„Fit für die Schule“

Umgang mit Geld und Einkaufen: Ein Junge übt mit einem Trainer

Frank Stollenwerk | Vom 7. bis 11. Oktober 2018 fand an der blista der Kompaktkurs „Fit für die Schule – Wir lernen lebenspraktische Fähigkeiten für den Schulalltag“ statt. Teilnehmende waren sieben blinde Kinder im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet.

Das Kursangebot wurde zusammen mit der ‚Bundesvereinigung Eltern blinder und sehbehinderter Kinder e.V. (BEBSK) entwickelt und bereits zum zweiten Mal erfolgreich durchgeführt. Ziel des Kurses ist es, blinden Kindern lebenspraktische Fähigkeiten zu vermitteln, die im Schullalltag gebraucht und deren eigenständige Bewältigung gerade bei einer inklusiven Beschulung vorausgesetzt werden. Beispielsweise allein sein Pausenbrot zu schmieren, sich allein an- und auszuziehen, aber auch Ordnung halten, der Umgang mit Schere, Hefter, Locher und Klebestiften, Abheften von Unterlagen und vieles andere mehr. Darüber hinaus verfolgt der Kurs das Ziel, vor allem inklusiv beschulten Kindern die wichtige Möglichkeit zu bieten, andere Kinder mit einer vergleichbaren Behinderung kennenzulernen und sich miteinander auszutauschen. Zu erleben, dass man nicht der oder die einzige Jugendliche mit einer Sehbeeinträchtigung und den damit verbundenen Besonderheiten ist, stellt gerade im Jugendalter eine wesentliche Voraussetzung für eine positive Identitätsentwicklung und die Entwicklung von Autonomie und Selbstbestimmung dar.

Getränke einschenken: Ein Mädchen übt mit einer Trainerin

Das Seminar stellt eine Unterstützung für eine angemessene Schulbildung dar und ist bei Vorliegen der Voraussetzungen gemäß § 54 Abs.1 Nr. 1 in Verbindung mit § 92 Abs. 2 Nr. 2 SGB XII unabhängig vom Einkommen und Vermögen der Eltern förderfähig.

Als Mittelpunkt stand für die Seminartage eine blista-Wohngruppe zur Verfügung, wo ein engagiertes Team aus pädagogischen Mitarbeitern des Internates die Kinder betreute. Bereits am Anreisetag kamen Rehabilitationslehrer bzw. Rehabilitationsfachkräfte für Blinde und Sehbehinderte und Studierende der staatl. anerkannten Fachschule für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation ins Spiel, die den Kindern Prinzipien zur Orientierung in den noch unbekannten Räumen vermittelten und Ideen zum Verstauen des mitgebrachten Gepäcks, verbunden mit zweckmäßigen Ordnungs- und Ablagesystematiken für die Kleidung näherbrachten. Nach einem Pizzaessen klang der gelungene Anreisetag aus.

    Ein Junge zeigt die Münzen, mit denen er eine Tüte Gummibärchen kaufen würde
    Die Jungen zeigen Sternenfrüchte

    Das Tagesprogramm war zweigeteilt in ein Unterrichts- und ein Freizeitprogramm. An den Vormittagen wurden verschiedenste LPF-Inhalte in individuell angepasster Form im Einzelunterricht und teilweise im Gruppenunterricht behandelt. Bei LPF-Themen rund um Aufstehen und Frühstück wurden die Kinder von Fachkräften und angehenden Fachkräften realitätsnah und individuell früh am Morgen in der Wohngruppe begleitet. Nach der anschließenden Fahrt in die Rehabilitationseinrichtung der blista bekam jeder Vormittag einen thematischen LPF-Schwerpunkt:

    • Essenstechniken (z. B. Getränke einschenken, Schneide- und Streichtechniken; Orientierung auf dem Teller, Essen mit Messer und Gabel)
    • Schäl- und Schneidetechniken am Beispiel Obstsalat, u. a. mit von den Kindern selbst geernteten Äpfeln,
    • Arbeitstechniken und Arbeitsplatzorganisation z. B. Umgang mit Schere, Hefter, Locher und Klebestiften, Ordnungs- und Markierungssystematiken
    • Umgang mit Geld und Einkaufen, z. B. Geldunterscheidung, Bezahlvorgang am Tresen oder an der Kasse
    Rund um den Stamm des Apfelbaumes werden heruntergefallene Äpfel eingesammelt
    © Thomas Rotarius

    Nach einem schmackhaften Mittagessen in der blista-Mensa startete nach einer Mittagsruhe das Freizeitprogramm, das neben dem Spaßfaktor vor allem an Prinzipen der Bewegungserziehung und der Handlungsorientierung ausgerichtet war. Das Airtramp, die Apfelernte auf der Obstwiese und die „Kleine Stadterkundung“ boten eine vielfältige Mischung aus Wahrnehmung, Bewegungserfahrung, Begriffsbildung, Gruppenerlebnis, Selbstwirksamkeit und Spaß.

    Am Abreisetag fanden Abschlussgespräche mit Eltern und Kindern statt, die sowohl von den Rehabilitations- als auch von den Internatsfachkräften nach dem Mittagessen in der Wohngruppe geführt wurden. Sie behandelten vor allem Möglichkeiten des Transfers erlernter LPF-Techniken in den Alltag zu Hause und in die Schule und pädagogische Aspekte vor dem Hintergrund einer Internatsunterbringung.