"Der Blindenfußball hat sich weiterentwickelt

- genau wie ich"

2012 war für die Blindenfußballer der SF BG blista Marburg ein ganz besonderes Jahr. Vor zehn Jahren wurde die Mannschaft zum zweiten Mal, nach 2008, Deutscher Meister im Blindenfußball. Außerdem wurden die blista-Kicker bei der Leserwahl der „Oberhessischen Pres-se“ zur „Mannschaft des Jahres“ gewählt. Ihr damaliger Trainer, Peter Gößmann, entschied die Publikumswahl als „Trainer des Jahres 2012“ für sich. Welche Rolle spielt der Blindenfußball eigentlich heute im Leben der damaligen Meistermannschaft? Und was machen sie außerhalb des Platzes? Fünf Meisterspieler von 2012 geben einen Einblick.

Die Blindenfußballmannschaft jubelt hinter dem "Deutscher Meister"-Schild. Im Hintergrund ragt ein Fernsehturm in den Himmel.

Thomas Horn

Mir hat der Blindenfußball immer sehr viel bedeutet. Ich durfte durch ihn viele Dinge und Orte erleben, die ich sonst nie erlebt hätte. Er brachte mir viel Spaß und Selbstbewusstsein.
Heute bin ich in Blindenfußballrente und betreibe Showdown (Blindentischtennis) als sportliche Betätigung. Ich arbeite beim Regierungspräsidium Gießen als Barrierefreiheitstester für das Land Hessen.

Robert Warzecha

In den letzten zehn Jahren hat sich erheblich viel in meinem Leben bewegt. Ich habe meine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten abgeschlossen und arbeite seit 2019 in einer psychotherapeutischen Praxis. Im Jahr der Approbation habe ich noch geheiratet, 2019 meine eigene Familie gegründet mit meinem Sohn und 2021 noch eine Tochter hinzugewonnen. Seit gut drei Jahren bin ich Familienvater und habe mit dem Blindenfußball nur noch am Rande etwas zu tun. Aktiv bin ich nicht mehr. Jetzt stelle ich mich anderen sportlichen Herausforderungen und das ist auch gut so.

Ein Blau-Gelb-Spieler versucht einem Gegner den Ball abzunehmen.

Taime Kuttig

In der Zwischenzeit habe ich mein Abiturim Jahr 2013 erfolgreich absolviert und bin seit dem Jahr 2012 fester Bestandteil der Blindenfußball-Nationalmannschaft. Zudem absolvierte ich mein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Mainz und anschließend mein Studium im Master Sport Management an der Sporthochschule Köln. Mittlerweile bin ich allerdings wieder in Marburg angekommen und arbeite bei der Sepp-Herberger-Stiftung des DFB. Dabei beschäftige ich mich nun mittlerweile auch aus der anderen Perspektive, nämlich aus der organisatorischen, insbesondere mit dem Blindenfußball. In der Nationalmannschaft spiele ich weiterhin.  Im Juni reisen wir zur Europameisterschaft nach Italien.

Björn Hoppmann

Ich habe im Jahr 2014 mein Abitur gemacht und seitdem Mathematik in Dresden studiert. In den ersten drei Jahren musste der Blindenfußball für mich da-her aus diversen Gründen ruhen, allen voran wegen der räumlichen Distanz und dem hohen Arbeitsaufwand zu Beginn des Studiums. Außerdem war ich in den Jahren vor 2014 alles andere als ein Stammspieler. Die für mich passende Position musste erst noch gefunden werden. Bei meiner Rückkehr hatte der Blindenfußball sich taktisch weiterentwickelt – und ich mich ebenso. Mit der für mich passenden Position kam auch eine stärkere Integration des Sports in mein Leben und eine größere Bereitschaft für meine höheren persönlichen sportlichen Ziele zu arbeiten.

Ein Blau-Gelb-Spieler im Ballbesitz.

Ali Can Pektas

2012 war ein äußerst ereignisreiches Jahr für mich, das Abitur stand an, danach der fliegende Wechsel ins Studium, das erste Länderspiel meiner Karriere, die Meisterschaft in der Blindenfußballbundesliga rundeten das Jahr mit vielen Highlights ab, an das ich mich sehr gerne zurückerinnere. Anschließend habe ich Betriebswirtschaft studiert und danach ein Trainee bei der Deutschen Bank begonnen, wo ich immer noch im Corporate Cash Management beschäftigt bin. Der Blindenfußball begleitet mich seitdem noch immer. Deutlich intensiver als damals vermutlich erträumt.  Mit dem großen Ziel, Deutschland hoffentlich bald bei den Paralympics vertreten zu dürfen und das größte sportliche Highlight der Welt hautnah zu erleben und mitzugestalten.