Energieprojekt der Jahrgangsstufe 10

Schülerin Vanessa tastet Holzschnitzel

„Jeder kann beim Energiesparen mitmachen“

Clara Anna Hertl* | Die Menschen sind abhängig von Energie: der Kühlschrank braucht Strom, das Handy muss geladen werden, jeder möchte auf das Internet zugreifen und überall wird Musik abgespielt oder Licht angeschaltet. Und damit noch längst nicht genug: Energie wird an allen Ecken und Enden gebraucht. Aber wo kommt der Strom aus der Steckdose eigentlich her und wie können wir Energie einsparen? Um diese und weitere Fragen ging es während des Energieprojekts der Jahrgangsstufe 10, welches von Herrn Dr. Hösler geleitet wurde.

Der 21. August 2018 war der erste von insgesamt drei Projekttagen. Zu Beginn trafen wir uns im Multifunktionsraum im Oberstufengebäude. Um einen guten Einstieg ins Thema Energie zu finden und herauszuarbeiten, wie gut wir uns bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sammelten wir unser Wissen in einer Mindmap. Anschließend teilten wir uns in fünf Arbeitsgruppen auf. Jede der Arbeitsgruppen beschäftigte sich während des Projekts und in der darauffolgenden Woche mit einem Thema, das am 28.08.2018 präsentiert werden sollte. Zwei Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit einer Diskussion zwischen dem FDP-Politiker Andreas Pinkwart und dem SPD-Politiker Hermann Scheer zum Thema »Alternative Energien«. Zwei weitere Arbeitsgruppen befassten sich mit den unterschiedlichen Stationen aus unserer Exkursion, die am 23. August 2018 stattfand. Wir, die letzte Gruppe, sammelten Informationen zur Energieverwendung an der blista und fassten die Projekttage schriftlich zusammen.

Nach einem Tag Projektpause trafen wir uns am 23. August 2018 um 8 Uhr an der Schule und machten uns in Begleitung von Herrn Dr. Hösler, Herrn Walz und Herrn Schütt auf den Weg zum Bioenergiedorf Oberrosphe. Als wir dort ankamen, begrüßte uns ein riesiger Berg aus kleingehacktem Holz. Ein Mitgründer der Bioenergieanlage, Ulrich Pfeiffer, hieß uns wenig später willkommen und erklärte uns, wie die Anlage zustande kam und wie das Bioheizwerk in etwa funktioniert. Das Wichtigste ist hier kurz zusammengefasst:

Gründung des Bioenergiedorfs Oberrosphe

Die Ölpreise in Oberrosphe  stiegen stetig an, sodass im Dorf die Idee entstand, ein eigenes Bioheizwerk zu bauen. Um das Projekt zu verwirklichen, teilten sich 40 interessierte Dorfbewohner in vier Arbeitsgruppen auf. In diesen Gruppen arbeiteten die Dorfbewohner an der Planung des Vorhabens, ermittelten notwendige Kosten, vertraten das Projekt in der Öffentlichkeit und klärten Rechtsfragen.

Laut einer Machbarkeitsstudie sollten mindestens 120 Bewohner die Idee unterstützen. Nach langer Überzeugungsarbeit fanden sich 115 Unterstützer. Auch, wenn das fünf zu wenig waren, wurde das Projekt weitergeführt und am 24. Februar 2007 wurde die Bioenergiedorf Oberrosphe e.G. gegründet. Um alle Kosten decken zu können, musste jedes Mitglied einen Beitrag von 6.000 € beisteuern. Auch die Gemeinde Wetter beteiligte sich finanziell. Da das Bioheizwerk erfolgreich anlief, zahlt das Dorf den Kredit im Moment zurück.

Funktion der Bioheizanlage

Die Schüler Jonas, Kian und Matthias vor einem Pufferspeicher
Die Schüler Anna und Max vor einem Rauchgasfilter

Einmal jährlich wird eine große Menge Holz nach Oberrosphe geliefert und anschließend zu kleinen Hackschnitzeln verarbeitet. Danach wird das Holz in großen Kesseln verbrannt. Mit der entstehenden Wärme wird Wasser erhitzt, welches in großen Pufferspeichern gelagert und von dort aus auf die angeschlossenen Haushalte verteilt wird. Durch die Speicher werden kleinere Ausfälle abgedeckt, ohne dass die Bewohner etwas davon merken. Falls an der Anlage etwas kaputt ist, wird eine SMS an ein Notfallhandy gesendet. Von Anfang Mai bis Anfang Oktober wird das Bioheizkraftwerk nicht betrieben, da das Dorf die Wärme von einer zwei km entfernten Biogasanlage verwenden kann.

Schülerin Sezen steht auf einem großen Holzschnitzelhaufen

Nach unserem Aufenthalt in Oberrosphe stärkten wir uns mit unseren Pausenbroten und machten uns auf den Weg nach Goßfelden, wo uns zwei kleine und ein größeres Windrad erwarteten.

Von zwei Mitarbeitern der Stadtwerke Marburg erfuhren wir, dass die kleineren Windräder im Jahr 2005 und das größere, etwa 100m hohe Windrad, zwei Jahre später erbaut wurden. Ab einer Windgeschwindigkeit von drei km pro Stunde laufen die Windräder an, ihre Maximalleistung erbringen sie bei einer Windgeschwindigkeit von 12 bis 20 km pro Stunde. Sollte stärkerer Wind wehen, schalten sich die Windräder aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Die durch den Wind produzierte Energie wird direkt in das Stromnetz von Marburg eingespeist und verbraucht. Nachdem einige unserer Fragen beantwortet waren, hatten wir die Möglichkeit, das Innere des großen Windrades zu besichtigen. Allerdings durften wir nicht auf der Leiter nach oben klettern, denn dazu benötigt man die Ausbildung zum Rettungskletterer. Nachdem sich jeder umgesehen hatte, fuhren wir zurück zur blista. Nach der Mittagspause nahmen die meisten der Klasse wieder am Unterricht teil, unsere Arbeitsgruppe traf sich noch mit Thorsten Kelm, dem Leiter der Abteilung Bautechnik.

An der blista wird bewusst mit Energie umgegangen! Das wurde bei unserem Rundgang durch das Schulgelände der schnell klar. Die blista versucht, eine gute Ökobilanz durch das Vermeiden von Energieverschwendung zu erreichen. So existieren auf dem Gelände zwei große Verteiler, welche Heizungswärme und Warmwasser in fast alle Gebäude bringen. Außerdem sind die meisten Gebäude so gut wie möglich gedämmt und weitestgehend mit energiesparenden Leuchtmitteln ausgestattet.

Es existiert ein großer Verteiler im Schlag 6a, welcher die meisten Gebäude beliefert und ein zweiter unter der Schwimmhalle, welcher die Wassertemperatur dort konstant hält und die kleine Sporthalle versorgt. Das Oberstufengebäude hingegen wird durch Erdwärme geheizt und besitzt eine Bodenheizung sowie eine Klimaanlage, welche die Temperaturen dort sommers wie winters angenehm hält.

Diese aufwändigen Maßnahmen waren dadurch möglich, dass sie beim Bau des Gebäudes eingeplant werden konnten. Allerdings hatten sie auch ihren Preis: Die meisten Ausbauten, welche von Bautechnik gerne durchgeführt werden möchten, sind momentan aus Kostengründen nicht durchführbar. So würde man gerne eine Solaranlage auf das Dach der kleinen Sporthalle im Schlag 12 bringen. Es wurden aber auch schon viele Veränderungen gemacht: Zum Beispiel wurde auch in den Wohngruppen versucht, weitestgehend auf LED-Leuchtkörper umzusteigen. So werden seit geraumer Zeit alte und kaputte Lampen ersetzt, um den Energieverbrauch zu senken und die Ökobilanz zu verbessern.

Die Maßnahmen sparen also Energie für die Umwelt und nebenbei noch Geld, denn alles, was an Energie nicht gebraucht wird, muss nicht bezahlt werden. So waren dann Investitionen wie der Energielehrpfad auf dem Mittelweg des blista-Campus möglich. Der Energielehrpfad informiert über nachhaltige Energiegewinnung und regt zum bewussten Umgang mit Energie an.

Als Abschluss hatte Herr Kelm noch einen Auftrag für uns: Wir sollen alle darauf aufpassen, dass in der Schule wie in den Wohngruppen bewusst mit Energie und Wärme umgegangen wird und nicht zum Beispiel die ganze Zeit das Licht an ist oder die Heizung bei offenem Fenster auf höchster Stufe. Es ist einfach, wenn man als letzter aus einem Raum geht zu überprüfen, ob das Licht aus ist oder die Heizung runtergedreht; und es ist der Beitrag, den wir jeweils leisten können. Wir alle als Schüler der blista.
[* Schülerin JG 10, Fotos: Ulrich Schütt]