Buchtipp: Martin Wirth

Auf dem Buchcover ist der Titel "Halt! Hier Grenze" als Verkehrsschild dargestellt

Halt! Hier Grenze

Martin Wirth, Jahrgang 72, wurde in Helmstedt, einer Stadt in Hessen direkt an der „Zonengrenze“ geboren. Er ist eines von fünf Kindern, von denen vier an einer Augenkrankheit leiden. Seine Eltern sind engagierte Christen. „Der christliche Glaube, verbunden mit dem kirchlichen Leben der katholischen Gemeinde in Helmstedt, prägte unser Familienleben.“

Seine Mitschüler*innen machten ihm schon zu Grundschul- und Orientierungsstufenzeiten, sprich in Klasse 5 und 6, durch ihr unablässiges Mobbing klar, dass er mit seiner Sehbehinderung eher auf den Beistand des Allmächtigen als auf die Hilfe der Lehrkräfte vertrauen sollte, die dem Treiben tatenlos zusahen. Sein persönliches Lebensthema „Grenzen aller Art bis hin zur Ausgrenzung“, hatte er somit schon früh gefunden.

Eine Atempause gewährten ihm seine Zeit in den beiden Förderschulen in Hannover und Marburg, der blista. Beide Institutionen blieben ihm in guter Erinnerung, was sich in seinem Plädoyer für den Erhalt von Förderschulen im Buch auch widerspiegelt. Sein Weg führte ihn dann über ein Biologiestudium in Braunschweig weiter ins Bistum Hildesheim, wo er ein Theologiestudium und eine Ausbildung zum katholischen Diakon absolvierte.

Martin Wirth setzt sich mit seiner Rolle als Außenseiter, in die er durch seine Sehbehinderung immer wieder gedrängt wird, und den Grenzen, die ihm seine Behinderung setzt, schon früh intellektuell auseinander. „Vor dem Hintergrund dieser Behinderung fragt er nach dem Umgang mit der eigenen Begrenztheit, den Grenzen auf dem eigenen Lebensweg und danach, an welchen Grenzen es sich zu kämpfen lohnt und an welchen nicht“, heißt es dazu im Klappentext. Einen festen Halt und Orientierung im Leben gibt ihm dabei sein Glaube, den er aktiv lebt und verkündet.

Mein Fazit:

In Martin Wirths Buch findet eine christliche Leserschaft sicherlich viele Anregungen. Gerade sein schwindender Sehrest schärft seinen Blick für die eigene Begrenztheit und Verletzlichkeit und die Verletzlichkeit seiner Mitmenschen. Ob aber für eine gewisse „Sehschärfe“ Glaube eine Voraussetzung und Notwendigkeit darstellt bzw. immer ein gutes Beurteilungs- und Analyseinstrument ist, darüber könnte man durchaus streiten – Trost und Balsam für verletzte Seelen ist er aber sicherlich.