Eine Bündelung von Kompetenzen

Susanne Patze (li.) und Berit Rougier

Interview zu den ersten hundert Tagen „blista Frankfurt“

Seit dem 15. Oktober letzten Jahres bietet „blista Frankfurt“ auch im Rhein-Main-Gebiet Beratungs- und Schulungsangebote für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung. Dabei kooperiert die blista eng mit dem „Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen“ (BSBH) und dem BFW Würzburg.

Im Interview berichten der stellvertretende Direktor der blista, Jürgen Nagel, und Susanne Patze, Mitarbeiterin von „blista Frankfurt“ für Beratung, Jobcoaching und Rehamanagement, über die Angebote und die ersten Erfahrungen vor Ort.

blista-news: Was waren die Beweggründe mit „blista Frankfurt“ die Angebote im Beratungs- und Schulungsbereich auch im Ballungsraum Rhein/Main anzubieten?
Jürgen Nagel: Wir wollten schon länger unsere Angebote im Beratungs- und Schulungsbereich auch Menschen in anderen Regionen anbieten, dort wo die Ratsuchenden ihren Lebensmittelpunkt haben. Erste Schritte hatten wir schon mit dem Büro für die blista-Tochtergesellschaft „focus arbeit gGmbH“ unternommen. Es ergab sich dann die Chance, nach dem Umzug des BSBH, gemeinsame Räumlichkeiten inmitten der Frankfurter Innenstadt zu beziehen. Zudem möchten wir unseren blista-Absolventinnen und Absolventen den Einstieg in Ausbildung oder den Beruf erleichtern, indem wir in einem der wichtigsten Ballungs- und Wirtschaftsräume Deutschlands präsent sind und vor Ort unterstützen können.

blista-news: Was bietet „blista Frankfurt“ Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung?
Susanne Patze: Wir unterstützen, beraten und schulen zu allen beruflichen Fragen. Neben Low-Vision-Beratung, Schulungen und Überprüfungen im EDV-Bereich und individueller Jobberatung bieten wir auch ab Juni die durch die Kostenträger finanzierte Qualifizierungsmaßnahme „PROJob!“ an. Wir verfügen über einen Schulungsraum mit acht blinden- und sehbehindertengerechten PC-Arbeitsplätzen, einen nach den modernsten Anforderungen ausgestatteten Low­Vision-Raum und einen Beratungsraum der auch für Einzelschulungen genutzt werden kann. Meine Kollegin Berit Rougier und ich sind vor allem für „Beratung, Jobcoaching und Rehamanagement“ zuständig, während die Schulungen in EDV, die Punktschriftkurse und die LowVision-Beratung von Kooperationspartnern aus der Region durchgeführt werden. Die Unterrichtsbereiche „Orientierung und Mobilität“ sowie „Lebenspraktische Fähigkeiten“ werden entweder durch Kollegen aus Marburg oder von Fachkräften des BSBH übernommen. Zudem begleiten wir, wenn Bedarf besteht, Auszubildende während ihrer Ausbildung. Diese Begleitung kann beispielsweise auch durch das „persönliche Budget“ finanziert werden.

blista-news: Wie sieht eine solche Begleitung aus?
Susanne Patze: Über die Begleitung bei der Beantragung von Hilfsmitteln, deren optimale Nutzung bis hin zur Unterstützung in der Berufsschule oder dem Ausbildungsbetrieb ist alles möglich. Wir helfen im Betrieb und in der Berufsschule möglichst optimale Ausbildungs- und Weiterbildungsbedingungen herzustellen.

Der Beratungsraum von „blista Frankfurt“

blista-news: Welche Rolle spielt die Nähe und Kooperation zum „BSBH“ und dem BFW Würzburg, das ebenfalls ein Büro dort besitzt?
Jürgen Nagel: Im Mittelpunkt stehen die Ratsuchenden. Die Bündelung von Kompetenzen unter einem Dach mit Anbietern von beruflicher Weiterbildung wie dem BFW Würzburg, von Schulungs- und Beratungsangeboten wie der blista und der Blindenselbsthilfe, wie dem „BSBH“ bieten Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung aus der Region einen enormen Vorteil und erleichtern die Teilhabe, nicht nur im beruflichen Kontext.

blista-news: Wie sind Ihre ersten Erfahrungen nach 100 Tagen „blista Frankfurt“?
Susanne Patze: Zu uns kommen Ratsuchende jeden Alters. Etwa eine junge Frau, die während ihrer Ausbildung eine enorme Sehverschlechterung zu beklagen hatte. Dann schauen wir, wie wir sie darin unterstützen und begleiten können, dass sie die Ausbildung fortsetzen und erfolgreich absolvieren kann. Uns kontaktieren aber auch Leistungsträger wie Rentenversicherungen, Arbeitsagenturen oder Jobcenter. Das ist besonders erfreulich, da uns, denke ich, mit Sicherheit der bekannte Name „blista“ auch im Frankfurter Raum sehr weiterhilft.
Jürgen Nagel: Der Status von „blista Frankfurt“ als „vergleichbare Einrichtung zur beruflichen Rehabilitation“ nach § 51 SGB IX und unsere AZAV-Zertifizierung helfen schon sehr, um für einen Kostenträger als Partner in Frage zu kommen.

blista-news: Gibt es für die Zukunft bereits weitere Ideen?
Susanne Patze: Wir planen demnächst eine ambulante und mobile BTG (blindentechnische Grundrehabilitation), um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, denen es aus familiären oder anderen Gründen nicht möglich ist, unsere BTG in Marburg zu besuchen.
Jürgen Nagel: Die Inklusion ist der blista auch im beruflichen Bereich sehr wichtig. Daher ist es ein weiteres Ziel von „blista Frankfurt“ mit allgemeinen Anbietern von beruflicher Bildung, wie dem BFW Frankfurt, zu kooperieren um eben auch dort Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung ­Beratung und Unterstützung im Ausbildungsprozess anbieten zu können.
[Interview: Thorsten Büchner, Fotos: blista]

Weitere Informationen
Ausführliche Informationen über die Angebote von „blista Frankfurt“ finden Sie unter http://www.blista.de/blista-frankfurt und unter anderem eine detaillierte Wegbeschreibung.

Kontakt
blista Frankfurt. Reha-Beratungs- und Schulungszentrum
Börsenstraße 14 / Ecke Hochstraße, 60313 Frankfurt
Telefon: 069 403561-35, E-Mail: Rehazentrum-Frankfurt@blista.de

Die Terminvergabe für die Low Vision-Beratung erfolgt durch den BSBH/Blickpunkt Auge, Telefon: 069 150596-80