Mein letztes halbes Jahr an der blista

 - Teil 1

Friederike Zurhake | In diesem Artikel möchte ich erzählen, wie sich die letzten Monate an der blista – vor allem unter Corona-Bedingungen – gestalten und von den Auswirkungen sowohl in der Schule, als auch in der WG berichten.

Als ich am ersten Tag nach den Weihnachtsferien, dem 11. Januar 2021, wieder in die Schule kam, wurde mir klar, dass nun die letzten Monate meines Schullebens angebrochen sind. Das bedeutete: noch gut vier Monate bis zu den schriftlichen Prüfungen, dann noch die mündlichen Prüfungen und im Sommer haben 15 Jahre Schule dann auch mal ein Ende. Seine Schullaufbahn unter diesen Voraussetzungen zu beenden, damit hätte wohl auch kaum jemand aus unserem Jahrgang gerechnet! Schon im letzten Jahr konnten wir beobachten, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf den Abschlussjahrgang 2020 hatte. Die meisten von uns haben sich unweigerlich auch Sorgen um das eigene Abitur gemacht – wenn auch manche nicht unbedingt um die Prüfungen an sich, sondern um den Abiball!

Foto von Friederike Zurhake mit Smartphone

Sorgen um Prüfungen und Abiball

Bereits im letzten Frühling, als das erste Mal alle Schulen schließen mussten und es ungewiss war, wie es mit dem Unterricht weiterlaufen kann und wie etwaige Lücken im Stoff geschlossen werden können, machte sich Nervosität innerhalb des Jahrgangs breit, so auch bei mir. Nicht nur die Sorge um die schulische Zukunft, sondern auch rund um die persönliche Situation, auch in Bezug auf Freunde und Familie, spielte hier mit rein.

Seit dem ersten Lockdown ist nun fast ein Jahr vergangen und man hat sich an die Veränderungen und Schwierigkeiten, die Corona mit sich bringt, gewöhnt. Trotzdem hatten wir schon einige Gespräche mit unseren Kursleiter*innen, in denen wir unsere Sorgen rund um die anstehenden Prüfungen äußern konnten. Bei diesen Gesprächen empfand ich es als sehr positiv, dass auch die Lehrkräfte eingestanden haben, dass es teilweise noch nicht ganz klar ist, wie bestimmte Dinge gehandhabt werden. Jedoch wurde stets betont, dass uns auf jeden Fall kein Nachteil aus der aktuellen Situation entsteht und alle Beteiligten ihr Bestmöglichstes geben.

Man blieb optimistisch!

Trotz der Tatsache, dass niemand so recht einen Plan hatte, blieb man optimistisch – diese Haltung wurde auch uns Schülerinnen und Schülern vermittelt, wodurch ich ein Gefühl von Sicherheit bekommen habe.
Der Unterricht verlief nicht sehr viel anders als sonst auch – trotz der Tatsache, dass man mit Abstand und Maske in den Räumen saß, kam dennoch weder der Unterrichtsstoff, noch das Zwischenmenschliche zu kurz: Alle waren froh, dass wir zumindest in Präsenz unterrichtet werden konnten. Im Gegenteil: Vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene bekamen wir oft auch einen Eindruck davon, mit welchen neuen Schwierigkeiten die Lehrkräfte zu kämpfen haben oder wie es sich anfühlt, in seinen Computer zu zehn schwarzen Kästchen zu sprechen – ganz zu schweigen von den technischen Schwierigkeiten, die nicht nur das ein oder andere Mal für Verzögerungen im Unterricht sorgten. Ich glaube, dass so manche Schüler*innen auf diese Weise auch erkennen konnte, dass auch Lehrkräfte lediglich Menschen sind – das hat so manchen Kurs noch enger zusammengebracht. Doch gemeinsam konnten die meisten Hürden, sowohl persönlicher als auch technischer Art gemeistert werden!

Normale Dinge wie Sport sind nicht mehr möglich

Auch außerhalb der Schule, sei es in der WG, aber auch allgemein bei der außerschulischen Tagesgestaltung, habe ich mir meine letzten Monate in Marburg doch etwas anders vorgestellt. Dass gerade die letzten Monate vor dem Abitur mit einem hohen Lernaufwand verbunden sein würden, war mir auch schon vorher klar. Jedoch hielt ich es für unvorstellbar, dass mir zum Ausgleich und zum Abschalten von der Schule so wenig Möglichkeiten zur Verfügung stehen würden. Normale Dinge wie Sport treiben, sei es nun im Verein oder für sich im Fitnessstudio, sind nicht mehr möglich, andere Sportarten wie Joggen bringen nicht denselben Erfolg mit sich. Natürlich ist es möglich, sich mithilfe von YouTube etc. geeignete Home-Workouts zu suchen und diese in den Alltag zu integrieren, trotzdem wünscht man sich, auch außerhalb der eigenen vier Wände und vor allem zusammen mit anderen Menschen, Sport treiben zu können. Aber nicht nur in Bezug auf Sport, sondern auch im Allgemeinen fehlt das gesellschaftliche Leben sehr. Die Möglichkeit, nach einem langen Schultag in eines der vielen gemütlichen Restaurants zu gehen und den Tag ausklingen zu lassen oder das Ende der Klausurenphase mit einem Besuch in einer der vielen Kneipen Marburgs zu feiern, fehlt. Nicht zuletzt normale Geburtstagsfeiern, berüchtigte WG-Partys an den Wochenenden oder die Lahn-Partys fallen gänzlich weg.

Manche WG-Mitglieder sind auch gute Freunde

Noch dazu kommt die Sorge um Familie und Freunde oder auch um sich selbst,sich mit dem Virus zu infizieren. Vor allem, wenn Risikoerkrankungen im Spiel sind und man z. B. auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wie die Bahn angewiesen ist, löst dies sehr unangenehme Gefühle aus und wird zur zusätzlichen Belastung.
Am WG-Leben hat sich nicht sonderlich viel geändert, was vermutlich auch daran liegt, dass ich in einer SWG wohne. Wir treffen die Betreuer*innen seltener als sonst und allgemein gelten natürlich einige Hygiene- und Besuchsbeschränkungen. Was ich jedoch besonders schade finde, ist, dass manche WG-Mitglieder, die auch gute Freunde sind, wegen Corona im Moment nicht anreisen können.
Die schriftlichen Abiturprüfungen des allgemeinen und beruflichen Gymnasiums beginnen am 21. April – bis dahin bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt und wie die letzten Wochen des regulären Unterrichts noch verlaufen.