„POL&IS“ – Ein Planspiel der Deutschen Bundeswehr

Die 40 Teilnehmenden des Planspiels

Marvin Berner* | Vom 23. bis 25. Oktober 2017 nahm der Grundkurs Politik und Wirtschaft der Jahrgangsstufe 13 unter Betreuung von Herrn Dr. Hösler an einem von der Bundeswehr durchgeführten Planspiel in der Franken-Akademie Schloss Schney bei Lichtenfels teil. Unter dem Namen „POL&IS“ (Politik und internationale Sicherheit) sollten im Rahmen des Kurshalbjahres mit dem Thema „Internationale Beziehungen und Globalisierung“ weltpolitische Konflikte veranschaulicht und gemeinsam nach Lösungsansätzen gesucht werden.

Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Christian-Rauch-Schule aus Bad Arolsen umfasste unser Planspiel etwa 40 Teilnehmer, dessen Großteil zu Beginn in zehn unterschiedliche Regionen eingeteilt wurde. Diese Regionen haben, wie in der Realität, unterschiedliche politische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Ausgangsbedingungen, Chancen und Ziele. Sie werden jeweils von einem Regierungschef, einem Staatsminister und einem Wirtschaftsminister gebildet und vertreten.

6 junge Leute arbeiten in einer Gruppe zusammen. 3 halten als Delegation ein Plakat mit der Aufschrift "Wir fordern die Wahrheit".

Des Weiteren wurden die Rollen internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen, der Weltbank, Weltpresse und Nichtregierungsorganisationen (NGOs, wie zum Beispiel Greenpeace oder Amnesty ­International) besetzt. Dabei wurden wir bei unseren Entscheidungen von Jugendoffizieren der Bundeswehr angeleitet und beraten.

Während des Planspiels wurden wir mittels realer Nachrichten mit nationalen und internationalen Problemen konfrontiert, beispielsweise mit dem Terror des Islamischen Staates in Arabien, der Flüchtlingsproblematik in Europa oder der Alltäglichkeit von Kinderarbeit in Indien. Die Regionen waren auf gegenseitige Hilfe durch das Aussenden von Polizeikräften, Land-, Luft- oder Seestreitkräften sowie von Entwicklungshelfern oder Diplomaten angewiesen, wenn sie ihr Problem nicht selbstständig, also durch eine Anpassung ihres politischen Programms an die bestehenden Zustände, lösen konnten.

Der zeitliche Ablauf des Planspiels war in einzelne POL&IS-Jahre unterteilt, wobei jedes Jahr nach einem bestimmten Muster ablief, immer beginnend mit der „POL&IS-­Tagesschau“, die uns über die aktuellen Probleme in den Regionen auf dem Laufenden hielt, um die wir uns im jeweiligen Jahr kümmern mussten. Darauf folgten eine Beratungsphase, in der Maßnahmen zur Bewäl­tigung des Problems festgelegt wurden, und eine Aktionsphase: die Wirtschaftsminister der Regionen handelten mit Gütern, kauften für ihre Region ein oder verkauften die Überschüsse der Produktion; die Regierungschefs schlossen Verträge untereinander, die meistens dem Zweck dienten, Ressourcen für das nächste Jahr zu sichern oder sicherheitspolitische Bündnisse und Mandate zu gewährleisten, und die Staatsminister brachten ihre zivilen und militärischen Kräfte zum Einsatz. Am Ende folgte dann immer eine Internationale Information, in der von den einzelnen Regionen und von den internationalen Organisationen eine Bilanz der im jeweiligen Jahr stattgefundenen Aktionen gezogen wurde.

Im Planspiel durfte ich die Rolle des Generalsekretärs der Vereinten Nationen übernehmen und war dafür zuständig, im Konfliktfall zwischen einzelnen Regionen zu vermitteln, Verträge zur Friedenssicherung abzuschließen und gegebenenfalls Mandate zu erteilen, beispielsweise um gegen den ­internationalen Terrorismus vorzugehen. Weiterhin war es meine Aufgabe, die Internationale Information einzuleiten und zu moderieren, Abstimmungen durchzuführen und eine im dritten POL&IS-Jahr notwendige Sitzung des UN-Sicherheitsrats einzuberufen und zu leiten.

Bei der Lösung unserer Probleme waren wir teilweise sehr kreativ, indem sich beispielsweise Regionen zusammenschlossen, um ihre regional angehäuften Müllberge zu entsorgen, indem sie den Müll mittels einer ­Rakete auf den Mond schossen, was bei allen Beteiligten für Belustigung sorgte. ­Obwohl uns klar war, dass es sich um eine ­Simulation handelte, sorgte es immer wieder für den einen oder anderen Lacher, wenn sich mittels Würfeln entschied, ob zum Beispiel die Regierung der Region Südostasien den Kampf gegen die Piraten vor der Küste Indonesiens gewann oder verlor. Im dritten POL&IS-Jahr versuchte der Staatsminister Europas, mittels Streitkräften das Territorium seiner Region zu erweitern, woraufhin er von seinem Regierungschef entlassen wurde. Der UN-Sicherheitsrat beschloss eine Resolution, die zur Deeskalation beitragen konnte.

Das Planspiel war allgemein sehr offen für Ideen gestaltet, weshalb wir durchaus kreativ werden konnten und auch sehr viel Spaß hatten. Eine Stärke des Konzepts besteht auch darin, dass alle Teilnehmer die Möglichkeit haben bzw. gehalten sind, auch im großen Plenum in ihrer Rolle aufzutreten und zu sprechen. Natürlich ist es in einem Planspiel nur begrenzt möglich, sämtliche Faktoren so realitätsnah wie möglich nachzustellen. So fehlt zum Beispiel in den Regionen die Bevölkerung als Akteur, sie ist nur Objekt, um deren Versorgung sich die Regierungen kümmern müssen. Auch gibt es keine Opposition in den Regionen, sondern nur die ­Regierung. Deutlich wurde in dem Planspiel, dass es sich bei den thematisierten Konflikten meist um solche handelt, die sozial-­ökonomisch und nicht militärisch gelöst werden können. Insgesamt haben wir einen guten Eindruck über die Zusammenhänge internationaler Konflikte gewinnen können, wofür wir uns sehr herzlich bei den Organisatoren Herrn Dr. Roos und Herrn Dr. Hösler sowie bei den Jugendoffizieren bedanken möchten.
[*Jgst. 13]