Geocaching inklusiv: Mit super viel Spaß über den Tellerrand geschaut

Das Gruppenbild auf dem blista-Campus zeigt 14 fröhliche Personen

Neues von der Kooperation mit der DGhK

Marvin Berner ist „Noch-blista-Schüler“, das Abi ist schon geschafft und gleich nach den Sommerferien beginnt für ihn das Studium an der Marburger Philipps-Universität. Im letzten Jahr hat er die Kooperation der blista mit der „Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind“, DGhK e.V., initiiert. Im Gespräch mit Dr. Imke Troltenier berichtet er über eine gemeinsame Aktion auf dem blistaCampus.

Warum war Dir die Kooperation mit der DGhK ein wichtiges Anliegen?

Marvin: Die Kooperation mit dem in Marburg ansässigen Hochbegabtenverein bietet den Schülerinnen und Schülern der Unter- und Mittelstufe die Möglichkeit, über den Tellerrand der blista hinauszuschauen. Dabei wollten wir den Schülern mit verschiedenen Aktionen natürlich Spaß bereiten und ihnen gleichzeitig ermöglichen, neue Kontakte zu knüpfen und eventuell sogar Freundschaften zu schließen.

Gerade jüngeren Kindern fehlt es oft an Austausch mit sehenden Freundinnen und Freunden. Dieses Hindernis haben in anderer Form auch viele hochbegabte Kinder, da sie von Gleichaltrigen oftmals als „Streber“ oder „besserwisserisch“ wahrgenommen und in eine Schublade gesteckt werden.

Beim Malatelier geht es los, Frau Dirmeier liest, den Teilnehmenden vor, was auf der Anweisung steht.

Nachdem der Erstkontakt mit einer Infoveranstaltung im Herbst hergestellt und das Interesse geweckt war, fand im Mai das gemeinsame Geocaching statt. Was habt Ihr dabei erlebt?

Marvin: Im Kern ging es dabei um eine Art von Schnitzeljagd oder Schatzsuche, bei der man an verschiedenen Stationen Rätsel lösen und aus den einzelnen Lösungen die Koordinaten des Schatzes zusammensetzen musste.

Wir trafen uns an einem Schulsamstag um 13 Uhr und waren insgesamt 14 Schülerinnen und Schüler und vier Gruppenleiter: Frau Nixdorf leitet die DGhK-Lokalgruppe Mittelhessen und Frau Reuter von der DGhK ist Geocacherin, von der blista waren Frau Dirmeier und ich dabei. Zunächst wurde das Spiel erklärt und die notwendigen Materialien verteilt, eine Karte mit den verschlüsselten Hinweisen, die Rätsel in Braille und für alle, die keine Punktschrift lesen können, ein PS-Alphabet.

5 Teilnehmende wandern durch den Wald.

Insgesamt gibt es acht Stationen auf dem blistaCampus. Wir starteten in den vier Gruppen versetzt, um uns nicht in die Quere zu kommen. Die Finalkoordinate lag außerhalb des blistaCampus, dahin musste man noch ca. 1 km laufen.

Hat es Freude gemacht, das gemeinsame „über den Tellerrand“ schauen?

Marvin: Es hat allen super viel Spaß gemacht, alle haben gerätselt und mitgedacht, einzelne sind sogar aufgeblüht. In der Gruppe herrschte eine gute Atmosphäre. Es ging Hand in Hand, das Lösen der Rätsel und das Entziffern der Aufgaben.

Gefunden! Teilnehmende stehen zusammen, einer hält eine Box in den Armen.

Niemand ist außen vor geblieben. Diejenigen, die noch gut sehen, haben die Blinden unterstützt, also beim Führen und Mitnehmen. Und die blinden Schüler waren natürlich Experten für die Aufgabenstellungen.

Als Dankeschön hat die sehende Teilnehmerin Jara (11 Jahre) einen Bericht an Marvin geschickt

Sie schreibt: „Der Cache mit den blista-Schülern war sehr interessant. Ich habe dabei viel gelernt. In dem Cache sind alle fünf Sinne gefragt. Man muss Geräusche, Geschmäcker und Gerüche unterscheiden, Gegenstände ertasten und erraten und Punktschrift entziffern. Bei dem Cache habe ich viel über das Leben von Blinden und Sehbehinderten erfahren, zum Beispiel über ihre Hilfsmittel und wie sie sich orientieren. Dank der faszinierenden Fähigkeiten, wie das Lesen von Braille-Schrift und Schwarzpunkt-Schrift unserer Gruppe, haben wir den Cache nach vier Stunden gefunden. Das Rätseln hat viel Spaß gemacht, so verging die Zeit wie im Flug. Ich fände es super, wenn es noch mehr solche Caches für Sehbehinderte gäbe.“

Das Projekt soll weitergeführt werden, auch wenn Marvin die blista verlässt. Ein Lehrer oder eine Lehrerin der CSS wird die Koordination der Termine und Kontakte zur Lokalgruppe der DGhK aufrechterhalten.

Weiterführende Information zur DGhK: Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (DGhK) ist ein bundesweit tätiger, gemeinnütziger Verein, in dem sich betroffene Eltern, Pädagogen, Psychologen sowie andere Interessierte ehrenamtlich für die Förderung hochbegabter Kinder einsetzen. Die DGhK Mittelhessen veranstaltet ­regelmäßig Elterntreffen sowie Spiele­nachmittage und andere Aktivitäten für die Kinder und Familien. Eine Fortbildungsveranstaltung für ­Pädagogen und andere Interessierte ist für 26. Oktober 2018 geplant. Kontakt: Jutta Nixdorf, Tel.: 06421 1820717 oder nixdorf@DGhK-hessen.de