Auf der Suche nach dem Meer

Gruppenfoto der WG am Weinberg an einer Promenade, im Hintergrund die Nordsee.

Weinberg im Nordsee-Urlaub

Laura Jäger | Dieses Jahr ging es für die Ganzjahres- Wohngruppe Am Weinberg in den Sommerferien zum Urlaub an die Nordsee.

Die fünf Bewohner*innen und drei Betreuer*innen starteten am Samstag, dem 12.07., gut gelaunt in die wohlverdiente Reise nach Bunde (Niedersachsen). Nachdem die Anfahrt mit einem Internatsbus entspannt gelungen war, standen erst einmal das Erkunden der Unterkunft, die Zimmeraufteilung und der Einkauf für die kommenden Tage auf dem Programm. Rasch fanden sich ein Koch und Helfer für den Abend und auch das Problem der fehlenden Spülmaschine hat die Truppe gut in den Griff bekommen: Alle spülen ihr Geschirr selbst und Töpfe, Pfannen etc. werden reihum übernommen. Aber was, wenn man mal keinen Bock hat auf Spüldienst? Vielleicht die Nachbarn fragen, ob man da was in die Spülmaschine machen darf? Keine Chance: „Wir haben hier keine Nachbarn […], hier ist nichts.“ , so ein Betreuer. Also brav abspülen und Ruhe genießen.

Am Sonntag, dem 13.07., gab es ein gesundes Frühstück für alle, die wollten und gemeinsam ging es im Bus auf die Suche nach dem Meer. Am Deich entlang, nur vereinzelt stehen Häuser, bis man den Zugang zum Deich entdeckt. Voller Vorfreude erklomm ein Teil der Gruppe den Schutzwall, aber das Wasser war weit weg – Ebbe und dazu gibt es hier keinen Zugang zum Meer. Aber nette Leute saßen auf dem Deich und sprachen Empfehlungen aus. Also folgten wir diesen und die Gruppe landete auf dem Hafenfest in Dietzum. Im kleinen Ort lockten allerhand Stände mit regionalen Angeboten und am Hafen ist das Meer auch nicht fern. Am Abend wurde im Sonnenschein gegrillt, gechillt und der großzügige Garten zum Federballspiel genutzt.

Am Montag ging es endlich ans Meer und für manche von uns auch zum ersten Mal rüber in die Niederlande. In Termunterzijl erwartete die Gruppe ein kleiner Strand, den sie fast für sich alleine hatten. Unter freudigem Rufen ging es in das erstaunlich warme Nordseewasser. Ausgestattet mit Decken und Handtüchern für das Liegen auf dem Sand, einem großen aufblasbaren Reifen fürs Wasser sowie Frisbee und Snacks für Unterhaltung und gegen Hunger, verlief der Tag vergnüglich. Im Wasser jagten wir uns gegenseitig, meditativ wurden Algen zurück ins Meer befördert, es wurde am Wasser entlangspaziert und die Luft genossen. Doch plötzlich wurde es immer dunkler am Himmel. An der Küste ändert sich das Wetter schnell und ebenso schnell packten die Reisenden zusammen und erreichten noch knapp vorm Regenguss den Bus. Hungrig vom ausgelassenen Strandtag wurden am Abend klassische Spaghetti mit Tomatensauce verspeist.

Dienstags musste die Gruppe früher aufstehen, denn es stand ein Ausflug zur Seehundstation in Norden auf dem Programm. Die Fahrt wurde musikalisch begleitet von Nate Doggs Hits und allerhand Quatsch. Bei der Seehundstation kann man sowohl den Tieren beim Schwimmen, Tauchen und Sonnen zusehen als auch einiges über sie lernen: Seehundbabys heißen Heuler und findet man diese alleine am Strand, so sollte man unbedingt Abstand halten und die zuständigen Stellen informieren. Die lebendigen Tiere darf man nicht anfassen, aber Modelle und ausgestopfte Tiere vermitteln ein sehr realistisches Bild. Wer dennoch gerne die süßen Tiere kuscheln wollte, konnte im Shop ein Plüschexemplar erstehen. Ein paar Snacks später teilte sich die Gruppe in einen Spaziertrupp und eine Chillrunde – bei gutem Wetter war am Deich von Norden beides möglich. Am Abend ließen sich die Betreuer* innen von den Bewohner*innen gut bekochen: „Baby, es gibt Reis“ als Grundlage für eine individuell gestaltbare Bowl. Mmmhhh.

Bergfest: Am Mittwoch zog es die Gruppe im Regenwetter nach Emden, um sich mit ostfriesischem Tee, Kaffeespezialitäten und dicken belgischen Waffeln zu verwöhnen. Den weiteren Nachmittag verbrachten wir im Freizeitcenter Emden und beim Bowling wurde jeder umgeworfene Pin gefeiert. Am Abend wurden kreativ die Reste der letzten beiden Abendessen verwertet und wer noch Energie hatte, konnte sich beim UNO und „Stadt, Land, Fluss“ ohne Stadt, Land, Fluss messen.

Donnerstags hieß es wieder: Früher Abmarsch, denn es ging nach Groningen (Niederlande). Dank der Fahrkünste einer Betreuerin schaffte es die Gruppe heile ins enge Parkhaus und konnte sich bei der Kanaltour einen ersten Eindruck von der Stadt machen. Zu Fuß ging es dann weiter durch die Straßen und an dem ein oder anderen Laden konnte man nicht vorbei. Es wurde geschlemmt und alle kamen auf ihre Kosten bei original Bubble-Tea, feinster Schokolade oder Churros. Zum Abschluss des Trips gab es nach vielen Jahren ein herzliches Wiedersehen zwischen einem Bewohner und seiner ehemaligen Groninger Gastmutter.

Das Kochen überließ die geschaffte Gruppe an diesem Tag der Pizzastube Bunde – gespeist wurde aber natürlich im Garten, auch wenn es ziemlich frisch war.

Der Freitag empfing die Reisenden nicht mit dem schönsten Wetter, aber frei nach dem Motto „Nur die Harten kommen in den Garten“ wurde draußen gefrühstückt. Gemeinsam wandelte die Gruppe an diesem Tage auf den Spuren des Grafen von Wedel und erkundete die Evenburg in Leer. Auch beim Online- Quiz, das Fragen zu den erkundeten Räumlichkeiten stellte, schlugen sie sich nicht schlecht. Im Café des umliegenden Parks gab es noch eine Runde Getränke für alle.

Zum Abschluss des Urlaubs kam die Sonne nochmal raus und es wurde an der Hafenpromenade von Leer flaniert und in einem tollen Restaurant gespeist. Da durfte der sommerliche Cocktail nicht fehlen. Warum „Pikachus Dream“ aber nicht gelb ist, haben wir nicht herausfinden können.

Am Samstag wurden letzte Sachen zusammengepackt, die Buden aufgeräumt und sauber gemacht. Die Herausforderung der Mülltrennung war auch in Ostfriesland gegeben, wurde aber mit der ein oder anderen Hürde erfolgreich gemeistert und so konnten die Reisenden wieder in den Bus steigen und die Heimfahrt antreten. Musikalisch gemischt, von Billy Joels Piano Man, über Coldplay hin zu Sido, verging die Fahrt schnell und alle freuten sich, als eine weitere Betreuerin sie mit frisch gebackener Pizza in Empfang nahm.

Gemeinsam wurde beim Essen die Reise resümiert und die persönlichen Highlights gekürt. Meist genannt darunter: der Strandtag und der Spaß, den alle miteinander hatten. Und so ging eine lehrreiche, lustige Reise mit durchwachsenem Wetter, einer fragwürdigen Unterkunft, gutem Essen und einer gewachsenen Gemeinschaft zu Ende.