Erste blinde Verwaltungs-Auszubildende bei der Stadt Marburg

Pressekonferenz auf dem Rathaus-platz: v.l.n.r.  Patrick Temmesfeld  (stellvertr. Vorstand blista), Ute Mölter (Leitung Beratungs- und Schulungszentrum blista), Silke Fi-scher-Stamm (Arbeitsanleiterin Stadt Marburg), Verena Hofmann  (Auszubildende)

Verena Hofmann (32) hat im September eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Universitätsstadt Marburg begonnen. Dahin geführt hat sie - nach fundierter Beratung seitens der blista und der Agentur für Arbeit Marburg - die Teilnahme an dem Qualifizierungsangebot PROJob.

Damit hat für die quirlige Fränkin beruflich ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Der erste Kontakt zum Beratungs- und Schulungszentrum (BSZ) der blista kam durch einen Tipp aus dem Freundeskreis zustande. Im Gespräch mit Ute  Mölter, der Leiterin des BSZ der blista, wurde das Qualifizierungsangebot  PROJob erörtert.

PROJob richtet sich an blinde und sehbehinderte Menschen, die in ihrem erlernten Beruf eine neue Perspektive für sich schaffen wollen oder auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung sind. Es ist ein Instrument, um sich der eigenen Stärken bewusst zu werden. Verena Hofmann hat es geholfen, einen neuen Weg einzuschlagen, nachdem klar war, dass sie ihr Studium nicht mehr fortsetzen würde. „Mit PROJob hält die blista in Marburg und in Frankfurt/Main ein sehr erfolgreiches Angebot für Arbeitssuchende bereit“, erklärt Patrick Temmesfeld, stellv. Direktor der blista: „PROJob verbindet individuelle Selbstbestimmung und Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ mit einer qualifizierten spezifischen Förderung.“

Thomas Gerlach, Reha-Berater in der Agentur für Arbeit Marburg, lernte die junge Frau im Sommer 2020 kennen. Aufgrund der Blindheit war eine berufliche Orientierung nach Studienabbruch gefragt. Was ist machbar? Wo ist die Alternative zum Studium, wenn es dort nicht weitergeht? Was ist in Sachen Förderung möglich? Welche individuelle Lösung gibt es?

In den Beratungsgesprächen zwischen Verena Hofmann und Thomas Gerlach wurde im Kontext der spezifischen Einschränkungen detailliert erörtert, welche Unterstützungen seitens der Agentur für Arbeit möglich sind; ein individueller Integrationsplan bahnte den Weg zur Teilnahme an PROJob.
„Am richtigen Platz eingesetzt, entfalten Menschen ihre Stärken. Und manchmal bedarf es dazu einer neuen Orientierung und eines neuen beruflichen Anlaufs“, betonte Volker Breustedt, Leiter der Mar-burger Arbeitsagentur: „Gerne unterstützen wir den Weg dorthin mit Beratung über Chancen, Risiken und realistischen Perspektiven am Arbeitsmarkt sowie mit materieller Förderung von Weiterbildung und Ausbildung. Und wir ziehen den Hut vor Menschen, die gut vorbereitet und voller Engagement eine neue berufliche Richtung einschlagen.“

Nach der Zusage der finanziellen Förderung via Arbeitsagentur konnte Frau Hofmann ab August 2020 als Teilnehmerin von PROJob starten, perspektivisch mit dem Ziel, einen Ausbildungsplatz zu finden. Im individuellen Profiling via Jobcoaches wurden die sozialen, behindertenspezifischen und fachlichen Kompetenzen erarbeitet, natürlich unter Berücksichtigung der im bisherigen Jurastudium erworbenen Kompetenzen. Das Ergebnis war die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Verwaltungsfachangestellte, auf die sie eine Zusage der Stadt Marburg erhielt.

„Für uns als Stadtverwaltung ist es selbstverständlich, eine faire und inklusive Arbeitgeberin für alle qualifizierten Bewerber*innen zu sein“, unterstreicht Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Dabei ist es uns besonders wichtig, Vielfalt, Respekt, Freundlichkeit und Toleranz im Arbeitsalltag, im kollegialen Miteinander ebenso wie in unserem Service für alle Marburger*innen zu leben.“

Das Fazit von Verena Hofmann: „ProJob war eine große Chance für mich und hat mir gutgetan. Für mich ein ganz persönlicher Gewinn in meinem Leben, denn ich habe eine neue berufliche Alternative entwickelt und nun liegt sie vor mir. Auf die Ausbildung bei der Stadt Marburg, bei der ich viele städtische Abteilungen durchlaufen werde, freue ich mich. Als kommunikativer Mensch möchte ich gerne viele Kontakt zu Bürger*innen haben, denen ich Hilfestellungen und Tipps geben kann.“

Kontakt:
Beratungs- und Schulungszentrum der blista
Ute Mölter, Leiterin
Biegenstraße 20 1/2, 35037 Marburg Tel.: 06421 606-500  
E-Mail: rehaberatung@blista.de Internet: www.blista.de/ausbildung-und-beruf