Wer kennt das „Äbbelwoistatebuilding”?

Oder: Gruppenfahrt ganz nah

Susanne Schöppenthau*. Anfang Juni war es wieder soweit. Die WG aus der Biegenstraße 44 brach auf zu ihrer jährlichen Gruppenfahrt – diesmal in die Metropole am Main. Moment mal?… die ganze WG? ... Nein, aus schultechnischen Gründen fand eine (nur zufällig) geschlechtsspezifische ­Teilung statt. Während sich also die Mädels schon nachmittags in den Zug setzten, um auf Frankfurts bekanntester Einkaufsmeile, der „Zeil“, die Sonne und das ungetrübte Shopping-Vergnügen zu genießen, mussten die Jungs noch teilweise länger in der Schule schwitzen, konnten sich aber auf der anschließenden Bahnfahrt in Ruhe erholen.

Zwei schlafende Schüler im Zug

An der belebten „Konstabler Wache“ traf man sich dann wieder, um mächtige Mengen Nahrungsmittel bei „Busters Pasta“ einzufahren. Hier herrschte ordentlich Betrieb. Die Preise sind für die Frankfurter Innenstadt durchaus erschwinglich, aber alles muss an der Theke vorbestellt werden und bei dem Andrang kann dann schon mal eine Bestellung „verloren“ gehen. Ausgerechnet unser jüngstes, größtes und hungrigstes Gruppenmitglied wurde vergessen und konnte erst futtern, als alle anderen schon längst satt waren. Na zum Glück galt es, vorher noch ­einige „Reste“ zu vertilgen.

Junge Frau mit Sonnenbrille probiert einen Strohhut auf

Nach einem Stadtspaziergang, vorbei am beeindruckenden Panorama, verbrachten wir den restlichen Abend und die Nacht in der Jugendherberge, die an Zentralität, schöner Aussicht (direkt am Mainufer gelegen) und Internationalität keine Wünsche offen lässt. An diesem schönen lauen Abend im Innenhof hätte man sich genauso gut in Barcelona, London oder Rom befinden können, so viele Nationalitäten und verschiedene Sprachen begegnen sich hier. Die Betten sind hart aber bandscheibenfreundlich und auch das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen konnte sich sehen lassen.

Am Vormittag stand ein Besuch im Dialogmuseum an. Immer wieder eine Reise wert! Die Gruppenführungen (voranmelden nötig!) sind spannend und eröffnen einen völlig neuen Erfahrungshorizont – für die ­sehenden und die sehbehinderten Teilnehmer besonders. Die Tour führt durch „Indien“, verschiedene Klangräume, Brücken, durch sumpfiges Gelände, über einen Markt und sogar eine Bootsfahrt ist inklusive. Die Guides verstehen ihr Handwerk und schaffen es, auch ungeübt mit dem Stock herumstochernde „Guckis“ sicher mit ihrer Stimme durch die völlige Dunkelheit und die teilweise recht verwinkelten Gänge zu geleiten. Ein „Überraschungstüten“-Verzehr im dortigen Dunkelcafé rundet den lohnenswerten Besuch ab.

Draußen war mittlerweile sommerliche Hitze angesagt und wir hatten einen langen Weg mit Sack und Pack von der Hanauer Landstraße bis zur Bowlingbahn vor uns, unserem letzten Programmpunkt vor der Heimreise.

Zunächst eine Fahrt mit der S-Bahn durch die Stadt, die an Baustellenvielfalt durchaus mit Marburger Verhältnissen mithalten kann. Dies bewältigten wir jedoch spielend, wenngleich der 17-minütige Aufenthalt am Hauptbahnhof mit penetranter Panflötenbegleitung doch zum einen oder anderen enervierten Stöhnen führte.

Der Messeturm in Frankfurt

Aber irgendwann kam die ersehnte Bahn dann doch, Ausstieg an der Endhaltestelle und: zum Glück sind fortschrittliche Gruppenmitglieder mit einem handlichen Navi ausgestattet und können auch die unbekanntesten Stadtrandgebiete so zielsicher erschließen,…dass wir alle lediglich zweimal die lange heiße Straße hinauf und herunterlaufen mussten, weil die Ansage: „Sie sind am Ziel vorbei…“ irgendwie nicht so ganz zielführend war. Allerdings kann man ja auch mobil telefonieren…und so gelangten wir doch noch, verschwitzt aber glücklich in der Rebstock Bowling-Bahn an. Juhu.

Hätten wir schon früher mit diesem frühen Sommereinbruch gerechnet, dann wären wir sicher lieber im gleichnamigen Schwimmbad ins Wasser gesunken. Na, so brachten wir eben jetzt die Kegel zum Sinken – äh, fallen. Mal abgesehen von den „Pudeln“, die sich immer wieder frecherweise auf der Bahn ­herumtrieben.

Unangefochtener Bowlingmeister wurde: BK (stand für „ButterKäse“) (stay hungry …).

Damit das jedoch nicht so blieb, stärkten wir uns mit Pommes und Salat, bevor wir ­wieder zum Bahnhof aufbrachen, diesmal zielstrebig und ohne weitere Verirrungen.
(und ja – auch auf dieser Gruppenfahrt wurde wieder viel gegessen …)

Fazit: Warum in die Ferne schweifen? Seht „Mainhatten“ liegt so nah. ¶

* Pädagogische Mitarbeiterin im Internat
Fotos: E.Brathe, S. Schöppenthau