Bildung integriert, Wohnen verbindet
blista weiht neue, inklusive Appartements ein
Thorsten Büchner | Lebendige Standbilder der blista-Theatergruppe „Nachtsicht“ wiesen den rund 60 Gästen den Weg hinauf auf die Dachterrasse des neuen blista-Gebäudes „Am Schlag 11“. Bei sommerlichen Temperaturen und sanften Jazzklängen wurden insgesamt 20 Wohnungen und mehrere Schulungs-, Seminar und Gemeinschaftsräume ihrer Bestimmung übergeben.
blista-Direktor Claus Duncker freute sich bei seiner Begrüßung über die Fertigstellung der inklusiven Appartements. Das Gebäude, in dem Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung gemeinsam mit sehenden Studierenden und Auszubildenden wohnen, „setze das Bestreben der blista nach gleichberechtigter und selbstverständlicher Teilhabe auf ideale Weise um“, so Duncker.
Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies hob in seinem Grußwort die jahrhundertelange, soziale Tradition der Universitätsstadt an der Lahn hervor und verwies dabei besonders auf die Erfolge der blista. „Die blista ist seit über 100 Jahren fester Bestandteil Marburgs. Sie verharrt nicht im Erreichten, sondern ist stets an der Spitze der Bewegung, um neue, innovative Konzepte, wie dieses schöne Gebäude, auszuprobieren.“ Das Stadtoberhaupt wünschte sich eine Zukunft, bei der „Inklusion und Teilhabe so selbstverständlich sei, dass man die dazugehörigen Wörter nicht mehr braucht.“
Karin Szeder, die für den Landkreis Marburg-Biedenkopf gekommen war, verdeutlichte am Motto der kleinen Feierstunde: „Bildung integriert, Wohnen verbindet“ die Bedeutung des gemeinsamen Wohnens für das harmonische Miteinander auf Augenhöhe. Szeder war von der Vielfalt der Bewohnerschaft beeindruckt: „Hier leben volljährige blista-Schülerinnen und Schüler, blinde und sehbehinderte Auszubildende im IT-Bereich, Studierende mit und ohne Sehbeeinträchtigung zusammen unter einem Dach. Dazu kommen noch Menschen, die mitten im Leben eine Sehverschlechterung erleiden und hier an der blista eine blindentechnische Grundrehabilitation absolvieren und Auszubildende, die an der staatlich anerkannten „Fachschule für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation“ lernen. Das nenne ich wirklich ein tolles Konzept!“
Karsten Schmidt vom ausführenden Architekturbüro Schmidt+Strack beschrieb den „mitunter steinigen“ Weg der Bauarbeiten, bedankte sich bei den Nachbarn für ihre Geduld und beschrieb, wie sich der Gebäudekomplex in seiner mehrstufigen Bauweise der topographischen Lage anpasst. Die „Stiftung Deutsche Blindenstudienanstalt“ wurde von ihrem Vorsitzenden, Stefan Peters vertreten. Er verknüpfte seine Ausführungen und Wünsche für die Zukunft mit seinen Erlebnissen vom Vortag, während der beeindruckenden Großkundgebung auf dem Marburger Marktplatz gegen Rechtsextremismus: „Zusammenhalt macht stark! Das passt auch hier und heute für uns“.
Zum Abschluss übergaben Karsten Schmidt und Bauherr Peters symbolisch die Schlüssel des neuen Gebäudes an Claus Duncker, der sich bei allen Beteiligten am Bauprozess bedankte.
Gern nutzten anschließend viele Gäste die angebotenen Führungen, um Einblicke in die barrierearmen Appartements und die Schulungsräume zu werfen. Andere stürzten sich ins bunte Getümmel des blista-Sommerfests und genossen bei traumhaftem Wetter die unterschiedlichsten Mitmachangebote und Präsentationen auf dem blista-Campus. Das Fest stand 2018 unter dem Motto „blista bewegt“. Beim Showdown konnten die Gäste etwa ihre Geschicklichkeit und ihr Gehör testen. Die Brailledruckerei lockte mit ihren inklusiven Kinderbüchern viele Besucher an, die dann auch gleich am Stand der Hörbücherei beim Geräusche-Quiz gefordert wurden. Die Präsentationen der Projektwoche bescherten so manches „Aha-Erlebnis“ und die kulinarischen Köstlichkeiten des blista-Küchenteams sorgten dafür, dass es zu einem rundherum gelungenen Sommerfest wurde.
[Fotos: Dr. Imke Troltenier]