Gedenken an die dritte Deportation

aus dem alten Landkreis Marburg

Vanessa und Celina verlesen am Rednerpult die 43 Namen. Im Hintergrund steht links ein Aufsteller mit zahlreichen Schwarzweiß-Porträts von deportierten Menschen, rechts sind die Schienenstränge des Marburger Bahnhofes zu sehen.

von Celina-Liana Noppel, Schülerin | Die Anfang September 1942 noch in Marburg lebenden Jüdinnen und Juden waren gezwungen, zusammengepfercht in wenigen Häusern zu wohnen, die noch in jüdischem Besitz waren. Ihre ursprünglichen Häuser und Wohnungen hatten die meisten zuvor verlassen müssen. Von diesen sogenannten „Gettohäusern“ wurden sie in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. (Zitiert aus unserer Rede.)

Am 05.10.2021 fand eine Trauerfeier in Gedenken an die Opfer der dritten Deportation aus dem alten Landkreis Marburg statt. Das Verlesen der Namen wird seit Jahren in Zusammenarbeit mit verschiedenen Schulen Marburgs gemacht, dieses Jahr war von unserem Geschichtslehrer Herrn Ulrich Schütt organisiert worden, dass dies zwei Schüler*innen der blista übernehmen. Vanessa Wagner und ich hatten uns hierfür gemeldet und gesagt, dass wir dies gerne übernehmen würden.

Schon als wir uns entschieden hatten, diese Aufgabe zu übernehmen, war uns bewusst, dass dies nicht leicht wird. Das haben wir auch bei der Vorbereitung und Besprechung noch einmal gemerkt. Es war schwer, diese ganzen Namen (43!) vorzulesen und dabei vor Augen zu haben, dass die Orte, an denen diese Menschen lebten und von denen sie in die Lager deportiert wurden, sich auf Straßen befinden, an denen wir teilweise täglich langgehen. Hierbei war zum Beispiel auch der Steinweg, auf welchem sich heute sogar eine blista-Wohngruppe befindet, eine der Straßen, in denen sich damals eines der wenigen Häusern befand, das noch in jüdischem Besitz war.

Dass es alleine in Marburg solche Zahlen an Verschleppungen und Ermordungen in Lagern wie Auschwitz, Treblinka und Theresienstadt gab, ging und geht einem noch immer sehr nahe. Trotz all dessen haben wir uns geehrt gefühlt, diese Aufgabe zu übernehmen. Was wir beide allerdings sehr schade fanden, war der geringe Besucher*innenanteil von Personen der jüngeren Generationen.

Knapp 30 Menschen versammelten sich auf dem Waggonhallengelände gegenüber Gleis 5 des Hauptbahnhofs, dem Ort der dritten Deportation, zum Gedenken.

Blick auf die Versammlung auf dem Waggonhallengelände am Gleis 5 mit den Rednerinnen unter einem Pavillion und verschiedenen Personen, darunter OB Spieß.