PROJob – Begleitung in die Arbeitswelt

Tobias Weber mit Langstock, in seinem Rücken zieht sich ein langer Weg.

Interview mit Tobias Weber

Herr Weber, wie sind Sie auf PROJob aufmerksam geworden?

Im Juni 2019 beendete ich die „Blindentechnische Grundrehabilitation“. Da mir nun viele Berufswege offenstanden, machte ich mir Gedanken, welchen ich einschlagen sollte. Mir wurde bewusst, dass es für meine Entwicklung unbedingt nötig war, mich ausführlich mit meinen Berufsperspektiven auseinanderzusetzen.

Meine Arbeitsagentur hat sich anfangs gesträubt, die Kosten für PROJob zu übernehmen, aber ich habe meiner Sachbearbeiterin versprochen, dass sie mich nach PROJob für immer los sein wird.

Wie läuft PROJob ab?

Zunächst findet ein Profiling statt, bei dem genau geguckt wird, was man kann und wo noch Handlungsbedarf besteht. Die fachspezifischen Kompetenzen werden überprüft, also: Was kann ich? Was weiß ich?

Bei mir war es so, dass ich eigentlich Psychologe bin, mich aber in den letzten fünf Jahren im Yogabereich verwirklicht und mir als Freiberufler etwas hinzuverdient hatte. Auf diesen Gebieten, Yoga und Psychologie, wurden meine Fachkenntnisse systematisch ermittelt.

Besonders dankbar bin ich, dass die Fachkräfte bei PROJob meinen inneren Prozess, eine Berufsidentität zu entwickeln, sehr intensiv begleitet haben. Immer wieder wurde ich aufgefordert, mich mit der Frage „Was will ich in meinem Berufsleben erreichen?“ auseinanderzusetzen. Ich sollte Ideen erarbeiten: Was möchte ich als Psychologe machen? Und was möchte ich als Yogalehrer tun?

Als sich allmählich herauskristallisierte, dass ich dazu tendierte, als Psychologe zu arbeiten, wurde meine Identität als Psychologe gezielt aufgebaut. Ich wurde bestärkt und ermutigt, auf diesem Wege weiterzumachen.

Sehr geholfen hat mir außerdem, dass uns behindertenspezifische Kompetenzen sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt wurden, also: Wie fit bin ich auf dem „Blindensektor“? Welche Rechte und Pflichten habe ich als blinder Mensch? Wir erfuhren, was das Integrationsamt macht, wie eine Arbeitsassistenz, unser „denkendes Auge“ beantragt und angestellt wird und was man ihr zumuten kann. Außerdem bekam ich die Möglichkeit, eine Braillezeile zu nutzen, um herauszufinden, ob dieses Hilfsmittel für mich geeignet ist.

Auch unsere sozialen Fähigkeiten wurden ausgebaut. Wir waren eine Gruppe von drei sehr unterschiedlichen Teilnehmenden. Das gefiel mir, weil wir alle voneinander profitierten. Mir fällt beispielsweise Smalltalk leicht, aber mir fiel auf, dass das anderen total schwer fällt und ich konnte ihnen Tipps geben. Ich hingegen habe an meiner Fähigkeit gearbeitet, für andere ein offenes Ohr zu haben. Ein großes Thema war für mich, wie man auf menschliche Art kommuniziert, was man braucht. Ich habe an mir gearbeitet, dass ich nicht fordernd rüberkomme, sondern höflich frage.

Das ausführliche Bewerbungstraining war für mich sehr förderlich. Wir verwandten viel Zeit auf das Anschreiben, auf den berühmten ersten Satz, das eigene Auftreten, das durch ein videogestütztes Feedback sowie eine Image- und Outfitberatung verbessert wurde, auf das Erkunden barrierefreier Jobsuchmaschinen, ...

Was fanden Sie besonders gut an dieser Maßnahme?

Mir persönlich hat PROJob sehr viel gebracht. Ich fand es toll, dass im Beratungs- und Schulungszentrum Fachleute für Fragen aller Art erreichbar waren. Ich konnte mich bei Bedarf an Rehafachleute für die Bereiche Orientierung und Mobilität sowie lebens- und berufspraktische Fähigkeiten und für EDV- und Hilfsmittelberatung und -schulung wenden. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen haben mich fachkundig und einfühlsam begleitet und meinen Entscheidungsprozess der Berufsfindung erheblich beschleunigt.

Ohne ihren tatkräftigen Beistand hätte ich wahrscheinlich Jahre gebraucht, um so weit zu kommen, wie ich heute bin. Ich habe dank PROJob eine Arbeitsstelle gefunden und konnte tatsächlich das Versprechen, das ich meiner Sachbearbeiterin beim Kreisjobcenter gab, einlösen. Sie ist mich los!

Das Interview führte Isabella Brawata

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