Gruppenfahrt der WG Am Schlag 1.1 nach Hamburg

Das Selfie zeigt 7 lachende Gesichter

Selfie mit „Elphi“

Tage vor der Fahrt: Wetterapps werden verglichen – von Dauerregen bis Dauersonnenschein alles drin. Keine Sturmfluten zu erwarten, keine brüllende Hitze in Aussicht, Gott sei Dank, aber schlauer sind wir auch nicht. Lassen wir uns doch einfach überraschen.

TAG 1

Wie die Packesel laufen wir zum Marburger Bahnhof. Marvin schmeißt zweimal zwischendurch seinen Seesack auf den Bürgersteig, lautstark protestierend. Da der Seesack keine Beine hat, muss er getragen werden, da hilft nix, auch Marvin muss zum Lastenträger mutieren. Pünktlich angekommen kämpfen wir zunächst eine Weile um unsere reservierten Plätze. Die Zugfahrt verläuft angenehm, die Laune verbessert sich allerseits, die Mädels sind sowieso von Anfang an gut drauf.

Vom Hamburger Bahnhof dann mit der S-Bahn nach Altona. Großstadtgetümmel auf beiden Bahnhöfen. Stehen wir mit unserem Gepäck dauernd im Weg, oder ist das gerade anders herum? Lothar erweist sich als Entzifferer von Hieroglyphen auf den unleserlichen Stadtplänen und das Hostel ist dann doch schnell erreicht. Wunderbar ruhig in einer Seitenstrasse in Ottensen gelegen. Die Zimmeraufteilung ist einfach: die vier Jungs zusammen, drei Mädchen, zwei Zimmer für uns Betreuerinnen und ein Zimmer für unseren Solomann Lothar. Die Bäder riesig, da passen bequem die Schlafzimmer rein. Sehr schön barrierefrei. Wie geht’s jetzt weiter? Die Jungs möchten zunächst am liebsten auf ihre Betten, mit dem Handy daddeln oder telefonieren. Bloß nicht mehr bewegen, es könnte ein Körperteil verloren gehen. Dann doch, alle noch mal los auf einen Gang durch Altona, außerdem lockt das Abendessen. Glücklich beim Griechen gelandet, um zunächst für später zu reservieren, rät der uns, erstmal ordentlich zu essen und dann spazieren zu gehen. Nicht nur aus Verdauungs- nein auch aus praktischen und organisatorischen Gründen sei das so rum viel besser. Dann hätte er so früh wenigstens Zeit, alle gleichzeitig zu bedienen, nachher sei der Laden proppevoll. Also zuerst essen, geht ja immer was rein. Das Essen dann war wirklich sehr gut, preislich in Ordnung und die Bedienung superfreundlich. Dimi, unser alter Grieche, fühlt sich pudelwohl und hält gleich Schwätzchen auf Griechisch. Ich möchte auch mal was auf griechisch sagen und verabschiede mich von dem Kellner ganz souverän mit einem „dikaiologia“, was leider„Entschuldigung“ heißt, während er mir ein freundliches „Jamas“ zukommen lässt, alles mit Handschlag. Das sorgt für Heiterkeit und weiter geht’s, Fluss suchen. Dimi läuft im Sturmschritt, gut gelaunt und auf dem Handy Fußball guckend mit uns durch Altona und schon bald eröffnet sich uns ein herrlicher Blick auf die Elbe mit dem Hafen. Nun aber zurück, die Jungs wollen nun endgültig die Füße hochlegen. Dimi muss noch sein Sportprogramm mit der Eiweißtonne durchziehen, da hilft nix, Hamburg hin oder her. Die Mädels gehen mit uns noch in eine Kneipe um die Ecke namens „Mathilda“. Dort ist es sehr gemütlich und zur besonderen Freude von Celine gibt es dort auch eine nette Cocktailauswahl.

5 unternehmungslustige Schüler sitzen auf Treppenstufen

TAG 2

Ein exorbitantes Frühstück wartet auf uns mit einer Riesenauswahl an Brot, Brötchen, süße und pikante Aufstriche, Kuchen, Eier, Rohkost, Quark, Obst etc., etc. Wir sind begeistert und schlagen uns die Bäuche voll, so kommen wir durch den Tag. Auf zu unserem ersten Ziel, der Bonbonmanufaktur um die Ecke. Der Laden muss gestürmt werden und es folgt ein wirklich herrlich bunter, süßer und kauflustiger Aufenthalt im Bonbonladen. Hier kann man zusehen, wie die Zuckermasse gekocht, gerollt, gezogen und gehackt wird. In allen Farben leuchten sie uns aus Bonbongläsern entgegen und wecken unsere Kauflust. Liebevoll, mit kleinen Mustern verziert, können wir uns nicht satt sehen, fühlen und schmecken. Wir werden von den Bonbondamen gut mit Süßem zum Probieren versorgt und genießen unser zweites Frühstück. Natürlich revanchieren wir uns und lassen ordentlich Geld da. Danach müssen wir uns aber zunächst von unserer süßen Last trennen und lagern kiloweise Bonbons in unsere Kontore im „Schanzenstern“ ein.

Nun geht’s wieder mit der S-Bahn weiter Richtung Landungsbrücken, und von dort aus zu unserer Sinnesführung durch die Speicherstadt. „Tina“ führt uns informativ in die schönsten Ecken der alten Backsteinhäuser und lässt uns hin und wieder etwas schmecken oder riechen, das wir erraten sollen. Eigentlich könnte Till die Führung übernehmen, er weiß alles, und testet unsere „guide“ auf eventuelles Nichtwissen. Wir werden mal die „Rosinenfischer“ fragen, ob sie noch jemanden einstellen wollen. Die Führung endet an der „Elphi“. Natürlich wollen wir auf die Plaza mit der einzigen, um die Ecke fahrenden Rolltreppe Europas. Ja, wie denn das? Ich stehe mit gezücktem Handy auf dem rollenden Wunderwerk und warte auf die Ecke, die da nicht kommt. Das habe ich mir tatsächlich anders vorgestellt, dafür ist die Aussicht von der Plaza auf Hamburg phantastisch. Der Weg zurück zur S-Bahn­station ist lang, Marvin möchte am liebsten Huckepack getragen werden. Er habe Halluzinationen, der Boden unter ihm würde beben. Das käme alles von der Anstrengung. „ Nein, davon nicht, Marvin, das ist die U-Bahn unter uns“. Das würde ihn ja nun doch beruhigen, meinte er und weiter geht’s. Auf der Suche nach einem Restaurant im portugiesischen Viertel landen wir dann doch beim Italiener. Im Hostel dann wieder die Mädels, die auf Achse gehen wollen. Alle Jungs in die Betten oder Aktion Sportprogramm. Ein schöner Tag geht zu Ende.

TAG 3

Der Hamburg-Marathon stört unsere Pläne. Was tun, um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen? Wir entscheiden uns, bei schönstem Wetter mit der Schiffslinie 62 nach Finkenwerder zu fahren, umzusteigen, und dann von Teufelsbrück nach Övelgönne zu laufen und zwischendurch am Strand zu chillen. Schon die Schifffahrt macht uns Spaß und kostet uns keinen Cent. Keiner wird seekrank und die Aussicht ist wieder mal fabelhaft. Vom Schiff dann runter, an der Elbe entlang zu Fuß ein paar Kilometer Richtung Altona. Urlaubsgefühle kommen auf bei einer Pause am Elbstrand.

Nazar will anscheinend schwimmen gehen und entledigt sich schon mal ihrer Schuhe und Strümpfe. Es bleibt dann doch bei einem Fußbad, eine letzte Welle erwischt sie noch, und die Hose ist nass. Gott sei Dank scheint die Sonne. In der Zwischenzeit vergräbt Marvin Störtebeker seinen Bluetooth-Schatz im Sand. Die Bässe dröhnen bedrohlich aus dem Untergrund und schon wird das Ding wieder ausgebuddelt. Nach der Pause wieder 1,2,3 weiter an der Elbe entlang. Caro hip-hoppt mit Marvin voran, wir hop-hippen fröhlich hinterher. Die beiden geben ordentlich Tempo vor. Marvin ist völlig begeistert und freut sich wie ein Schneekönig. Wir freuen uns mit ihm, heute ist die Welt in Ordnung. Bei der alternativen Fisch- und Pommesbude „Strandperle“ angekommen, wollen wir uns erstmal stärken. Fischbrötchen, Pommes und Würstchen werden bestellt.

Außer Pommes mit Ketchup oder Mayo gibt’s nix mehr. Aber wir werden dafür mit mehreren Kilos Mayo auf zwei Pappdeckeln eingedeckt. Caro trägt sie zur hungrigen Meute und bricht fast unter der weißen Fettlast zusammen. Nachdem jeder seine 1.000 Kalorien verspeist hat, geht’s munter weiter zur Anlegestelle. Von hier aus zum Dockland, einer herrlichen Aussichtsplattform mit gefühlten 500 Stufen, die man erklimmen muss. Danach gibt es noch ein Eis, und ein kleiner Fußweg führt uns zurück zum Hostel. Celine, Laura und Özge haben heute etwas ganz Besonderes vor und haben das vor der Fahrt organisiert. Sie wollen ein Musical besuchen und fiebern dem Ereignis entgegen. Jetzt heißt es Trennung von der Gruppe und durchstarten zu „Aladin“. Wir hoffen auf positive Berichte am nächsten Tag.

Insofern sie nicht die restliche Nacht auf der Reeperbahn verbringen wollen oder irgendwo vom Großstadtdschungel verschluckt werden, müssten sie spätestens Mitternacht wieder im Hostel einlaufen. Währenddessen wird im Jungenzimmer aufgeräumt und gelüftet. Bunte, getragene Socken aller Art und Herkunft verströmen ihren ganz eigenen Duft und sollten von der Bildfläche verschwinden. Nach dem Essen in einem Bistro in Altona gehen Claudia, Nazar und Caro ins Kino. Dann ruft der Feierabend.

TAG 4

Nach langem Hin und Her geht es nach dem Frühstück zu Hamburgs Wahrzeichen, dem Michel. Menschenmassen rollen durch die Kirche und wir geraten in eine kleine, aber feine Andacht mit schöner Orgelmusik. Till nimmt das kleine Konzert auf, Nazar ist von den Gedanken über Toleranz beeindruckt. Anschließend laufen alle die 400 Stufen zum Kirchturm hinauf, der Aufzug ist defekt. Etwas Sport am Morgen kann nicht schaden, trotzdem hört man uns Ächzen und Stöhnen. Der Ausblick ist mal wieder grandios, der Wind pfeift mächtig, hoffentlich fliegen uns die Handys nicht weg. Mit wehenden Haaren versuchen wir Selfies und andere Fotos zu machen. Bei gefühlter Windstärke 12 steht Till wie der personifizierte Sendemast und prüft den Empfang. Es kommt „Schietwetter“ auf uns zu. Marvin erkennt nicht ganz den Sinn, was er hier oben machen soll, spürt aber Wind und Kälte und weiß nun, das er 106 m tiefer besser aufgehoben ist.

Anschließend verabschieden sich Lothar und Till für ein Date mit einem Bekannten vom Hamburger Blindenverein, der einen eigenen Radiosender betreibt. Radioexperten unter sich, Till ist zufrieden. Der Rest der Gruppe beschließt, eine hopp-on, hopp-off- Tour mit dem Bus zu machen. Die weltbeste Entscheidung, das Wetter ist noch schlechter geworden, im Bus lässt es sich aushalten. So lernen wir viele Seiten von Hamburg kennen, ein junger Reiseführer erklärt ausführlich Sehenswürdigkeiten und Straßen. Am Rotlichtviertel scheint er einen Narren gefressen zu haben, es folgen zotige Witze. Na ja, lustig ist anders. Trotzdem macht er seine Sache gut.

Wir fahren am Hotel „Atlantic Kempinski“ vorbei, in dem Udo Lindenberg residiert und schauen mal raus, ob er nicht gerade am Fenster steht und uns zuwinkt. Verdient hätten wir es ja, wenn schon mal die Prominenz aus Marburg vorbeischaut. Auch wissen wir jetzt, wo Karl Lagerfeld sein Zelt aufgeschlagen hat (der Dürre mit dem Pferdeschwanz), und nicht zu vergessen die atemlose Helene Fischer im Cinnamon-Tower. Protz und Prunk geben sich hier die Hand.

Wir zucken mit den Achseln, unsere Achtzimmer-WG in Marburg ist auch nicht zu verachten. Nach der Tour reicht die Zeit gerade noch für eine kleine Shopping-Aktion. Dimi, Fabian, Marvin und ich schauen im Sportgeschäft vorbei. Fabian schaut nach schönen Sportschuhen, die wir auch finden, leider nur in Elbkahngrößen. Wir fragen uns, ob der Hamburger immer auf großem Fuß lebt, oder warum gibt es hier nichts Passendes? Dimi findet noch ein HSV-Shirt, und Marvin möchte noch ein Hamburger „McDonalds“ besichtigen. Dann ist die Zeit auch schon wieder vorbei und wir fahren mit dem Bus nach Altona zurück, treffen uns dort mit Lothar und Till, um Essen zu gehen. Wir landen in einem kleinen, teuren, aber sehr guten Lokal. Das darf auch mal sein, die Kasse gibt’s noch her. Leider verlassen einige mit noch knurrendem Magen die Gaststätte („nein, wir haben keinen Hund dabei“). Den Abend lassen wir noch im „ Mathilda“ ausklingen, spielen „Stille Post“ und haben Spaß zusammen. Morgen müssen wir früh raus und ich muss noch packen. Alle anderen sind praktisch schon reisefertig. Leider nur noch einmal schlafen, dann mit dem Zug zurück nach Marburg.

Gruppenfoto in Hamburg

TAG 5

Tja, wir sind am Ende einer schönen Städtereise angelangt und es gibt nicht mehr allzu viel zu berichten. Die Heimfahrt verlief ohne Probleme, alle waren furchtbar müde und einige schliefen während der Fahrt. Wieder zurück in der Gruppe genießt erstmal jeder wieder sein Einzelzimmer, aber superschön war’s, ich glaub, da sind wir uns doch einig, oder?

Last but not least wollen wir uns bei all denjenigen bedanken, die uns die Fahrt überhaupt erst möglich gemacht haben: Da wäre zunächst Herr Wiersbin mit seinem Küchenteam zu nennen, wir hatten hier tatkräftige Unterstützung bei der Waffelbackaktion am Elternsprechtag. Dem Förderverein sei Dank für die großzügige Spende, der Internatsleitung ebenfalls für die Genehmigung dieser Fahrt und der finanziellen Unterstützung

Mit dabei waren: Nazar, Till, Marvin, Özge, Fabian, Celine, Dimi, Laura, Claudia, Lothar, Caro, und Anett, die dieses Tagebuch geschrieben hat.