Editorial 1/2018

blista-Direktor Claus Duncker

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch vor wenigen Jahren war es undenkbar, dass in der Tagesschau über einen blinden Paralympic-Teilnehmer berichtet wurde. Aber nicht nur Beachtung in den Medien, sondern auch die Leistungsdichte im Sport von Menschen mit Behinderung ist erheblich größer geworden. Der Abstand zu den Sportlern ohne Beeinträchtigung wird immer geringer. Deshalb haben wir vor acht Jahren an der blista reagiert und Leistungssportzentren eingerichtet.

Aber reicht nicht Sport in der Schule als Bewegungstherapie a la „Trimm dich fit“? Latein, Mathe und Geschichte lautet der Bildungsauftrag der blista – aber Leistungssport?

Beim Breitensport geht es vielleicht um die Figur, den Blutfettwert, den Kreislauf, oder Lifestyle. Der Leistungssport verfolgt den sportlichen Erfolg, fördert den Wettkampfgedanken. Für den Erfolg muss man hart arbeiten – trainieren, Ausdauer beweisen. Man muss sich in eine Mannschaft einfügen – verlässlich sein. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen, für sich und auch für Teamkollegen. Wettkämpfe müssen diszipliniert vorbereitet werden. Das alles sind Werte, die in unserer Gesellblistaschaft hohes Ansehen besitzen und an der blista ihren Platz haben müssen. Das Leben besteht eben nicht nur aus Mathe und Latein.

Und blinde und sehbehinderte Menschen haben das Recht auf gleiche Chancen wie ihre sehenden Kollegen. Sie müssen sich in Wettkämpfen national und international messen können, um den Genuss des Erfolges zu erleben.

Und die Geschichte unserer Sport-Leistungszentren der letzten acht Jahre kann man nicht anders als eine Erfolgsgeschichte nennen. In Goalball, Blindenfußball und Judo haben unsere Sportlerinnen und Sportler viele nationale und internationale Titel errungen. Die Medien haben ausführlich darüber berichtet. Und wir konnten auch für andere Sportarten begeistern, wie Rudern oder Skifahren, wo ehemalige Schülerinnen der blista aus Marburger Sportvereinen sich für Paralympische Spiele qualifiziert haben.

Die Sportlerinnen und Sportler sind für ihre Erfolge und ihre Leistungen mehrfach ausgezeichnet und geehrt worden. Wir sollten aber auch an die denken, ohne die solche Erfolge nicht möglich sind: die vielen Trainerinnen und Trainer. Einmal die Woche üben reicht nicht aus, um auf hohem Niveau Sport zu treiben. Daneben gilt es, Trainingslager zu organisieren und viele Wochenenden bei Turnieren zu verbringen. Dafür wird viel Freizeit geopfert. Dafür meinen ganz herzlichen Dank.

Natürlich verfolge ich auch persönliche Ziele. Vielleicht darf ich ja einem für die kommenden Paralympischen Spiele qualifizierten blistaner 2020 in Tokyo den Koffer tragen und als Zuschauer dabei sein.

Ihr Claus Duncker