Buchtipp: Dörte Maack

Wie man aus Trümmern ein Schloss baut

Das abgebildete Buchcover zeigt eine Frau beim Einradfahren

Der Titel dieser Autobiografie von Dörte Maack deutet schon an, was die Leser*innen zwischen den beiden Buchdeckel zu erwarten haben. Dörte Maack, Jahrgang 1967, die heute als Moderatorin und Rednerin arbeitet, kommt aus Prisdorf bei Pinneberg in der Nähe von Hamburg.

Damit sind auch in etwa die Basisstationen ihres Lebens beschrieben: Bauernhof, Kleinstadt, Weltstadt. Dörte Maack hat RP, eine Augenkrankheit, die in der Regel schleichend zur vollständigen Erblindung führt. Gegen diesen fortschreitenden Prozess ist kein Kraut gewachsen; dies sich einzugestehen ist ihre Sache zunächst allerdings nicht, denn Dörte Maack ist mit Leib und Seele Straßenkünstlerin. Ihre Welt besteht aus einer Mischung aus Zirkus, Akrobatik, Jonglage und Theater. Ihr Leben ist bunt, spannend und abwechslungsreich. Auf Workshops, an der Uni, auf Vorstellungen - überall trifft sie auf interessante, unangepasste und begeisterungsfähige Altersgenossen.

Nach der Diagnose fortschreitender Sehrestverschlechterung bis zur Blindheit lässt sie nichts unversucht, die Krankheit aufzuhalten, und reist dafür auch bis nach China. Aber ihre letzte Hoffnung, dort vielleicht doch Heilung zu finden, wird bitter enttäuscht. „Alle Strohhalme, an denen ich mich hätte festhalten können, waren aufgebraucht.“ Dörte Maack ist an ihrem persönlichen Tiefpunkt angelangt, der, sie ahnt es bereits, zum Wendepunkt werden soll. Alle Zutaten, die es dafür braucht, bringt sie mit: Sie hat Menschen kennengelernt, die zu ihr stehen, sie ist mutig, kommunikativ, kann improvisieren, ist abenteuerlustig und bringt viel Lebenserfahrung mit. Aber wie soll sie dabei vorgehen? In den nächsten Jahren wird sie mit Kreativität und Energie ihre Grenzen austesten und erweitern. Sie nimmt wieder ein Studium auf, das sie viele Semester hat schleifen lassen - anfangs der Erfolge mit der Straßenkunst wegen, dann weil sie Zeit brauchte, um mit dem Sehverlust klarzukommen. Warum es dann aber unbedingt Sport auf Lehramt sein musste …? „Zugegeben, es klingt nicht so ganz vernünftig, blind Sport zu studieren, aber ich habe diese Entscheidung nicht bereut, im Gegenteil.“ Stein für Stein beginnt sie nun, aus den Trümmern ihres bisherigen Lebens ihr ganz persönliches Schloss zu errichten.

Ich möchte mich bei meinem Urteil über das Buch dem Klappentext anschließen: „Bewegend und mit viel Witz erzählt Dörte Maack von einer ausweglosen Situation, die sie in neue Lebenslust verwandelt.“ Und es endet mit einem wunderbaren Wortspiel: „Und wenn jetzt gleich eine gute Fee bei mir vorbeikommt und drei Wünsche erfüllt, dann hätte ich immer noch gern erst einmal einen leckeren Cappuccino oder nein, lieber ein Glas spritzigen Champagner. Und dann? Na, dann mal sehen …“

  • Bestellnummer 1470311, in der DBH als DAISY-Hörbuch ausleihbar