Glaukom – Eine schleichende Gefahr

Tag der offenen Tür im Reha-Beratungs-Zentrum mit augenärztlichem Vortrag

Isabella Brawata* | Am 13. Oktober richtete das Reha-Beratungszentrum der blista im Rahmen der „Woche des Sehens“ gemeinsam mit der Beratungsstelle Blickpunkt Auge – Rat und Hilfe bei Sehverlust des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen e.V. (BSBH) einen „Tag der offenen Tür“ aus.

Interessierte waren eingeladen, sich über das Angebot des Reha-Beratungszentrums zu informieren. Es umfasst Beratung zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung, EDV- und Hilfsmittel-Beratung sowie -Schulung, Sehhilfen-Beratung, Schulungen in Orientierung und Mobilität sowie lebenspraktischen Fähigkeiten und eine mobile Seniorenberatung. Die Blickpunkt Auge-Beratungsstelle informierte zu Nachteilsausgleichen, sozialrechtlichen Fragen und Unterstützungsangeboten des BSBH.
Nachdem den Interessierten die Räumlichkeiten des Reha-Beratungszentrums gezeigt und die Unterstützungsmöglichkeiten von Reha-Beratungszentrum und Blickpunkt Auge vorgestellt wurden, wurde dem Publikum der blista-Film „With a little help from my friend“ vorgeführt, der auf amüsante Weise veranschaulicht, wie das gemeinsame Miteinander von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen besser gestaltet werden und was im Umgang miteinander schieflaufen kann.

Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Dr. Schröder, Augenarzt am Uniklinikum Marburg, der dort regelmäßig eine Sprechstunde für Glaukompatienten abhält. Dr. Schröder räumte mit vielen Mythen über die Erkrankung auf. Das Glaukom ist eine Schädigung des Sehnervs. Sie wird in den allermeisten Fällen, zumindest in unseren Breitengraden, durch einen zu hohen Augeninnendruck verursacht. Doch es gibt auch Menschen, deren Augendruck nicht ­erhöht ist, deren Sehnerv aber durch übermäßiges Rauchen, starke Blutdruckschwankungen oder andere Faktoren geschädigt wird, sodass Zellen sterben und ein Glaukom entsteht. Auch gibt es Menschen, die trotz eines sehr hohen Augeninnendrucks kein Glaukom bekommen, weil ihr Sehnervenkopf so stabil ist, dass er dem Druck standhält.

Dr. Schröder machte eindringlich deutlich, dass es wichtig ist, die Augen und den Augendruck regelmäßig kontrollieren zu lassen, denn im Gegensatz zu manch eher harmlosen Augenleiden, die jedoch unan­genehme und schmerzhafte Beschwerden verursachen können, läuft eine Schädigung des Sehnervs völlig schmerzlos ab und kann unbehandelt zur Erblindung führen. Besonders gefährlich ist ein Glaukom nicht nur, weil es mit keinen spürbaren Beschwerden am Auge einhergeht, sondern auch, weil der Sehverlust lange gar nicht bemerkt wird. Das scheint verwunderlich, denn man vermutet ja, dass dort, wo Teile des Sehnervs abgestorben sind und Seheindrücke aus der Netzhaut nicht weitergeleitet werden, etwas Ungewöhnliches zu sehen sein müsste, etwa eine dunkle Stelle oder ein unvollständiges Bild. Aber das ist nicht der Fall, weil das Gehirn anhand seiner früheren Seherfahrungen einfach die fehlenden Stellen „dazuerfindet“. Betroffenen wird häufig erst bewusst, dass etwas mit ihrem Sehvermögen nicht mehr stimmt, wenn es ihnen zunehmend öfter passiert, dass Dinge (ein herankommendes Auto, eine Straßenlaterne) wie aus dem Nichts in ihrem Gesichtsfeld aufzutauchen scheinen. Aber dann ist es häufig schon zu spät, denn bis zu diesem Zeitpunkt ist bereits ein erheblicher Teil des Sehnervs zerstört und einen geschädigten Sehnerv kann man nicht mehr reparieren. Die abgestorbenen Sehnerv-Zellen lassen sich noch nicht ersetzen, sodass die eingebüßte Sehkraft unwiederbringlich verloren ist. Man kann aber dafür sorgen, dass ein entdecktes Glaukom nicht weiter voranschreitet, indem man mit Hilfe vielfältiger Methoden den Augen­innendruck senkt.

Die Besucherinnen und Besucher waren am Vortrag sehr interessiert und stellten viele Fragen, die Dr. Schröder kompetent und ­souverän beantwortete. Der „Tag der offenen Tür“ am Reha-Beratungszentrum war eine gelungene Veranstaltung, weil Ratsuchenden aufgezeigt wurde, welche Perspektiven auch Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung offenstehen und sie trug dazu bei, über das Glaukom, eine tückische Augenerkrankung aufzuklären, die im Verborgenen ihr zerstörerisches Werk vollbringt, wenn der Augendruck nicht regelmäßig kontrolliert und der Sehnerv nicht ab und zu untersucht wird.
[*Reha-Beratungszentrum]