Goalball-EM

In Rostock holen Deutschlands Goalballer den ersten EM-Titel in der Geschichte

Damen gewinnen mit Bronze die erste Medaille seit 14 Jahren

Von Kevin Müller, Deutscher Behindertensportverband e.V. (DBS) und Imke Troltenier

Das Märchen ist perfekt, der Traum in Erfüllung gegangen: Deutschlands Goalballer sind bei der Heim-EM in Rostock erstmals Europameister geworden. Vor 2000 Zuschauern feierte die Mannschaft von Cheftrainer Johannes Günther durch einen 6:2-Sieg im Finale gegen die Ukraine die Goldmedaille.

Auch die deutschen Damen jubelten: Sie gewannen im Spiel um Platz drei sensationell Bronze. Noch nie zuvor hat es im Goalball eine stimmungsvollere und professionellere EM gegeben als in Rostock. „Wir wollten die beste Europameisterschaft aller Zeiten auf die Beine stellen. Dieses Ziel haben wir erreicht“, sagte Nationalspieler Reno Tiede, der bis zum Sommer auch Organisationsleiter war.

Die Rostocker Stadthalle kochte bereits vor dem Anpfiff, nach der Schlusssirene brachen dann alle Dämme. Deutschlands Goalballer hüpften euphorisch über das Spielfeld, die 2000 Zuschauer auf den Rängen feierten die frischgebackenen Europameister lautstark. „Das war richtig geil. Alle waren auf unserer Seite und haben uns angefeuert, das war der Hammer“, betonte blista-Alumni Reno Tiede und fügte hinzu: „Es ist ein unvergessliches Erlebnis, als Athlet in der eigenen Stadt Europameister zu werden.“ Stabil in der Defensive und mit gefährlichen Aktionen in der Offensive nahm Deutschland das Heft in die Hand. Auf das Konto von blista-Alumni Oliver Hörauf  gingen vier Tore, das Geburtstagskind des Tages, der Vorsitzende der SSG blista Marburg, Michael Feistle, traf zweimal.

Die deutschen Damen haben bei der Heim-EM begeistert. Und nach tollen Auftritten verdient Bronze gewonnen. Die deutsche Topscorerin, die 24-jährige Hamburgerin Charlotte Hartz, spielt wie auch ihre Teamkolleginnen gleichfalls für die SSG blista Marburg.

„Wir gratulieren zu dem tollen Erfolg! Beide Teams haben dem Druck standgehalten und auch die schwierigen Phasen im Spielverlauf mit Bravour gemeistert. Gefreut hat mich gleichzeitig die großartige Anerkennung durch die vielen Zuschauer vor Ort und durch die breite Berichterstattung in Rundfunk und Fernsehen“, zeigt sich Direktor Claus Duncker begeistert.

Sportförderung wird an der blista groß geschrieben

Während der Schulsport an der blista und die sportlichen Freizeit-AGs besonders vielfältige Möglichkeiten eröffnen, sich die Bewegungs- und Sportwelt zu erschließen, bietet der blistaCampus auch leistungsinteressierten jungen Leuten tolle Chancen. Denn Leistungssport an der blista bedeutet gezielte Talentförderung: Hier befinden sich ein paralympischer Trainingsstützpunkt für Goalball sowie die Landesleistungsstützpunkte für Judo und Blindenfußball. Seit dem Schuljahr 2019/2020 verfügt die blista zudem über eine „Lehrertrainer-Stelle“ für den Para-Leistungssport.

Die SSG blista Marburg, im Februar 1970 von Schülern der Carl-Strehl-Schule gegründet, ist ein rund 120 Mitglieder starker, selbstverwalteter Verein. Neben Judo, Blindenfußball und Goalball umfasst das Angebot u.a. Leichtathletik, Rehasport, Schwimmen, Showdown und Torball. Seit der Gründung gewannen die Sportlerinnen und Sportler der SSG bei über 200 Paralympics, Welt- und Europameisterschaften rund 140 Medaillen.