Habischried 2019
Ein Report der Lusener
Falk Rismansanj | Am Sonntag den 10. Februar 2019 um 8:00 Uhr stiegen die 12 Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a in Marburg in den Regionalexpress nach Kassel. Dann ging es mit dem Inter-City ins bayrische Plattlingen, mit der Wald-Bahn weiter nach Triefenried und mit unseren blista-Bussen erreichten wir endlich unser Ziel: das Schullandheim Habischried. Dort bezogen wir vier Zimmer im Süd-Westflügel „Lusen“, richteten uns ein und verspeisten den besten Hawai-Toast seit langem.
Am nächsten Morgen erschienen wir dann mehr oder weniger ausgeschlafen zum Frühstück und begaben uns anschließend zum Anlegen unserer „Ausrüstung“ in die Schuhschleuse. Wir fuhren mit den Bussen zu unserer ersten Piste. Dort konnte jeder durch den nachts zuvor gefallenen Deckschnee fahren und erste Erfahrungen auf den Langlauf-Skiern sammeln. Zu unserem Ärger gab es an diesem Tag noch keine Loipen und auch Steve ging es schlecht, denn er musste das Bett hüten, während wir anderen wieder auf der Piste unterwegs waren.
Am nächsten Morgen hatten wir mehr Glück mit den Loipen und wir konnten in frisch gespurtem Gelände fahren. Auch stand der Geburtstag von Maxima auf dem Plan und da der dritte Tag statistisch gesehen der unfallträchtigste ist, fuhren wir nicht Ski, sondern rodelten am Geißkopf. Dort ging es mit dem Sessellift hinauf und mit Schlitten bewaffnet anschließend in rasantem Tempo wieder hinunter. Der Autor überschlug sich sogar mit seinem Betreuer, es kam jedoch niemand zu Schaden und alle genossen glücklich die von Joseph Berland ausgegebene Trinkschokolade.
Am vierten Tag unternahmen wir eine Tagestour mit den Langlauf-Skiern, manche mit steilen Abfahrten über schwarze, rote oder die gemäßigten blauen Pisten. Wir starteten alle aus verschiedenen Richtungen und fuhren dann grüppchenweise zu unserem Ziel, einer Freifläche mit Bierbänken, Kaffee, Tee und jeder Menge Kuchen. Dieser Tag war leider auch der letzte auf Langlaufskiern. Steve erholte sich inzwischen langsam von seinem grippalen Infekt und kann nun bei strahlendem Sonnenschein in kleinen Schritten in Angriff nehmen, was er verpasst hat.
Nach Regensburg fuhren wir am fünften Tag und besuchten diese Stadt mit ihrer außergewöhnlich langen Steinernen Brücke. Durch eine Stadtführung entdeckten wir manche Kuriositäten wie die „Glücksmaus“ von Regensburg oder das „Arschleckmannderl“, das in Stein gemeiselt den Ratsherren die Meinung „zeigt“. Nach der Führung teilten wir uns in Gruppen auf und erkundeten Regensburg autonom. Manche probierten die berühmt berüchtigten Regensburger Würstle, andere gingen klassisch zu McDonalds, oder verspeisten traditionell echte Regensburger Dampfnudeln. Nach ausgiebigen Shoppingtouren trafen sich alle auf der Steinernen Brücke wieder. Den Abend bestimmte eine Fete mit vielen Snacks, Getränken und lauter Musik, denn es stand das Bergfest an: Verabschiedung einiger Lehrer und Begrüßung neuer Teammitglieder.
Samstag, 16. Februar, war unser ersten Tag Alpin-Ski auf „Bigfoots“, mit denen wir vormittags als Teilgruppe am Geißkopf erste Abfahrten unternahmen. Dann wurde gewechselt, da beim Alpin-Ski jedem Schüler eine 1:1 Betreuung zuteil wird. Die Schüler und Lehrer, die nicht auf den Skiern standen, verbrachten den Rest des Tages mit ihrem Kreativ- oder Musikprojekt. So ging es auch die nächsten Tage weiter.
Einige freundeten sich in dieser Zeit mit dem Laufband an, andere fuhren bereits mit dem Drahtseil oder sogar schon mit dem Schlepplift. Manche fuhren mit den „Bigfoots“, andere bereits mit den „Kurz Cavern“ in Schwüngen oder Schuss verschiedene Pisten mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden hinunter. An besagtem unfallträchtigen dritten Tag dieser Alpin-Einheit erlitt eine unserer Schülerinnen einen – auf den ersten Blick – schwerwiegenderen Sturz, der Rettungswagen, Polizei und sogar einen Heli herbeirief. Ihr Sturz stellte sich dann aber als glimpflich heraus, sie erholte sich schnell und war bald wieder fröhlich unter uns. Zwischendurch wurde jede Menge gefilzt, gedruckt, gezeichnet, geschrieben und gedichtet und musiziert. Bei Sonnenschein sind wir aber auch gewandert und haben eine Schneebar errichtet, die an einem Vorabend zum „Après-Ski-Punsch“ einlud.
Aufgrund dessen, dass sich unsere Habischried-Fahrt dieses Jahr zum 25. Mal jährte, kam uns abends sogar der Bürgermeister von Habischried besuchen. Die blista fährt bereits seit 1970 mit blinden und sehbehinderten Schüler*innen Ski, seit 1994 jährlich nach Habischried. Da sich unsere Fahrt bereits langsam dem Ende zuneigt, werden durch ein Party-Komitee Vorbereitungen für unsere am Donnerstagabend stattfindende Abschieds-Party getroffen. Wenn wir am Freitag zurück nach Marburg fahren, werden wir uns einerseits freuen, dass der Samstagsunterricht für uns entfällt, aber vielleicht auch diese schöne und spannende Zeit in Habischried vermissen. Nicht nur der Autor hat sich vorgenommen, ab und zu bei mir zuhause im Odenwald Ski zu fahren, und dankt im Namen aller Beteiligten für diese wunderbare Ski-Freizeit.
[Fotos: privat]
Erfahrungen beim Langlaufski – Skier unter sich
Zwei Skier unterhalten sich, Rechts und Links = R und L.
R: Mir ist langweilig.
L: Dann tu was dagegen.
R: Schlimm genug, dass wir den ganzen Abend und eine endlose Nacht in diesemstickigen Skikeller verbringen müssen. Jetzt kommen wir gar nicht mehr raus.
L: Das stimmt!
R: Vermisst du sie?
L: Und wie! Sie konnte zwar extrem anstrengend sein, aber trotzdem.
R: Weißt du noch, was sie immer für Schwierigkeiten hatte uns anzuschnallen?
L: Oh ja, da ist so mancher Ski-Lehrer dran verzweifelt.
R: Im ungespurten Gelände war es ja noch friedlich, aber in den Loipen wurde es interessant! Das Gleiten hat sie sehr gut hingekriegt, das hat auch am meisten Spaß gemacht – findest du nicht?
L: Ja, aber du bist immer aus der Loipe gerutscht und hast die Arme damit beinahe in den Wahnsinn getrieben.
R: Gar nicht! Du hast das mindestens genauso oft gemacht.
L: Am schlimmsten war’s, wenn sie sich umdrehen sollte, da hat es bis zum Schluss gehapert.
R: Ja, ständig hat sie uns überkreuzt, ätzend! Mein armer Lack! Und dann wundert sie sich, wenn sie hinfällt.
L: Ich fand das auch nicht so toll. So viel körperliche Nähe zu dir fand ich sehr unangenehm!
R: Frechheit, war nicht meine Schuld, sondern ihre!
L: Schon gut, wenigstens ist sie nicht auf mich draufgefallen.
R: Das war der Gipfel der Unverschämtheit! Sie ist total auf mich draufgeknallt und hat dann noch gejammert. Was ich da für Schmerzen erlitten habe, hat mal wieder keinen interessiert.
L: Oh, du Armer, mein Beileid hast du … und das arme Mädchen, das gibt blaue Flecken!
R: Höre ich da einen ironischen Unterton?
L: Überhaupt nicht, wie kommst du denn darauf?
R: Lach du nur!
Johanna Humburg