Deutsch-französischer Austausch für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation

Das Foto zeigt 5 lächelnde Personen: eine Gastgeberin aus Paris und die Besucher*innen aus Marburg

Frank Stollenwerk* | Nach der ersten von drei Reisen im November 2017 fanden im Januar und April 2019 die weiteren geplanten Austausche im Rahmen des Erasmus-Projektes statt. Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der „Fachschule für Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation“ sowie der Abteilung RES/Unterricht fuhren für vier Tage zur „Fédération des Aveugles de France“ nach Paris.

Die Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich hatte durch verschiedene Treffen im Rahmen des „European O&M & ADL Network“-Projektes (2012 bis 2014) begonnen und wurde durch Treffen mit dem französischen Ausbildungsteam in Marburg und in Paris in den Jahren 2015, 2016, 2017 und 2019 fortgesetzt.

Der französisch-deutsche Austausch zwischen den beiden beruflichen Weiterbildungsstätten für Rehabilitationsfachkräfte in „Lebenspraktischen Fähigkeiten“ (LPF) und „Orientierung und Mobilität“ (O&M) dient dem Vergleich von Lehrmethoden, didaktischen Ansätzen und Medien in der Weiterbildung von Reha-Fachkräften. Darüber hinaus werden länderübergreifend gültige und notwendige Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Planung und Durchführung der hochspezialisierten beruflichen Weiterbildungen diskutiert.

Die Kolleginnen und Kollegen in Paris hatten ein aufwändiges und anspruchsvolles Programm organisiert, welches dem Fachschulteam u. a. bei gezielt ausgewählten Hospitationen und Fachdiskussionen einen umfassenden Einblick in deren Arbeitsweise ermöglichte.

So konnte das blista-Team im Januar beispielsweise bei Simulationseinheiten in der Fachkräfteausbildung zum Thema „Straßenüberquerungen ohne Ampelregelung“ hospitieren und bei Schulungen in LPF bei Personen mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf zum Thema „Taktile Medien zum räumlichen Verständnis“. Da zur gleichen Zeit Experten zur Erstellung von taktilen Medien anwesend waren, konnten die Besucher aus Marburg neue, didaktisch aufeinander aufbauende Materialien selber unter der Augenbinde testen und anschließend deren Einsatz im Reha-Unterricht erleben. Dadurch konnten Kenntnisse vertieft und erweitert werden, wie Materialien erstellt und im Rahmen der Weiterbildung von angehenden Reha-Fachkräften eingesetzt werden können.

Der Austausch im April wurde leider vom Brand der Kathedrale „Notre-Dame“ überschattet. Am ersten Tag gab es einen Fachvortrag zum Thema „Webseiten auf Barrierefreiheit testen“, mit praktischer Anwendung. Spannend und aufschlussreich für die Marburger waren die Hospitationen im O&M- und LPF-Unterricht bei den Kolleginnen und Kollegen des Institut National des Jeunes Aveugles (INJA). Darüber hinaus nahm das blista-Team an Simulationseinheiten zu den Themen „Metro“, „Führhunde“ und „Spiele adaptieren“ teil.

Beide Ausbildungsstätten konnten durch den kollegialen Austausch gewinnbringende Impulse für ihre Arbeit mitnehmen, so zum Beispiel hinsichtlich spezifischer Herangehensweisen bei Reha-Schulungen mit Menschen mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf oder der Gestaltung der Lehr-Lern-Simulationseinheiten. Insgesamt haben die große Offenheit der Gastgeber und deren erneut hoher zeitlicher Einsatz während des Austauschs einen sehr nachhaltigen und positiven Eindruck hinterlassen.
[* Abteilungsleiter Weiterbildungen Reha-Fachkraft]