Bundesweiter Sehbehindertentag 2017

blista und Hessisches Landestheater informieren zum Thema Audiodeskription

Um den Informationsstand mit rotem Schirm sind Personen im Gespräch miteinander
Der blista-Stand zog einige neugierige Blicke auf sich

Lea Rudow* Pünktlich um 15 Uhr war der blista-Stand in der Mitte des Marburger Marktplatzes aufgebaut. Nach einer anfänglichen Schüchternheit kam schließlich auch die Sonne aus den ­Wolken hervorgekrochen – es hätte schöner nicht beginnen können. Mit vielen interessanten Flyern und Informationsblättern über die bunten Angebote und Möglichkeiten für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit hatte die blista sich vorbereitet. Vor allem aber konnte ein spannendes Gewinnspiel begeistern, bei dem Passanten ihr Glück herausfordern konnten.

Es galt, drei Fragen über Audiodeskription zu beantworten und schon kam man in den Los-Topf, aus dem zu jeder vollen Stunde drei Gewinner gezogen wurden. Neben einem blista-Regenschirm und einem blista-T-Shirt gab es den Hauptgewinn „Knack den Code“ zu ergattern – ein Heft, in dem die Blindenschrift erläutert und nähergebracht wird. Um allen Besuchern einen ersten Einblick zu verschaffen, befand sich an dem blista-Stand ein Laptop mit ­l­auten Boxen, auf dem das Tatort-Intro mit Audiodeskription lief. „Ein Fadenkreuz öffnet sich …“, zauberte vielen Neugierigen ein Erstaunen aufs Gesicht. So kamen die blista-Vertreter mit vielen Passanten ins ­Gespräch.

Leider war die Sonne nicht durchgehend so standhaft und gab schließlich den Gewitterwolken nach. Glücklicherweise haben sich die Wolken aber pünktlich um 21 Uhr endgültig verzogen, denn dann trat direkt gegenüber auf einer Open-Air-Bühne das Hessische Landestheater mit dem Stück „Wir sind Luther“ auf, das an dem Abend unter Live-Audiodeskription aufgeführt wurde. In Kooperation und mit der Unterstützung der blista werden so Dinge beschrieben, die sonst nur für das menschliche Auge sichtbar sind. Das Bühnenbild, die Lichtstimmungen, Kostüme und vieles andere können dann so auch von nicht- und schlecht-sehenden Menschen nachvollzogen werden.

Das Ganze funktioniert ganz einfach. Theaterbegeisterte erwerben beim Hessischen Landestheater eine Eintrittskarte mit Wunsch auf Audiodeskription und werden anschließend vor Beginn des Stückes mit Kopfhörern ausgestattet. Chef-Dramaturg des Landestheaters Franz Burkhard oder ­Dramaturg Matthias Döpke verleihen dann den optischen Wahrnehmungen und Reizen eine Stimme. Eine halbe Stunde vor Beginn des Stückes haben alle, die in Ruhe eine Idee des Bühnenbildes bekommen wollen, die Möglichkeit, sich nicht nur den Aufbau beschreiben zu lassen, sondern auch Kostüme und Requisiten anzufassen.

Dieses Angebot kann von allen sehbehinderten und blinden Kulturliebhabern bei aus­gewählten Vorstellungen vom Hessischen Landestheater ohne Aufpreis wahrgenommen werden. Da nur eine begrenzte Zahl an Kopfhörern zur Verfügung steht, ist es ratsam, bereits beim Kauf einer Eintrittskarte den Wunsch auf Audiodeskription zu ­äußern. Nähere Informationen finden Sie unter www.blista.de

[*Text und Fotos: Lea Rudow, Praktikantin an der blista im Rahmen des Bachelorstudiums Bildungs- und Erziehungswissenschaften]