Eine tolle Woche
Lena Kremer, 10 Jahre | In der ersten Ferienwoche war ich auf einem Seminar namens „Fit für die Schule“. Naja, eigentlich nicht die ganze Woche, sondern von Sonntag bis Donnerstag. Als ich da war, mein Vater und meine Mutter hatten mich gebracht, durfte ich mir mein Zimmer angucken. Es war ein Doppelzimmer. Ich hatte auch eine Zimmerpartnerin. Es war Judith. Eine alte Freundin von mir. Wir hatten uns schon ewig nicht mehr gesehen, und deshalb gab es eine große Wiedersehensfreude. Dafür wurde uns auch genug Zeit gegeben. Danach gab es Getränke und Kuchen für die Eltern und die Kinder. Zuerst waren wir alle zusammen in einem Raum. Dann gingen die Eltern nach nebenan und klärten alle Fragen. Wir Kinder durften in unserem Raum zuhören. Aber was für eine Erniedrigung! Eine Betreuerin sagte nämlich, um 8.30 Uhr sollten alle sich fertig machen und um 9.00 Uhr sollten alle in den Betten liegen. Ich und Judith hatten nämlich vorgehabt, richtig lange aufzubleiben und uns mit Süßkram vollzustopfen. Das klappte dann natürlich nicht. Außerdem sollten wir um sieben aufstehen! In den Ferien!!!
Am Montag wurden wir wirklich um kurz vor sieben geweckt. Und dann kam der Moment, in dem ich herausfand, dass die Betreuer uns wie Babys behandelten. Zuerst kamen Lehrer, die uns beim Anziehen zusahen. Und beim Frühstück sollten wir schon anfangen zu lernen. Nach dem Frühstück gingen wir raus in den Park. Das war dann wieder schön. Es gab eine Statue, die einen Jungen mit einem Fisch in der Hand darstellen sollte. Was ich an der Statue toll fand war, dass der Fisch im Mund so eine Art Röhrchen hatte. Das hieß, dass man die Statue irgendwo ans Wasser anschließen konnte. So war sie also nicht nur eine Statue, sondern auch ein Brunnen. Er lief aber leider nicht.
Nach dem Spazieren hatten wir LPF-Unterricht. Wir lernten, Brötchen zu bestreichen und Getränke einzuschenken. Bei mir klappte alles gut. Wir hatten mehrere Räume, in denen wir Unterricht hatten. Jedes Kind hatte einen eigenen Lehrer. Immer zwei Kinder und zwei Lehrer waren in einem Raum. Ich war mit dem Lehrer namens Elmar und meinem Freund Felix in einem Zimmer. Meine Lehrerin hieß Nicole. Nach dem Unterricht gab es Mittagessen. Und dann sind wir in unsere Wohngruppe gefahren. Dort hatten wir eine Stunde Mittagspause. Wir waren aber nicht dazu verpflichtet, uns hinzulegen oder gar zu schlafen. Denn nach schlafen war mir und Judith überhaupt nicht zumute. Deshalb unterhielten wir uns auf Zimmerlautstärke und erfanden eine Geschichte, die wir auf mein Aufnahmegerät aufnahmen. Nach der Mittagsruhe hatten wir dann noch Nachmittagsprogramm. Wir gingen Äpfel pflücken. Auch das machte Spaß. Danach gab es auch schon wieder Abendessen. Nach dem Abendessen spielten wir noch ein bisschen im Zimmer von Felix und Anton, seinem Freund, dann gingen wir ins Bett. Und obwohl ich das ins Bett gehen vorher etwas blöd fand, war es doch irgendwie schön, auf dem Bett zu liegen und noch ein bisschen eine Geschichte auf meinem Handy zu hören. Danach war ich auch dankbar, dass ich schlafen konnte. Was für ein toller erster Tag!
Am Dienstag lief der Morgen eigentlich genauso ab wie am Vortag. Ich schnitt das Obst, dass ich zerkleinern sollte, einwandfrei und die Schiebetechnik schaffte ich auch.
Am Nachmittag haben wir etwas gemacht, das einfach wundervoll war. Wir gingen in die Sporthalle. Aber das war nicht der Höhepunkt von der Sache. Wir bauten nämlich etwas auf, das Airtramp hieß ... oder so. Es war wie eine Hüpfburg, nur viel größer und cooler. Außerdem war es viel, viel höher und hatte keine Wände. Wir durften uns darauf legen, während es sich aufblies. Das ging sehr langsam, aber es war ein schönes Gefühl. Es fühlte sich so an, als würden sich um einen herum immer höhere Berge auftürmen. Und dann … Wow! Dann schwebten wir plötzlich in der Luft! Als das Airtramp fertig aufgeblasen war, durften wir absteigen und einmal mit voller Wucht dagegen rennen. Das machte Spaß. Aber richtig cool wurde es erst, als wir anfingen zu hüpfen. Das Ding federte fast besser als ein mittelgutes Trampolin – was bei Hüpfburgen meistens nicht der Fall ist. Wir hüpften und hüpften, bis ein Betreuer rief, wir würden jetzt abbauen. Das fanden wir alle ziemlich schade. Aber wir durften uns auch auf das Airtramp legen, während die Luft herausging. Das war auch ein cooles Gefühl. Erst schaukelten wir in der Luft hin und her, dann sackte plötzlich alles ab. Es fühlte sich an wie eine kurze Fahrt auf einer mittelschnellen Achterbahn. Dann gab es Abendessen und der Rest verlief wie üblich. Wir spielten bei Felix und Anton und gingen ins Bett.
Als ich am Mittwoch aufwachte, war ich überströmt von Freude. Heute war nämlich der Tag, an dem ich meine erste Bratwurst selber in der Pfanne braten sollte. Ich ging mit Nicole in die Küche. Es war nicht der Raum, in dem ich sonst Unterricht hatte. Er war viel größer. Ich untersuchte, was alles auf der Arbeitsplatte lag: Eine flache Schale mit einem Spritzschutz für die Pfanne, Topfhandschuhe, eine weitere Schale mit zwei Bratwürsten, zwei Teller, eine Pfanne, eine zusammengerollte Schürze und eine Plastikbox mit vielen verschiedenen kleineren Dingen: Einem Messer, einer Gabel, einer großen Kneifzange, einem Kochlöffel und einem kleinen Schnapsgläschen. Ich zog die Schürze an und nahm den Kochlöffel. Den steckte ich in die Schürzentasche. Dann war es so weit. Ich goss Fett in das Schnapsgläschen und schüttete es in die Pfanne. Mit dem Kochlöffel verteilte ich es. Dann stellte ich das Rädchen am Herd auf sechs Uhr und die Pfanne auf die Platte, die langsam heiß wurde. Dann legte ich eine der Bratwürste mit der Zange in die Pfanne. Es zischte, es spritzte und dann legte ich den Spritzschutz auf die Pfanne. Ich stellte einen Wecker auf drei Minuten und wartete. Als es klingelte, wendete ich die Bratwurst. Dabei spritzte leider etwas Fett auf die Platte und es zischte laut. Aber alles verlief gut. Als die Bratwurst ganz fertig war, legte ich sie mit der Zange auf einen Teller. Dann brachte ich sie Felix. Bei der zweiten Wurst verlief alles reibungslos. Ich aß sie mit Messer und Gabel. Dazu trank ich ein Glas Saft. Nach der wohl verdienten Pause gingen wir noch in den Einkaufsladen. Ich kaufte mir eine große Tüte mit Süßigkeiten. Danach gingen wir zum Mittagessen.
Am Nachmittag gingen manche in die Stadt, andere blieben auf ihren Zimmern und wieder andere, also ich, Felix, Judith und Anton, hörten sich einen Film mit Audiodeskription an. Es war der Film “Sams im Glück“. Er war spannend und sehr lustig. Nach dem Film gingen wir alle zum Abendessen. Heute gab es Wienerwürstchen. Ich aß gleich zwei Stück.
Am Donnerstag, dem letzten Tag hier, hatten wir noch ein letztes Mal Unterricht. Heute kamen die Bürosachen dran. Also abheften, lochen, mit Kleber arbeiten und mit Tesafilm befestigen. Danach gab es noch eine Rückmeldung der Lehrer an ihre Schüler und eine Rückmeldung vom Schüler an seinen Lehrer. Meine Rückmeldung, also die von Nicole, war eigentlich ganz gut. Das Mittagessen war super. Nach dem Mittagessen kamen auch schon die Eltern. Aber sie hatten noch ein Gespräch mit den Betreuern. Deshalb hatte ich noch Zeit, mit Felix und Anton ein Spiel zu spielen. Dann fuhren meine Eltern und ich zurück nach Hause.
Irgendwie war die Woche ... naja, eigentlich nur ein bisschen ... ein ganz winziges bisschen anstrengend. Aber auf der anderen Seite gab es mehr Dinge, die Spaß gemacht haben, als Dinge die viel Kraft gekostet haben. Also ... Ich fand es ziemlich toll. Ich danke der BEBSK und allen Beteiligten dafür, dass sie sich für dieses Seminar so viel Mühe gegeben haben.