Tansania - In einer anderen Welt

Kim mit einer vergnügten Gruppe von 5 Kindern aus dem tansanischen Kinderheim

Von Kim Fellinghauer, Schülerin Jahrgangsstufe 13

Ich, Kim Fellinghauer, habe zwei Wochen meiner Sommerferien in Tansania verbracht. Ich durfte gemeinsam mit einem Freund und einem Team der medizinischen Hilfsorganisation Interplast dort hinreisen. Diese Organisation wurde ursprünglich von plastischen Chirurgen gegründet, heute sind allerdings auch Elektriker, Augenärzte etc. dabei. Interplast begleitet medizinische Projekte, hauptsächlich in Entwicklungsländern wie beispielsweise Nepal, Madagaskar und Tansania. Die Versorgung durch die Ärzteteams ist für die Patienten in den jeweiligen Ländern kostenfrei. Die Organisation lebt ausschließlich von Spenden.

Wir starteten als achtköpfiges Team, bestehend aus Chirurgen, Anästhesisten und Helfern wie mir, in Deutschland und flogen ca. 12 Stunden nach Aruscha, eine der wenigen Großstädte in Tansania. Von dort ging es weitere 8 Stunden mit einem Bus weiter nach Puma, einem kleinen Ort, in dem wir arbeiten und helfen wollten. Es ging über größtenteils zwar asphaltierte, aber doch auch holprige Straßen. Wir legten eine Mittagspause bei einem Kinderheim ein. Dort wurden wir zum Mittagessen eingeladen, welches übrigens sehr viel umfangreicher ist, als man es sich vorstellt. Die Tansanier ernähren sich hauptsächlich von Ugali, einer Art Maisbrei und Gemüse wie Bohnen o. ä. Doch für uns wurde auch oft vielfältiger und auch „deutsch“ gekocht.

Anschließend haben wir mit den Kindern aus dem Heim ein Spiel gespielt und wir haben ihnen Gummibärchen verteilt. HARIBO gibt es in Afrika nicht und es ist für die Ärzte-Teams und auch für die Kinder schon Tradition, dass aus Deutschland immer Gummibärchen mitgebracht werden. Die Kinder freuten sich riesig darüber. Dann ging es noch einige Stunden weiter bis wir unser Ziel, ein Klosterkrankenhaus am Rande des Städtchens Puma, erreicht hatten. Hier sollten wir die nächsten zwei Wochen operieren und die Patienten versorgen. Auch hier wurden wir sehr freundlich aufgenommen.

Morgens hieß es immer früh aufstehen, frühstücken gehen und dann direkt ins Krankenhaus, wo schon die Patienten auf uns warteten. Das Krankenhaus bestand aus zwei Operationssälen, einem Ambulanzraum und einigen Betten, die größtenteils in großen Räumen standen, lediglich durch Trennwände getrennt. Außerdem gab es auf dem Gelände auch noch die Ambulanzstation, eine Art Sehschule, eine Apotheke und einiges mehr. In diesem Krankenhaus gibt es zwar auch tansanische Ärzte und Anästhesisten, allerdings haben diese sehr viel weniger Ausrüstung und auch eine kürzere und weniger intensive Ausbildung wie Ärzte bei uns in Deutschland. Daher gehörte es auch zu unserer Aufgabe, den Ärzten neue Methoden zu zeigen und ihr Wissen über Mensch und Medizin zu erweitern. Aus diesem Grund bestand ein Operationsteam immer aus einem deutschen Arzt, einem tansanischen Arzt, einem deutschen und einem tansanischen Anästhesisten und sonstigen Helfern. In dieser Konstellation wurden täglich mehrere Operationen durchgeführt. Eine Operation in Tansania verläuft jedoch etwas anders und wahrscheinlich auch riskanter ab als eine in Deutschland, da viele Möglichkeiten, die in Deutschland gegeben sind, hier nicht möglich waren. Das Röntgengerät in diesem Krankenhaus zum Beispiel funktionierte nicht, ein MRT- oder CT-Gerät gibt es dort gar nicht. So kann man immer nur auf Grundlage der Symptome spekulieren, was in dem Körper eines Menschen passiert. Dies funktioniert in der Regel jedoch besser als erwartet, da die Ärzte dort natürlich sehr viel mehr Erfahrung in diesem Bereich haben als europäische Ärzte.

Ich persönlich durfte oft bei der Anästhesie helfen, also Atemmaske während der Operation halten und die Vitalwerte (Sauerstoffgehalt, Blutdruck etc.) im Auge behalten. Auch sollte ich die Patienten beobachten bis sie nach der Operation aufwachten, damit sie im Schlaf nicht von der Liege fallen und nicht verwirrt sind, wenn sie alleine aufwachen. Am späten Nachmittag hatten wir in der Regel etwas freie Zeit, die wir entweder gemeinsam im Dorf oder zum Spazieren gehen oder Klettern auf den umliegenden Felsen nutzten.

Neben den ärztlichen Aktivitäten haben eine Freundin und ich regelmäßig die Dorfkinder und ihre Familien besucht. Hier haben wir auch mit den Kindern verschiedene Spiele gespielt. Viele Spiele kennen auch wir aus Deutschland, jedoch wird hier viel mehr mit banalen Naturgegenständen gespielt. Beispielsweise Tic-Tac-To spielen die tansanischen Kinder mit Stöckchen und Steinen. Sonst haben wir auch Fangen oder Fußball gespielt. Die Bälle zum Fußballspielen sind hier aus aufgewickelten Wollknäueln gemacht. Und auch hier haben wir natürlich wieder Gummibärchen verteilt. Auch Kuscheltiere, Kleidung und Buntstifte hatten wir zum Spenden dabei. Hierfür waren sowohl die Kinder als auch die Eltern immer sehr dankbar. Generell ist das tansanische Volk sehr freundlich und aufgeschlossen. Man wird immer in die kleinen Hütten eingeladen, egal wann, uns wurde immer etwas zu essen und zu trinken angeboten. Mit einer Familie sind wir auch spontan zu ihrem Zuckerrohrfeld gewandert. Dort haben wir jeder ein ganzes Zuckerrohr geschenkt bekommen. Zuckerrohr schmeckt zwar nicht besonders, ist aber für Tansania sehr bekannt. Auch zum Wasser holen am Brunnen wurden wir einmal mitgenommen. Ich fand diese Tage immer sehr interessant, weil ich sehr viel über die Kultur und das Leben in einem ärmeren Land gelernt habe. Es ist anders als in Deutschland, doch es funktioniert. Die Menschen sind zwar arm, doch alle haben Spaß an ihrem Leben, sind kreativ und finden für alle Probleme eine Lösung. Sie helfen einander und führen einen sehr intensiven Familien- und Nachbarschaftszusammenhalt. Für mich war es eine sehr tolle Erfahrung und ich würde jederzeit wieder dort hinfahren.