Grenzen austesten und verschieben

Zu sehen sind einige blaue Kajaks sowie ein Kanadier samt Paddlern auf dem Edersee. Der Himmel ist wolkenlos und blau, die Sonne scheint.

Lisa Magel und Tobias Mahnke | 23.04.2025, 9:00 Uhr: Der Platz vor dem Infopoint auf dem Gelände Am Schlag ist voller Koffer. Transporter werden beladen. Tandems eingestellt, Helme angepasst. Es finden sich erste Teams aus Pilot*innen und Schüler*innen zusammen.
Kurz: Es geht wieder an den Edersee! Wie jedes Jahr um diese Zeit findet das Wassersportprojekt auf dem Gelände der Marburger Philipps-Universität in Asel am Edersee statt. Eine gute Tradition dabei: Die Boote und das Gepäck werden gefahren, die Schüler*innen legen diese Strecke in 5 Etappen wechselweise entweder in den Kleinbussen oder auf Tandems zurück. Und eigentlich hatte es das Wetter gut mit uns gemeint.

Zu sehen ist die Mannschaft eines Ruderbootes in Aktion. Der vorderste Ruderer hat das Bild aufgenommen, alle Personen sind nur von hinten zu erkennen. Das Boot befindet sich auf einem See. Die Wasseroberfläche ist etwas aufgeraut.

Wenn es da nicht diese unberechenbaren Gewitter gäbe … Am Edersee angekommen wurde zunächst Gepäck gesucht (und gefunden), die Zimmer bezogen und erste Eindrücke von dem Gelände gesammelt. Zur Freude fast aller Teilnehmenden wurde für das Abendessen Pizza bestellt.
Der Folgetag hatte leider eine unschöne Überraschung: Dauerregen! Aber echte Kanut*innen schreckt das auch nicht! Sowohl für die Vormittags- wie für die Nachmittagseinheit haben sich wasserfeste Schüler*innen gefunden, die mit ins Kajak oder den Kanadier gestiegen sind und erste Erfahrungen auf dem Wasser gesammelt haben. Als Entschädigung gab es für den Rest unseres Aufenthalts fast nur blauen Himmel! Es folgten das Aufriggern der Ruderboote, die Bootskunde an Kanadier, Kajak und Ruderboot und jeden Tag zwei Wassereinheiten. Diese Wassereinheiten waren für viele Schüler*innen echte Grenzerfahrungen. Zu Beginn gab es teilweise große Vorbehalte, den festen Boden gegen ein wackliges Boot zu tauschen. Später fuhren diese Personen alleine im Kajak auf dem See.
Sogar das Aussteigen aus und wieder Einsteigen in das Boot auf dem Wasser wurde gemeistert – ohne Wasserkontakt! Bei den Fahrten über den See hat sich die Verwendung von Metronomen als echter Gewinn herausgestellt. Damit war es, unabhängig vom jeweiligen Sehvermögen, allen Menschen auf dem Wasser möglich, einander zu folgen und mit selbstständiger Bootsführung Touren zu fahren.
Neben den Kanus stand auch klassisches Rudern auf dem Programm. Nach einer Einheit zur Bootskunde ging es unter fachkundiger Anleitung aufs Wasser.
Rein ins Boot, rauf auf die Rollsitze, einstellen der Stemmbretter, Haltung der Skulls einstellen und schließlich die ersten erfolgreichen Züge! Dabei lernten alle das Gefühl der Gemeinsamkeit kennen: Im Gleichtakt als Team das Boot vorantreiben und zu ungeahnten Geschwindigkeiten beschleunigen! Zur Talentsichtung kam eigens Herr Strohmenger von der Steinmühle und hat sich in Extraeinheiten talentierte Schüler*innen für den Leistungssport angeschaut.
Um den Schüler*innen eine abwechslungsreiche Woche zu bieten, gab es neben dem Wasserprogramm auch ein Landprogramm. Dieses Team hat eingekauft, beim Kochen geholfen, das Nationalparkzentrum besucht oder Volleyball gespielt. An einem Tag gab es sogar die Möglichkeit, mit Pferden von Frau Hüttich einen kleinen Ausritt zu wagen! Welche Personen an welchen Tagen in welchem Team sind, wurde jeweils am Vortag auf der Basis von Wünschen und pädagogischen Erwägungen entschieden.
Was bleibt? Einige Schüler*innen haben ihre Grenzen verschoben und gelernt, dass sie sich eine ganze Menge zutrauen können! Alle Schüler*innen des Jahrgangs haben sich und einander neu kennen gelernt und sind als Team zusammengewachsen. Auf der Betreuungsseite bleibt die Erkenntnis, dass wir uns als multiprofessionelles Team aus Schule, Internat und Psychologischen Dienst sehr gut ergänzen und viel voneinander lernen können. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Schüler*innen, die sich ganz toll eingebracht haben, an die Betreuer*innen, auf die immer Verlass war und natürlich die Schul- und blista-Leitung, die diese Fahrt organisatorisch und finanziell unterstützt haben.