Lernen und arbeiten im virtuellen Raum

Otfrid Altfeld, Leiter des Ressorts focus arbeit | Das „Zukunftsprojekt“ des Ressorts focus arbeit, „Inklusiv lernen und arbeiten im virtuellen Raum“, ist im Zentrum für berufliche Bildung angesiedelt. Jetzt wurde es auf besondere Weise ausgezeichnet. Bei einem Wettbewerb anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens lobte die R+V Allgemeine Versicherung AG eine Förderung für Projekte aus, die die Welt verbessern: „Deutschland“, so die Argumentation, „ist ein Land voller visionärer Projekte, die wir unterstützen.“ Die Entscheidung, welche Förderung den einzelnen Projekten zugutekommt, trafen dabei die Mitarbeitenden der R+V. Wir freuen uns sehr, dass unser nachfolgend beschriebenes Zukunftsprojekt einen Zuschlag von 9500 Euro erhält.

Um was geht es?

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Leider gilt dies uneingeschränkt nur für sehende Menschen und doch werden Lern-, Kommunikations- und Arbeitstechniken immer visueller. Schüler*innen, Auszubildende und Berufstätige, denen visuelle Wahrnehmung nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung steht, ist es daher nicht oder nur erschwert möglich, visuelle Darstellungen, wie z. B. Modellzeichnungen, Programmablaufpläne, 3D-Modelle, Diagramme usw. bei der Zusammenarbeit oder beim Lernen zu nutzen. Damit haben sie gegenüber den sehenden Kolleg*innen einen entscheidenden Nachteil, weil sie an vielen Prozessen des Lernens und Arbeitens nur eingeschränkt oder gar nicht teilhaben können. Die Folge ist häufig die Abkopplung von individuellen oder teamorientierten Lern- und Arbeitsprozessen mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Lern- und Arbeitserfolge bis hin zur beruflichen Karriere.

Schwarzweiß-Porträt einer jungen Frau, die eine VR-Brille trägt. Ihr Gesichtsausdruck ist konzentriert. Allerdings sieht man nur den Mund und den unteren Teil der Nase, da der Rest des Gesichts von der VR-Brille bedeckt ist.

Wie löst das Projekt das Problem?

Wir entwickeln einen virtuellen Lern- und Arbeitsraum, der die Nutzer*innen visuell, auditiv und taktil anspricht und so unabhängig vom Sehvermögen für sie nutzbar wird. Erfahrungen mit einem Prototyp-Projekt bestehen bereits.
Wir setzen das Projekt mit der „Engine Unity und der Programmiersprache C# um. Controller bieten taktile Rückmeldungen, VR-Brillen liefern Informationen über die Positionierung im virtuellen Raum sowie die Erstellung des visuellen Abbilds und auditiver Informationen der dargestellten Objekte.

Welches Ziel verfolgt das Projekt?

Wir möchten eine Umgebung schaffen, die Personen mit und ohne Blindheit oder Sehbehinderung individuell und in inklusiven Teams die Möglichkeit zur produktiven „Mit-Arbeit“ und zum erfolgreichen Lernen gibt.

Das Projekt baut einen virtuellen Raum auf, der allen Nutzer*innen eine zugleich visuell, wie taktil und auditiv, erlebbare Umgebung bietet, in der fachliche Fragestellungen allein oder im inklusiven Team aus Personen mit und ohne Seheinschränkungen interaktiv bearbeitet werden können.  
So kann unabhängig von den individuell nutzbaren Wahrnehmungskanälen mit zuvor nicht zur Verfügung stehenden Techniken gelernt und gearbeitet werden: Visuell dargestellte Objekte werden sichtbar, taktil „begreifbar“ und auditiv hörbar. Sie teilen mit, „wer sie sind“. Mit dem Einsatz des Systems in Schule und Ausbildung soll die Lernqualität verbessert und die inklusive Kooperation in Teams gefördert werden.