Wenn Shakespeare lebendig wird

Ein Schauspieler steht hinter einer Schauspielerin auf einer Freilichtbühne, er hat seine Hand auf ihrer Taille, sie schauen Richtung Publikum.

Englisch-LK auf Shakespeares Spuren

„Jeder kann den Schmerz bemeistern, nur der nicht, der ihn fühlt.“

So spricht Benedick, eine Hauptfigur in William Shakespeares Stück „Viel Lärm um nichts“. Benedick und Lady Beatrice werden von seinen Freunden und ihrer Cousine, Lady Hero, dazu gebracht, miteinander anzubandeln und sich schließlich ineinander zu verlieben. Gleichzeitig möchte Hero den Claudio ehelichen, der sich aber vom hinterhältigen Don John einreden lässt, dass Hero ihn betrogen habe. Claudio verlangt Genugtuung und Hero soll mit dem Tode bestraft werden. Am Ende jedoch erfährt er, dass sowohl ihr Seitensprung als auch ihr Tod nur eine Posse waren. Sowie die Wahrheit ans Licht kommt, erhält Don John seine gerechte Bestrafung und zwei Hochzeiten werden gefeiert. Und damit war alles nur „viel Lärm um nichts“, und Claudio muss zugeben: „Oh, was sich die Menschen nicht alles getrauen! Was sie alles tun! Was sie täglich tun, und wissen nicht, was sie tun!“

Unser Englisch-Leistungskurs nahm im Juni die Gelegenheit wahr, diese Geschichte live zu erleben, als die American Drama Group Europe „Viel Lärm um nichts“ in Laubach bei Gießen aufführte. Und so empfanden es die Schüler*innen:

5 historisch gekleidete Schauspieler*innen. Einer der Schauspieler hält einem anderen eine Waffe an den Kopf, welcher wiederum einen Eimer auf dem Kopf hat und eine Katze im Arm trägt.

Harun Baran: „Shakespeares Englisch kann meiner Meinung nach sehr schwer zu verstehen sein, aber ich konnte fast alles, was passierte, verstehen. Ein weiterer positiver Aspekt war, dass die Schauspieler*innen ein bisschen Humor eingebaut haben. Mein Lieblingsmoment war, als Benedick versuchte, den anderen Männern heimlich dabei zuzuhören, wie sie über Beatrices Liebe zu ihm reden. Er hatte immer so auffällige Verstecke und es sah wirklich lustig aus.“

Kimberley-Ann Fröhnel : „Es gab sechs Schauspieler*innen, aber zwölf oder sogar mehr Rollen – so musste jede*r Schauspieler*in mindestens zwei Rollen spielen. Diese Strategie in Kombination mit der Tatsache, dass es weniger Schauspielerinnen als weibliche Rollen gab, führte zu einem sehr interessanten Punkt: Ein Mann musste eine Frau spielen, was man als „Crossdressing“ bezeichnet. Ich guckte mir ganz normal das Stück an, ohne darüber Bescheid zu wissen. Als ich dann davon mitbekam, fiel mir auf, dass einer der weiblichen Charaktere nicht so ‚weiblich‘ war wie die anderen.“

Leonhard Joseph: „Die Sache, die ich an der Aufführung am interessantesten fand, war, wie sie mit dem Publikum interagiert haben. Hier ein Beispiel: Als ich Kimberley mein iPad gegeben hatte, kam ein Schauspieler zu uns, zeigte auf mein Gerät und sagte: ‚Oh, what’s that? That’s a weird-looking book.’ Ein weiteres Beispiel wäre die Piratenszene. Darin entblößten die Piraten die Diebe (das Publikum), indem sie mit dem Finger auf sie zeigten und sie fragten, ob sie sich des Diebstahls für schuldig bekennen würden. Sie machten das sehr geschickt, denn sie hatten vor der Szene unter den Stühlen einiger Zuschauer*innen Taschen platziert.“

 Joshua Rohmann: „Ich war überrascht, wie lebendig Shakespeares Englisch sich anhört. Von der ersten Minute an musste ich öfter grinsen, als ich erwartet hatte. Ich war besonders überrascht davon, wie frisch dieser Humor daherkommt nach all den Jahrhunderten; hauptsächlich deshalb, weil Beatrice und Benedick ihre Gefühle in poetisches Necken verpacken. Das machte es mir einfacher, dem Plot zu folgen und mit dem Geiste dabei zu sein. Alles in allem lässt mich ‚Viel Lärm um nichts‘ mit der Einsicht zurück, dass brillante Dialoge zeitlos sind. Shakespeares Sprache bewirkt Lachen, Denken und Zitieren.“

Intro von Carl Philipp Seitz

Selbstverständlich hat der Englisch-LK diesen Beitrag stilecht in Englisch verfasst. Das englische Original folgt hier:

Der Englisch-LK mit Lehrer Carl Philipp Seitz auf Schloss Laubach

When Shakespeare comes to life

​“Everyone can master a grief but he that has it.”

Thus speaks Benedick, one of the main character in William Shakespeare’s play “Much Ado About Nothing”. Benedick and Lady Beatrice are tricked into loving each other by her cousin, Lady Hero, and his friends, until they finally fall for each other. Hero, at the same time, wants to marry Claudio, who is tricked by the malicious Don John into believing Hero had cheated on him. Claudio demands satisfaction and Hero’s death penalty is thus proclaimed. In the end, Claudio must learn that her cheating was only a charade, just as her death was not real. As the truth comes out, Don John is punished and two weddings are celebrated. Summing up, all this was just ‘much ado about nothing’, and Claudio must admit: “O, what men dare do! What men may do! What men daily do, not knowing what they do!”

Our Major Class English took the opportunity to experience this story live when the American Drama Group Europe staged Much Ado About Nothing in Laubach near Gießen in June. This is how students felt about it:

“Shakespearean English can be very hard to understand in my opinion but I was able to understand nearly everything that was going on. Another positive aspect is that the actors built in some humour. My favourite moment was when Benedick tried to secretly listen to the other men talking about Beatrice’s love for him. He was hiding in very obvious places and it looked really funny.”

“There were six actors, but the play uses twelve or more characters – that means that every actor played at least two characters. This strategy in combination with the fact that there were less female actors than female characters resulted in a very interesting point: A man had to play a woman, which is called cross-dressing. I watched the play without knowing this at first and noticed nothing. But when I heard that it was like that, I realized that one of the female characters wasn’t as ‘female’ as the others.”

“The thing about the performance that I found most interesting was how they interacted with the audience. Here is an example: When I lend my iPad to Kimberley, an actor approached us, pointed at my device, and said: ‘Oh, what’s that? That’s a weird-looking book.’ Another example would be the pirate scene. In it, the pirates expose the thieves (the audience) by pointing at them and asking them whether they were guilty of theft. They did that very cleverly because, before the scene, the actors placed bags underneath the seat of some of the viewers.”

“I was amazed at how lively Shakespeare’s English sounds. After the first minutes I had to grin more often than I expected. I was especially surprised how fresh this humour feels after several centuries, mainly because Beatrice and Benedick wrap feelings in poetic teasing. That made it easier for me to follow the plot and stay with it in my mind. All in all, ‘Much Ado About Nothing’ leaves me with the insight that brilliant dialogue is timeless. Shakespeare’s language evokes laughter, thought and quotation.”

(Harun Baran, Kimberley-Ann Fröhnel, Leonhard Joseph, Joshua Rohmann and Carl Philipp Seitz)