Schüleraustausch mit Krakau – in das Venedig des Ostens

Kim Fellinghauer* | Wir, die Klasse 11c, haben im April an einem Schüleraustausch nach Krakau teilgenommen. Wir haben dort auch im Internat einer Blinden- und Sehbehindertenschule gelebt. Das war allerdings ein bisschen anders als bei uns, da dort das Internat gemeinsam mit der Schule in einem Gebäude ist und auch die Zimmer viel kleiner und meist für mehrere Schüler sind. Die Schule liegt dort direkt an der Weichsel. Das fanden wir alle sehr schön und gemütlich.

Wir haben während der sechs Tage viele Ausflüge, mit und ohne die polnischen ­Schüler, in Krakau und Umgebung gemacht. Am ersten Abend wurde uns die schöne ­Krakauer Altstadt mit vielen alten Kirchen und Gebäuden und dem großen Marktplatz gezeigt.

Am Samstag haben wir eine mehrstündige Floß-Tour auf dem Dunajec, einem Gebirgsfluss etwa zwei Stunden von Krakau entfernt, gemacht und waren anschließend noch in einem Kurort in einem wunderschönen Restaurant in einem Kellergewölbe essen und in dem Ort spazieren. Dort konnten wir uns auch ein wenig mit den anderen Schülern austauschen und besser kennenlernen.

Am Sonntag haben wir uns gemeinsam mit den polnischen Schülern die alte Schindler-Fabrik und das dazugehörige Museum angesehen. Das war auch sehr interessant und eindrucksvoll für uns alle. Dort haben wir einiges über Krakau und seine Geschichte in der Zeit des zweiten Weltkriegs und auch über Oskar Schindler und sein Tun gelernt. Schindler hat vom Krieg profitiert und in seiner Emaille-Fabrik in Krakau vor allem Zwangsarbeiter beschäftigt. Gegen Ende des Krieges hat er allerdings über tausend jüdische Frauen und Männer einschließlich ihrer Kinder vor der Vergasung gerettet.

Nachmittags haben wir uns eine Salzgrotte angeschaut. Das war auch sehr spannend und wie eine kleine eigene Stadt. Wir sind zuerst 53 Stockwerke unter die Erde gelaufen. Dort wurden uns verschiedene Salzkammern und Gänge gezeigt. Alles dort war aus Salz. Es gab teilweise eingebaute Holzbalken, die die Gänge stabilisieren, damit sie nicht einstürzten. Es gab mehrere Ebenen, in dem ehemaligen Salzwerk, viele verschieden große Kammern und drei Kapellen. Das war echt eindrucksvoll. In einer dieser Kapellen können sogar heute noch Paare heiraten; 130 m unter der Erde. Verschiedene unter­irdische Seen gab es zu bestaunen und sogar ein Cafe, ein Restaurant und ein Souvenir­geschäft.

Am Montag war dann nur die deutsche Gruppe in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz, wo wir eine ganztägige Führung hatten. Leider ist es dort jedoch sehr touristisch geworden, sodass es eher die Atmosphäre eines überlaufenen Museums als die einer Gedenkstätte hat. Trotzdem war es ein eindrucksvoller und zum Nachdenken anre­gender Besuch.

Dienstag und Mittwoch verliefen nach diesen anstrengenden Tagen etwas ruhiger. Wir bekamen das polnische Schulsystem erklärt und besuchten das sogenannte „Judenviertel“ Krakaus, Kazimierz. Dieses Viertel hat sich jedoch auch verändert und heute gibt es dort viele Restaurants und Kneipen. Am Abend haben wir dort noch ein gemeinsames Abschiedsessen mit der polnischen Gruppe gemacht. Auch in der Freizeit haben wir viel Zeit mit den polnischen Schülern verbracht.

Insgesamt hat sich die Reise nach Krakau sehr gelohnt, wir haben viel über die Stadt und die polnische Geschichte gelernt, einige nette Leute kennengelernt und viel Spaß gemeinsam gehabt. So haben wir uns auch gefreut, als die polnischen Schüler vor einigen Wochen bei uns zu Besuch waren und wir ihnen unsere Stadt zeigen konnten.

Herzlichen Dank an das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das unsere Krakau-Fahrt und den Gegenbesuch finanziell unterstützt hat!

[* Schülerin der Klasse 11c]