Der virtuelle Blindenstock im Test

Das Kamerateam und der Schüler

Blindenstock war gestern?

Von Giuliano Vecchione, Jahrgangsstufe 9

Ein virtueller Blindenstock? Das werden Sie sich jetzt sicher fragen. Wie ich, als ich zum ersten Mal davon hörte. Denn am 18.09.2019 kam das ZDF an die blista, um einen Fernsehbeitrag darüber zu drehen, wie blinde Menschen die Erfindung des virtuellen Blindenstocks testen.

Da Stichwörter wie „Fernsehen“, „virtueller Blindenstock“ und „testen“ vielversprechend klangen, meldete ich mich sofort über meinen Klassenlehrer bei diesem Projekt an. Und am 18. September war es dann auch schon so weit. Wir Teilnehmer trafen uns beim Sofa vor dem Sekretariat und rätselten schon herum, was gleich auf uns zukommen würde, als plötzlich eine Dame vom ZDF mit ihrem Kamerateam um die Ecke kam. Die hauseigenen Journalisten waren natürlich auch mit dabei. Wir besprachen als Erstes die Vorgehensweise unseres Drehs und suchten anschließend auf dem Campus eine geeignete Stelle zum Demonstrieren des virtuellen Blindenstocks. Nachdem sich das Kamerateam geeinigt hatte, fanden wir uns in einem unbesetzten Klassenraum der CSS ein. Wir taten so, als würden wir arbeiten. Es wurde gezeichnet, geschrieben und gelesen, während der Kameramann uns aus verschiedenen Perspektiven filmte. Draußen hingegen besprachen die Dame vom ZDF, die Tontechnikerin und die Herren, die von der Universität Bochum kamen, das weitere Vorgehen. Denn schließlich ging es gleich ans Eingemachte. Letztendlich spielte sich die Szenerie so ab, dass die Herren von der Universität Bochum den Klassenraum betraten, wir sie begrüßten und sie uns dann das lang ersehnte Gerät präsentierten. Gleichzeitig liefen die Leute des Kamerateams durch die Klasse und zeichneten alles auf. Diese Szene mussten wir einige Male wiederholen, da immer irgendwas nicht gepasst hat.

Bei dem virtuellen Blindenstock handelte es sich um ein mikrofon- oder taschenlampenförmiges Objekt, welches an einem Ende ein Kabel und am anderen einen deutlich spürbaren Sensor hatte. Dieser Sensor war geformt wie ein Ei, das mit der einen Spitze am Objekt befestigt war. Die andere Spitze zeigte nach vorn. Dabei handelte es sich um einen Radarsensor, wie er auch bei einem Abstandstempomaten, kurz ACC, in einem Kraftfahrzeug verwendet wird. Dieser ist je nach Ausführung in der Lage, den Fahrer auf einen zu geringen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug akustisch hinzuweisen oder den Abstand entsprechend zu regeln. Diese Funktionsweise des Sensors haben sich die Studenten zu Nutze gemacht und eine Software programmiert, die die Entfernung misst und in Form von Audiosignalen ausgibt. Je näher das angestrahlte Objekt, desto höher und schneller der Ton. Besagte Software lief auf einem Notebook, an welches der virtuelle Blindenstock per USB mit dem Kabel, was an einem Ende des selbigen befestigt war, verbunden war. Am Notebook wiederum war ein Kopfhörer angeschlossen, den wir während der Tests aufziehen mussten.
Nachdem wir uns das Gerät ausführlich angeschaut hatten, filmte das Kamerateam, wie wir das Schulhaus verließen. Wir trafen uns bei den Tischen vor der Sporthalle und die Herren erklärten für die Kamera noch einiges zur Funktionsweise des virtuellen Blindenstocks.

Bevor es ans Testen ging, wurden noch einige Fotos gemacht. Dann postierten wir uns auf der Höhe des Hangs zur Mensa. Wir stellten uns dort in Reihe auf und jeder wurde von der Kamera gefilmt, wie er den virtuellen Blindenstock testete.

Als ich an der Reihe war, befand ich mich vor einem Baum und sollte diesen mit dem virtuellen Blindenstock ausfindig machen, was auch relativ gut funktioniert hat. Allerdings war es schwierig, die Personen um mich herum durch den Kopfhörer zu verstehen. Hinzu kam das laute Piepsen der Software und der kleine Radius des Gerätes.

Mein Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass es sicherlich eine gute Erfindung ist und ich es sehr schätze, dass man sich mit so etwas beschäftigt. Dennoch halte ich diese Erfindung für sehr unausgereift, da zum einen die Kopfhörer sehr einschränken und zum anderen der Radius des Sensors sehr klein war. Ebenso ist die Frage, inwieweit ein blinder Mensch an seiner Umgebung interessiert ist, da der Sensor, laut den Studenten, in der Lage ist, eine Entfernung von bis zu 30 Metern zu überwinden und dies im Alltag von blinden Menschen als störend empfunden werden kann.

Ich jedenfalls werde weiter fleißig pendeln und stoße lieber mit dem Stock irgendwo gegen, als ständig ein Piepsen auf den Ohren zu haben. Aber wer weiß, was die Technik von Morgen mit sich bringt, denn die Herren von der Universität Bochum haben bereits einige Änderungen in Bezug auf Größe und Funktionalität des virtuellen Blindenstocks angekündigt.