Anfassen, ausprobieren, selbst erleben

Studierende in Zweiergruppen gehen eine gut markierte Treppe hinauf. Eine Person hat die Augen verbunden, die zweite Person begleitet.

Ulrich Freistedt, Lehrer CSS | Unter diesem Motto stand der Besuch der Studierenden der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) der Universitätsstadt Marburg am 14.01.2022 an der blista. Begleitet durch ihren Hochschulpfarrer Dr. Martin Stanke sowie die Gemeindereferentin Viola Sinsel entdeckten die rund 15 Studierenden nach einer Andacht in der Aula den blistaCampus.

Im Stadtbild hatten alle Studierenden bereits vielfach sehbehinderte und blinde Menschen in Marburg gesehen; die direkte Begegnung mit der Thematik war für viele aber vollkommen neu. Engagiert griffen die Studierenden zu Augenbinden und führenden Partner*innen. So erlebten sie gut abgesichert und angeleitet, was es bedeutet, ohne Seheindrücke eine fremde Strecke zu gehen, Treppen zu steigen und mit größter Aufmerksamkeit auf Geräusche, Bodenunebenheiten und Orientierungshilfen aller Art zu achten. (Foto 1)

Zwei Teilnehmende probieren die Punktschriftmaschinen aus. Herr Freistedt erklärt.

Mindestens ebenso beeindruckend war die Erfahrung für die führenden Kommiliton*innen, da sie nun die zusätzliche Konzentration und erhöhte Verantwortung für ihre blinden Weggefährt*innen erfuhren. Mit ein paar Tipps und Ratschlägen zum Führen, den Ansagen von Treppen und Bordsteinen oder auch dem Hinweis auf geöffnete Türen, klappte das Führen und geführt werden sehr schnell. Für die Studierenden in beiden Rollen war es eine neue und tolle Erfahrung.

In zwei Kleingruppen leiteten die Gastgeber, Ina und Ulrich Freistedt,  die sehr aufgeschlossenen und aktiven Studierenden im Bereich der taktilen Wahrnehmung an. Hierbei erkundeten sie unter der Augenbinde zu einer vorgelesenen Geschichte eine passende Landkarte und verfolgten so den Reiseweg des Protagonisten.
Zum anderen entdeckten und erlernten sie in der zweiten Kleingruppe die Grundzüge der Punktschrift. Auf Wunsch natürlich auch sehr gerne unter der Augenbinde.  (Foto 2)

Foto 3: Ein Teilnehmer mit Augenbinde berührt vorsichtig ein ausgestopftes Eichhörnchen.

In einer großen Runde präsentierte das Referentenduo viele verschiedene Materialien und demonstrierte Techniken,  die den barrierefreien Zugang zu Informationen bzw. deren Anwendung ermöglichen.

Hierunter fielen Typhlographien (erhabene Abbildungen für Punktschrift-Nutzer*innen), Globen für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung, das Gallusbrett (taktiles Zeichengerät für den Mathematik-Unterricht), ein Optophon (elektronisches Gerät, das Farben in Töne übersetzt), Magnettafeln, dreidimensionale Molekül-Darstellungen, Funktionsmodelle in der Biologie und vieles mehr. (Foto 3)

Nach zwei Stunden der Führung, des Ausprobierens und Erlebens waren die Studierenden voller neuer Eindrücke. Die besonderen Bedarfe, Hilfsmittel und Unterstützungsmöglichkeiten für sehbehinderte und blinde Menschen rückte näher an ihre eigene Wahrnehmungswelt heran.

Ein schöner Abend, der bestimmt bei einigen Teilnehmenden den Blickwinkel und Horizont etwas erweitert haben wird. 

Zwei Erkundungspaare, immer eine Person mit Augenbinde und eine Begleitperson, posieren für die Kamera.

Wir danken der KHG für ihren Besuch und würden uns freuen, auch anderen interessierten Gruppen mit Informationen, Anschauungsmaterial und Selbsterprobung die blista und die spezifischen Aspekte rund um den Förderschwerpunkt „Sehen" näherbringen zu können.

Nehmen Sie gerne unter besuch@blista.de Kontakt zu unserer Öffentlichkeitsarbeit auf.