Meilensteine & Innovationen

  • 1916 wird an der "Hochschulbücherei, Studienanstalt und Beratungsstelle für blinde Akademiker e.V." (heute: blista), unter Vorsitz von Prof. Dr. Alfred Bielschowsky in Deutschland erstmals gymnasiale Bildung für blinde Menschen möglich.
  • 1919 wird unter dem Namen AIDOS an der blista das Archiv zum Blindenwesen gegründet
  • 1919 erscheint die erste Auflage der Mathematik- und Chemieschrift für blinde Menschen in Marburg
  • 1921/22 erhält die blista offiziell den Status der „Aufbauschule mit Reform-Gymnasialziel
  • 1932 promoviert mit Emma Saludok an der Philipps-Universität Marburg (Dr. phil) die wohl erste blinde Frau in Deutschland. Die aus Litauen stammende, vormalige blista-Schülerin war im Rahmen der Kampfhandlungen des Ersten Weltkrieges erblindet. Sie lebte in den 1930er Jahren in den USA und später, aktiv mit der israelischen School for the Blind verbunden, in der Nähe von Jerusalem.
  • 1954 gründet die blista die Deutsche Blindenhörbücherei als erste derartige Einrichtung in der Bundesrepublik. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei der Fach-, Sach- und wissenschaftlichen Literatur. Zur Ausleihe kommen u.a. die in vier eigenen Studios aufgesprochenen Werke.
  • 1963 wird der der ehemalige Schüler der blista, Hans-Eugen Schulze, zum Bundesrichter in Karlsruhe ernannt.
  • Akustische Ampeln: Die bundesweit erste ihrer Art wurde 1971 am Marbacher Weg in Marburg installiert und trat von dort aus ihren deutschlandweiten Siegeszug an.
  • Mitte der 1970er Jahre war die Deutsche Blindenstudienanstalt die erste Einrichtung in Deutschland, die nach amerikanischen und englischen Vorbildern eine professionelle Ausbildung zum Rehabilitationslehrer entwickelte und durchführte. Bis heute ist die blista-Fachschule für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation die einzige staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für Reha-Fachkräfte im deutschsprachigen Raum.
  • Wohnen inmitten der Stadt: Das richtungsweisende dezentrale Internatskonzept, international als auch " Marburger Modell“ bekannt, wird 1978 offiziell eingeführt.
  • 1995 wird der Marburger Planetenlehrpfad eröffnet, er ist der weltweit erste, der auch für blinde Besucherinnen und Besucher geeignet ist. Die Idee, die Größe des Sonnensystems erlebbar darzustellen, war ein Jahr zuvor in einer Politik-AG der Carl-Strehl-Schule entstanden. Die Umsetzung erfolgte im Maßstab 1 zu 1 Milliarde, was bedeutet, dass ein Schritt in etwa eine Millionen Kilometern im Sonnensystem entspricht.
  • 2006 erhält der 13jährige blista-Schüler Kevin Barth den Bambi für sein besonderes Engagement während der Fußballweltmeisterschaft.
  • 2010 wird die blista von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen” für ihren taktilen Marburger "Stadtplan für Blinde und Sehbehinderte" ausgezeichnet, der als erster taktiler Plan in Deutschland das komplette Stadtgebiet einer Kommune abbildet. Die 23 taktilen Folien in einer Größe von jeweils 56 x 37 cm sind im Siebdruckverfahren mit bis zu vier verschiedenen Farbtönen kontrastreich koloriert worden, damit blinde, sehbehinderte und sehende Menschen diesen Stadtplan gemeinsam nutzen können.
  • Erste Betriebsvereinbarung, die das TVöD-Leistungsentgelt für die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention zu nutzen versteht: Die blista verabschiedete 2012 eine Betriebsvereinbarung zum Leistungsbezogenen Entgelt nach §18 TVöD. In der dortigen Präambel heißt es: „Sinn und Zweck der vorliegenden Betriebsvereinbarung ist es, auf diesem Weg im Sinne der UN-Konvention stets neue Anstrengungen zu unternehmen, um das Ziel der vollen gesellschaftlichen Teilhabe von behinderten Menschen zu erreichen […]”.Die Betriebsvereinbarung, die in ihrer Kopplung an die BRK innovativ und einzigartig in Deutschland ist, wird in Fachkreisen und der Politik begrüßt. Sie ist als „Gutes Beispiel” in den Hessischen Aktionsplan zur Umsetzung der BRK aufgenommen worden. Sie dient als Beispiel, wie sich Engagement für Inklusion und moderne Mitarbeiterführung miteinander vereinen können.
  • Die Projektlinie „Inklusion & Innovation“ unterstützt seit Herbst 2013 Menschen mit Blindheit und Seheinschränkung beim (Wieder-)Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Das blista-Konzept ist bis dato einmalig, es verbindet eine kundenseitige Selbstbestimmung und Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ mit unternehmerischem Know-how und einer hochqualifizierten spezifischen Förderung.
  • 2014 wird die ehemalige blista-Schülerin Verena Bentele zur Beauftragten der Bundesregierung für Menschen mit Behinderung ernannt.
  • 2016: Unter dem Motto "100 Jahre - 100 Talente!" feiert die blista ihr 100-jähriges Bestehen. Große Resonanz findet die Ausstellung "blick:punkte - inklusiv, interaktiv und hörbar lebendig" im Marburger Landgrafenschloss, in Kooperation mit der Stadt Marburg, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität Marburg und dem Hessischen Museumsverband informiert sie über Alltag und Historie von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung. "Inklusion braucht Qualität", der Leitspruch der Fachtagung zum 100-jährigen Jubiläum ist Programm: Die blista steht dafür, blinden und sehbehinderten Kindern die besten Startchancen ins Leben zu geben. Mehr als 4000 junge Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung haben in den 100 Jahren seit Gründung der blista einen höheren Schulabschluss erlangt.
  • 2017: Der blista-Bildungscampus wächst und gewinnt an Vielfalt, die blista übernimmt die Trägerschaft der Montessori-Schule Marburg.
  • Im selben Jahr erleben die ehemalige Blistanerin Noemi Ristau und ihr Guide Lucien Gerkau in Tarvisio den ersten großen Erfolg auf internationaler Bühne. Bei ihrer WM-Premiere gewinnt die sehbehinderte Athletin Bronze im Slalom.
  • Seit 2018 lernen sehende, sehbehinderte und blinde Schülerinnen und Schüler in der Carl-Strehl-Schule von Anfang an zusammen. So steht das Lernen in Gemeinschaft, das Lernen voneinander und das Lernen von Verantwortung füreinander im Mittelpunkt unseres Schullebens.
  • 2019 gewinnt SF BG blista Marburg mit Trainer Peter Gößmann zum 5. Mal die Deutsche Meisterschaft beim Blindenfußball.
  • 2023 wird die Carl-Strehl-Schule der blista als Partnerschule das paralympischen Leistungssports ausgezeichnet. Im selben Jahr gelingt es der Blindenfußballmannschaft SF BG blista Marburg mit Trainer Manfred Duensing die Deutsche Meisterschaft zum sechsten Mal zu erringen (zum Bericht in der blista-News: „Wir sind vor allem als Team stark“).