„Ihr habt einen tollen Aufschlag gemacht“

28 große und kleineren Spender*innen stehen vor einem Kleinbus der Carl-Strehl-Schule
blista-Schüler*innen senden eigene Sachspenden, gute Wünsche und herzliche Grüße

Großes Engagement für geflüchtete Schüler*innen der ukrainischen Partnerschulen

Auf dem blistaCampus und weit darüber hinaus arbeiten Schüler*innen, Eltern, Mitarbeiter*innen aller Ressorts und nicht zuletzt der Vorstand in diesen Tagen engagiert zusammen. Mit einer beeindruckenden Spendenaktion unterstützt die große blista-Familie gemeinsam mit ihren vielen Partnerorganisationen die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Schüler*innen und Kolleg*innen unserer Partnerschule, der Blinden- und Sehbehindertenschule in Charkiw, und der Blindenschule in Lwów u.a.m. Zugleich startet die blista die Hilfe auch hier vor Ort.

    5 Personen sitzen um einen Tisch
    Gesprächsrunde: Patrick Temmesfeld, Florian Weenen, Sabrina Dörr, Till Zipprich und Peter Audretsch

    Nachdem am ersten März der allererste Anstoß für eine Spendenaktion aus der Schülerschaft seine Runde macht, überschlagen sich fortan die Ereignisse. Durch persönliche Kontakte erfahren wir, dass ein zur Schule in Charkiw gehöriges Wohngebäude von einer Rakete getroffen wurde und dass der Aufenthalt dort für niemanden mehr sicher war. Die Schüler*innen konnten zum Glück nach Lodz und Dabrowa Górnicza in Polen evakuiert werden, waren nun aber heimat- und mittellos.

    Zugleich erreichen die ersten Geflüchteten die Universitätsstadt Marburg und die Internatsleitung stellt eine freie blista-Wohngruppe zur Aufnahme bereit. Inzwischen bietet sie für sieben geflüchtete Ukrainer*innen mit Sehbeeinträchtigung eine sichere, ruhige und freundliche Unterkunft. Zusammen mit den weiteren Hessischen Einrichtungen wurden wenig später insgesamt rund 120 Plätze für Geflüchtete mit Blindheit und Sehbehinderung und ihre Angehörigen bereitgestellt.

      4 Personen beladen einen Kleinbus mit Paketen
      Beladen eines der beiden Kleinbusse

      Wichtiges Signal

      Um die ukrainischen Schüler*innen schnell mit dem Nötigsten zu versorgen, insbesondere hinsichtlich blinden- und sehbehindertenspezifischer Bedarfe, werden Sachspenden gesammelt. Nicht immer laufen alle Informationen ganz rund, aber am 19. März machen sich zwei vollbeladene Kleinbusse auf den Weg zu unserer Partnerschule in Krakau, die sich dankenswerter Weise mit großem Engagement einsetzt und die Spenden an die ukrainischen Schüler*innen weitergeben wird.

      Ein Mann und ein Mädchen stehen vor einem Berg von Kartons
      Nazar bringt ihre Spende zu Schulassistent Lukas Bernsdorff
      Beladen eines Kleinbusses mit dem Küchenteam
      Das Küchenteam fängt derweil an, den zweiten Kleinbus zu beladen

      „Dass die beiden Busse nach Krakau tatsächlich so voll geworden sind, ist ein wichtiges Signal. Das könnt ihr euch mit auf die Fahnen schreiben“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der blista, Patrick Temmesfeld, im gemeinsamen Gespräch mit den Schülern Till Zipprich und Florian Weenen, Vertrauenslehrerin Sabrina Dörr und Schulleiter Peter Audretsch anerkennend. Der Austausch ist wichtig. „Es ist schön zu sehen, was man hat anstoßen können“, bestätigt Till.

      Zwei Personen schauen in eine mit Hilfsmitteln befüllte Kiste
      Frau Fiege und Herr Wilhelm begutachten gespendete Hilfsmittel

      Langstöcke, Lebensmittel, Punktschriftmaschinen, Snacks, Buntstifte, Schreibmäppchen, Spiele, Tastbücher, Desinfektionsmittel, Erste-Hilfe-Boxen und vieles mehr – sorgfältig wurden die vielen Sachspenden vorsortiert. Dazu zählen liebevoll zusammengestellte individuelle Päckchen genauso wie die umfangreichen Gebinde der Fertiggerichte. „Das ist richtig toll“, sagt Schulassistent Lukas Bernsdorff: „So viele haben sich Gedanken gemacht und genau überlegt, was gebraucht wird. Allein in der Carl-Strehl-Schule haben die Schüler*innen acht große Kartons gefüllt. Sogar Osterhasen sind dabei!“

      Kontinuität aufrechterhalten

        Patrick Temmesfeld steigt in den Bus ein und lächelt
        Patrick Temmesfeld startet nach Krakau

        „Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist leider unklar, doch wir möchten die Kontinuität aufrechterhalten. Sicherlich brauchen wir auch in den kommenden Wochen dazu noch viel Kraft“, gibt Schulleiter Peter Audretsch zu bedenken. Er betont: „Auf dem blistaCampus eint uns jetzt die faszinierende Erfahrung, was für eine positive Dynamik entsteht, wenn wir uns gemeinsam kümmern. Und damit sind wir noch lange nicht fertig!“ Peter Audretsch regt in diesem Zusammenhang etwa den Kontakt mit den geflüchteten Menschen an der blista an und bittet um Sensibilität und Aufmerksamkeit für die schwierige Situation russischer Mitschüler*innen. Beides greifen Florian und Till gerne auf. Probleme aber seien hier nicht spürbar, berichtet Till: „Bei uns in der Klasse gibt es drei russische Schüler*innen und die Meinung ist einhellig, Feindbilder entwickeln wir absolut nicht.“

        Dass auch die bundesweite Netzwerkarbeit enorm angezogen hat, darüber informiert Patrick Temmesfeld die Schüler auf Nachfrage gern. Denn an den Schulen in Friedberg, Homberg, Frankfurt sowie an der Nikolauspflege und beim DBSV wurde gleichfalls sehr engagiert für den Transport nach Krakau gesammelt, während das Deutsche Katholische Blindenhilfswerk 7000 Euro Spendenmittel bereitstellte. Als Vorsitzender des Verbands für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) hatte Patrick Temmesfeld in den vergangenen Tagen die Ukraine-Nothilfe mit den weiteren hessischen und bundesweiten Einrichtungen mitabgestimmt und war in Gemeinschaftsprojekten mit der Selbsthilfe auf deutscher (DVBS) und europäischer Ebene (EBU) eingebunden.

        Zwei Personen stehen vor mit Hilfsmitteln befüllten Kisten
        Otfrid Altfeld und Patrick Temmesfeld in Krakau

        Mit vielen Grüßen und erlebter Dankbarkeit zurück

        Die Fahrt nach Krakau und das Überbringen der Spenden lässt er sich nicht nehmen und steuert selbst einen der beiden Kleinbusse am Wochenende über rund 1900 Kilometer nach Krakau und wieder zurück. Der mitfahrende Kollege im zweiten Bus ist „focus arbeit“-Ressortleiter Otfrid Altfeld.

        Bei der Ankunft werden sie schon erwartet, Direktor Marcin Debski, ein Entladeteam und das örtliche Fernsehen heißen sie Willkommen. Rund eine Stunde braucht es, dann sind die vollbepackten Busse entladen. Zwischendurch ein Interview mit der Kernfrage „Warum?“: Weil wir, blista, Schüler*innen, Mitarbeiter*innen, befreundete Einrichtungen, Blindenhilfswerk und DBSV den Einsatz der polnischen Freunde großartig finden, weil er wichtig und notwendig ist und weil wir jetzt helfen können.

        Nach einem traditionellen Abendbrot mit dem Direktor, einer kurzen, ruhigen Nacht in Krakau kehrt man mit vielen Grüßen und erlebter Dankbarkeit zurück, die wir hier unbedingt weitergeben wollen.

          Kinder der Klasse 5a
          Die Klasse 5a hat Ketten gebastelt und sammelt Spenden

          Derweil ist die Klasse 5a mit einer eigenen Spendensammelaktion in jeder ersten großen Pause auf dem blistaCampus unterwegs. Sie bieten selbstgebastelte Ketten mit kleinen Friedenstauben gegen eine Spende an und freuen sich über die Resonanz auf ihre schöne Aktion.