was die blista auszeichnet.

blista-News: Herr Temmesfeld, im Sommer 2019 kamen Sie als stellvertretender Vorsitzender neu an die blista. Wie waren Ihre ersten drei Jahre und was hat sich für Sie verändert, seit Sie die Nachfolge von Claus Duncker als Vorstandsvorsitzender der blista angetreten haben?

Patrick Temmesfeld: Das dominierende Thema in den letzten Jahren war der Umgang mit der Corona-Pandemie, die uns seit Anfang 2020 vor ziemliche Herausforderungen gestellt hat. Wie gestalten wir den Schulbetrieb und das Miteinander unter solchen, bislang unbekannten, Bedingungen? Das hat uns allen jede Menge abverlangt. Ich finde aber, dass uns das wunderbar gelungen ist. Wir konnten zu jeder Zeit den Schulbetrieb aufrechterhalten, hatten ziemlich direkt zu Pandemiebeginn schon barrierefreie Videokonferenzsysteme am Start. Da zahlte es sich aus, dass wir an der  blista schon immer stark auf Digitalisierung gesetzt haben. Die Pandemie war und ist eine schwierige Zeit, wo wir aber immer darauf bedacht sind, aufeinander zu achten. Wir haben diese Zeit dann auch für viele, innere Prozesse genutzt, um neue Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten zu entwickeln. Unseren Campustag oder ein Mentor*innenprogramm im Internatsbereich zum Beispiel.

Die größte Veränderung für mich persönlich seitdem ich nun Vorstandsvorsitzender bin, ist, dass sich mein Terminkalender erheblich verändert hat. Im Team mit  meinem neuen Vorstandskollegen Maarten Kubeja haben sich auch Aufgabenbereiche innerhalb des Vorstands verändert. Dazu kommen verstärkt repräsentative Aufgaben, was ich ungemein spannend und bereichernd finde. Meine Arbeitstage sind, ehrlich gesagt, noch spannender und vielfältiger geworden, weil jeder Arbeitstag anders ist als der davor.

blista-News: Herr Kubeja, Sie sind ja bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Funktionen für die blista tätig. Zuletzt als Gesamtleiter des dezentralen Internats. Seit Anfang August sind Sie nun der stellvertretende Vorsitzende der blista. Möchten Sie sich unseren Leser*innen vielleicht trotzdem kurz vorstellen und auch erzählen, was Sie vor ihrer  blista-Zeit gemacht haben?

Maarten Kubeja: Ich bin 54 Jahre alt, verheiratet und habe einen volljährigen Sohn. Zur blista hatte ich bereits in meinem Pädagogikstudium Ende der 80er-Jahre Kontakt, habe beruflich aber dann erst andere Wege eingeschlagen. Ich habe etwa als Jugendpfleger und beim Bildungswerk der hessischen Wirtschaft in der Berufsvorbereitung von jungen Erwachsenen gearbeitet. Dieser Job führte mich dann zur Firma Integral, wo ich die Leitung des Recyclinghofes übernahm. Mit der Zeit hat mir dort aber die pädagogische Arbeit gefehlt und so kam ich Anfang 2009 als Internatsbereichsleiter an die blista. Hier gehörte ich dann zum ersten Jahrgang des Weiterbildungsmasters Blinden- und Sehbehindertenpädagogik an der Philipps-Universität und war dann schließlich seit 2014 als Gesamtleiter für das dezentrale Internat der blista zuständig.

blista-News: Wie sieht der Arbeitsalltag eines blista-Vorstands aus und was sind Ihre jeweiligen Aufgabenbereiche innerhalb der blista?

Patrick Temmesfeld: Unser Alltag ist dadurch geprägt, dass wir für unterschiedliche Abteilungen und Ressorts, die es an der blista gibt, zuständig sind. Dazu treffen wir uns mit den jeweiligen Ressort- und Abteilungsleiter*innen, um die anstehenden Dinge zu besprechen. Wo stehen wir gerade? Wo wollen wir mit der Abteilung und den Angeboten hin? In unserer Verteilung bin ich für die Carl-Strehl-Schule, die Montessori-Schule, unser Ressort focus arbeit mit dem Beratungs- und Schulungszentrum sowie unserem Zentrum für berufliche Bildung und für unser Ressort Zentrum für Barrierefreiheit verantwortlich. Dazu kommen dann noch Stabsstellen wie Bau oder Öffentlichkeitsarbeit. Ansonsten besteht mein Alltag auch aus vielfältigen Besuchen von Menschen aus Politik und Gesellschaft, mit denen die blista in engem Austausch steht. Wir engagieren uns in Netzwerken auf kommunaler, regionaler und bundesweiter Ebene, im Zusammenspiel mit der Selbsthilfe und den anderen Förderzentren für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung. Das nimmt auch einen großen Anteil meiner Arbeit ein, weil das total wichtig für unsere gemeinsame Arbeit ist und die blista auch weiterbringt.
Und dann kommt natürlich ab und zu jemand im Büro vorbei, meistens kombiniert mit der Formulierung „Darf ich mal kurz stören?“ und erweitert so meinen Arbeitsalltag.

Maarten Kubeja: Ich bin für die Bereiche Internat, RES und das Montessori-Kinderhaus zuständig. Dazu kommen unsere Stabsstellen für die UN-Behindertenrechtskonvention und für das Fördermanagement sowie die Arbeitssicherheit.
Aus meiner Sicht besteht unser Job hauptsächlich aus Kommunikation. Nach innen und nach außen. Ich verstehe meine Aufgabe als blista-Vorstand darin, dass es darum geht, die Angebote der blista für die unterschiedlichen und diversen Zielgruppen weiterzuentwickeln und zu gestalten. Natürlich nicht als Vorstand alleine, sondern im Zusammenspiel mit den unzähligen motivierten Kolleg*innen aus den unterschiedlichen Abteilungen der blista zusammen.

Patrick Temmesfeld (links im Foto) und Maarten Kubeja (rechts) sitzen über Eck an einem Tisch im Freien und unterhalten sich angeregt. Beide wirken vergnügt.

blista-News: Worauf freuen Sie sich in ihrer neuen Tätigkeit besonders?

Maarten Kubeja: Auf die Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen, gerade auch aus den Abteilungen, mit denen ich bislang nicht so viele Berührungspunkte hatte. Denn das macht die blista aus, finde ich. Gute Zusammenarbeit, Kooperation, Motivation und Fachkenntnis der vielen Fachleute, die wir hier unter einem Dach vereinen. Ein Teil davon zu sein, macht die Funktion eines blista-Vorstands so attraktiv und spannend.

Patrick Temmesfeld: Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Maarten Kubeja, weil er für das, was die blista braucht und wo sie hinwill, die Idealbesetzung ist. Ansonsten geht es mir wie Herrn Kubeja. Das Tolle an der blista ist ihre Fachkompetenz, aber auch, dass wir uns darauf nicht ausruhen und für Veränderungen und Neuerungen bereit sind. Das mit zu verantworten und mitzuerleben, macht unheimlich viel Freude.

blista-News: Was sind die Aufgaben und Herausforderungen der nächsten Zeit?

Patrick Temmesfeld: Es wird darum gehen, viele Impulse, die während der letzten Jahre entstanden sind, aufzugreifen und umzusetzen. Die beiden Schulen auf dem Campus noch mehr miteinander zu verzahnen wird auch eine wichtige Aufgabe sein. Dazu kommt unser Schulneubau genau zum richtigen Zeitpunkt mit dazu. Und ... - im nächsten Sommer wartet ja da noch so ein kleiner Kongress auf uns alle.

Maarten Kubeja: Für Außenstehende ist das sicher kaum wahrnehmbar und interessant, aber für die blista sehr wichtig. Im kommenden Jahr steht eine neue Verhandlungsrunde im Zusammenhang mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) in Sachen Leistungs- und Vergütungsvereinbarungen an. Und natürlich freuen wir uns riesig darüber, den VBS-Kongress ausrichten zu dürfen.

blista-News: Was erwartet die Gäste vom 31. Juli bis zum 4. August beim VBS-Kongress?

Patrick Temmesfeld: Wir hoffen auf 500 bis 600 Teilnehmende aus allen Bereichen der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, ein buntes Miteinander, fachlichen Austausch und Input aus Wissenschaft und Forschung. Die blista wird sich und ihre Arbeit vorstellen und zusammen mit der Stadt Marburg als guter und sympathischer Gastgeber präsentieren.

blista-News: Zum Abschluss: Im Winter haben viele Menschen mehr Zeit zu lesen. Gibt es Bücher, die Sie unseren Leser*innen ans Herz legen möchten?

Maarten Kubeja: Ich lese sehr gerne die Romane von Wolfgang Schorlau um den Privatermittler Georg Dengler. In diesen Krimis geht es immer um ein gesellschaftlich relevantes Thema, dass fundiert recherchiert und spannend aufbereitet wird. Außerdem, ist allerdings ein wenig deftiger, die Psychothriller von Max Bentow.

Patrick Temmesfeld: Mein Tipp sind die Thriller von Dan Brown rund um Robert Langdon, weil man darin unheimlich viel lernen kann, etwa über künstliche Intelligenz. Die bayerischen Krimis von Jörg Maurer um Kommissar Jennerwein kann ich auch allen Leser*innen sehr empfehlen. Und: Wer es romantisch mag, wird mit den beiden Büchern von Daniel Glattauer „Alle sieben Wellen“ und „Gut gegen Nordwind“ sehr gut unterhalten.