Das Medienzentrum ist umgezogen

Tobias Mahnke und Tanja Schapat vor der Schrankwand, in der Lernmaterialien aufgebaut sind.

von Imke Troltenier

Schöne helle Räume, neue Vitrinenschränke, große Arbeitstische – das Medienzentrum der Carl-Strehl-Schule ist in den ersten Stock des Verwaltungsgebäudes Am Schlag 8 umgezogen und steht mit seinen umfangreichen Archiven für Typhlografien und taktile Modelle allen Lehrkräften und Schülerprojekten aktiv zur Seite.

Seit Schuljahresbeginn 2019/20 leiten Tanja Schapat und Tobias Mahnke das Team des blista-Medienzentrums, betreuen den Umzug, koordinieren gemeinsam die anfallenden Aufgaben und entwickeln das Konzept fort. „Natürlich sind wir mit unserem Hauptjob nach wie vor Lehrkräfte, aber mit jeweils einer Viertelstelle arbeiten wir im Medienzentrum und möchten es auch als Begegnungsraum zukunftsorientiert fortentwickeln,“ erklärt Tobias Mahnke.

Das Expertenteam im Medienzentrum arbeitet mit unterschiedlichen Schwerpunkten an der Adaption von Grafiken, der Übertragung von Schwarzschrift-Texten in Braille, der Archivierung und der Pflege des Medienportals für Schülerinnen und Schüler mit Blindheit und Seheinschränkungen. Es wird bei der Entwicklung und Bereitstellung von Materialien für den Unterricht sowohl von den jeweiligen Lehrkräften als auch vom blista-Zentrum für Barrierefreiheit unterstützt.

Das kontraststarke bzw. taktile Material ist im Text zu Abb. 1 beschrieben.

Die Themen der Lehr- und Lernmittel sind breit gestreut und erstrecken sich über die Klassenstufen 5 bis 13. So geht es in der blista-Typhlografie 3398 beispielsweise um die axiale Ansicht des Rückenmarks für den Biologieunterricht in der Mittelstufe: Einmal als vergrößerte kontraststarke Grafik umgesetzt, die für hochgradig sehbehinderte Schülerinnen und Schüler kopiert und zum Zweiten in eine taktile Vorlage mit Brailleschrift-Legende übertragen, die für blinde Schülerinnen und Schüler anhand einer tiefgezogenen Folie aufbereitet wird (Abb. 1).

Das kontraststarke bzw. taktile Material ist im Text zu Abb. 2 beschrieben.

Ein Beispiel für den Deutschunterricht hat Tanja Schapat parat: Eine Zeichnung von Jean-Jacques Sempé unter dem Titel „Zurück zur Natur“ ist für sehende Schülerinnen und Schüler im schwarz-weißen Original archiviert. Für alle, die auf starke Kontraste angewiesen sind, hat Medienzentrumsexperte Michael Weitzel die Zeichnung vergrößert und ihr eine faszinierend klare Farbgebung hinzugefügt, die das Identifizieren der unterschiedlichen grafischen Elemente der Zeichnung unterstützt. Für alle blinden Lernenden wurde als dritte Variante eine textliche Bildbeschreibung erarbeitet. Sie beginnt mit: „Zu sehen ist ein urwüchsiger Wald. Er nimmt ca. drei Viertel der Bildfläche ein. Mittendrin steht ein Wohnwagen, links daneben ein Auto, dahinter Gasflaschen …“ (Abb. 2).

Die Abbildung zeigt die im Text beschriebenen mathematischen Materialien.

Beim dritten Beispiel, der blista-Typhlografie 3500.79, geht es um Mathematik und um die Wahl des geeigneten Materials. Das Ergebnis einer Kurvendiskussion lässt sich für taktil Lesende sowohl mit Schwellfolie darstellen als auch als gestanzter Ausdruck des „Tigerdruckers“. Hier gilt es Qualität und Wirtschaftlichkeit im Blick zu halten.

Faszinierende Sammlungen finden sich in den Vitrinen. Modelle von Triumpfbögen aus der Römerzeit, eine Figur aus dem alten Ägypten, nachgebaute Schriftrollen der Antike mit Schwarzschrift oder aufgebrachten Braillezeichen zum Verständnis von Gebrauch und Funktionsweise.

Für die Fachleute und Expertenteams bietet der helle Raum Platz für die gemeinsame Arbeit an neuen Projekten. Wenn alles erst fertig eingerichtet ist, wird das Medienzentrum den Schülerinnen und Schülern hier weiterhin einen Pool von Materialien zum Selbstlernen anbieten. Dazu gehören die Mathe-MuLis genauso wie die Magnetlegekästen aus dem Chemieunterricht.

Last, not least soll ein neues Angebot von Fortbildungen entwickelt werden, dabei ist die digitale Barrierefreitheit eines der wichtigsten Anliegen. Zugleich sind Tanja Schapat und Tobias Mahnke offen für die Ideen und Wünsche aus dem Kollegium. Als nächster Schritt soll eine breit angelegte Umfrage darüber Aufschluss geben.