Buchtipp Kriminalroman

Buchcover von Pechstein sieht schwarz: auf dem ansonsten schwarzen Cover ist im gelben Lichtstrahl die Silhouette eines Mannes zu sehen, die einen langen Schatten wirft.

Judith Bergmann – Pechstein sieht schwarz

Kommissar Pechstein, 38, ehemals „sexiest KHK alive“, wird im Einsatz verletzt, erblindet und gibt sich die Schuld am Tod seines Freundes und Kollegen, den er bei ihrem Einsatz nicht rechtzeitig warnen konnte. Das Wörtchen „ehemals“ deutet an, dass man als blinder Mann wohl weder sexy noch Kommissar sein kann. Doch weit gefehlt. Nach acht Monaten Reha und Ausbildung in blindenspezifischen Techniken meldet Pechstein sich zurück zum Dienst. Wiedereingliederung. Pechsteins Ziel ist es, sich über den Job zurück ins Leben zu kämpfen. Sein Einsatzort: die neugegründete Einheit „Cold Case“, bestehend aus seiner Person und der früheren Vorzeige- Polizistin im Karrieretief, Natalia Becks, die mit für die Reintegration ihres blinden Kollegen sorgen soll. Becks hat aber dummerweise gerade selber noch eine Großbaustelle, ihren ganz persönlichen „Warm Case“ sozusagen, den sie parallel zu lösen versucht und von dem Pechstein auf jeden Fall nichts erfahren darf. Pechstein stürzt sich auch sogleich auf seinen ersten „Cold Case“, zwei vor 15 Jahren spurlos verschwundene Mädchen. Aber die Ermittlungen geraten immer wieder ins Stocken, weil der eine aufgrund der Grenzen, die ihm seine Behinderung setzt, nicht so kann, wie er will, und die andere parallel noch auf ihrem Nebenkriegsschauplatz zu kämpfen hat. Pechstein stellt schnell fest, dass er sich den Wiedereinstieg ins (berufliche) Leben eigentlich ganz anders vorgestellt hatte – irgendwie nicht so limitiert. „Becks bugsierte Pechstein in eine Ecke, in der er nicht weiter störte, während Gehrke in alten Akten wühlte.“

In Pechstein sieht schwarz ermittelt also kein blinder Superbulle, sondern ein Rehabilitand, der schon öfter mal im Dunkeln stochert oder einfach nur nutzlos im Wege steht. Also ich würde sagen, ein blinder Ermittler in einer fiktionalen Story, der ziemlich realistisch dargestellt wird.

Ansonsten handelt es sich um eine solide gemachte Krimikost, die bis zum Ende recht spannend bleibt, ein Whodunit- Krimi mit kleinen Überraschungen. Der Stil ist dabei eher schnörkellos und gradlinig, ohne füllosophischen-Beifang und wie so vieles andere im Leben auch: Geschmackssache. Ich habe schon schlechtere Krimis gelesen. Ach ja, einige sexy Momente erlebt Pechstein auch.

 „Pechstein sieht schwarz“ von Judith Bergmann ist als Hörbuch in der Leselust- App der „Deutschen Blinden- Bibliothek“ zu finden. Mehr Infos, auch zum barrierefreien Online-Katalog, gibt es unter katalog.blista.de