Fortbildung mit allen Sinnen

Selbsterfahrung unter der Augenbinde: Auf dem Foto sitzen 5 der Teilnehmenden an einem langen Tisch, auf dem sich diverse taktile Materialien befinden.

Von Tobias Mahnke | Chemielehrkräfte gesucht! So oder so ähnlich könnte ein Aufruf der hessischen Lehrkräfteakademie gelautet haben, um engagierten Lehrkräften die Facultas in diesem wunderbaren Fach schmackhaft zu machen. 13 motivierte  Menschen haben sich darauf zusammengefunden, um dieses herausfordernde wie spannende Fach Schülerinnen und Schülern näher zu bringen. Mit zu der Ausbildung gehören zwei Termine, die ganz im Zeichen der Inklusion stehen. So kam es, dass besagte Truppe am 07.02.2020 an die blista kam, um sich hier vor allem mit der praktischen Seite dieser Facette des Lehramts zu befassen.

Nach der Vorstellung der blista und einer kurzen Betrachtung blindenspezifischer Herausforderungen, ging es für die Teilnehmenden direkt unter die Augenbinde, um erste Selbsterfahrungen zu sammeln: Es galt, diverse Tiermodelle sowie eine Schwellkopie zu ertasten. Hierüber entspann sich eine sehr interessante Diskussion über den Einsatz dieser Materialien im Unterricht. Im Anschluss wurden die vielfältigen Möglichkeiten der Gestaltung und Darstellung von Bildern für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler in den Fokus gerückt und die Einsatzmöglichkeiten von Gallusbrett, Schwellkopie oder Tiefziehfolie näher erläutert.

Chemie ist, wenn es knallt und stinkt! Diesem Vorurteil folgend begann der Nachmittag mit einer Explosion. Dieses auch an Regelschulen gängige Experiment wurde leicht modifiziert den Teilnehmenden unter der Augenbinde präsentiert und anschließend ausgewertet. Der weitere Verlauf des Tages wurde von den angehenden Chemikerinnen und Chemikern genutzt, sich individuell interessengeleitet mit den ausgestellten Materialien zu befassen. Dabei standen Versuche und Experimente genauso im Fokus wie Modelle und Abbildungen. Die Dozenten hatten selber viel Spaß an der vielfältigen Diskussion und nahmen viele Denkanstöße für ihre Arbeit mit.

Der abschließenden Evaluation ist zu entnehmen, dass einige Teilnehmende sich nun vornehmen, den Unterricht dahingehend zu öffnen, mehr Sinne (Hören, Fühlen) in experimentellen Phasen anzusprechen. Dazu passend auch folgendes Zitat: „Viele methodisch-didaktische Überlegungen sind allgemein gültig und äußerst hilfreich auch für sehende Schülerinnen und Schüler!“