blista-Stand auf dem Hessentag

Talk-Runde vor Videowand: IT-Leiter Otfried Altfeld und 2 Auszubildende im Gespräch mit Thorsten Büchner

Dr. Imke Troltenier* „Ein bisschen höher halten, mehr rechts – nein, ich sehe nur die Decke, jetzt das Handy etwas nach unten neigen, nicht ganz so stark, höher, etwas ­zurück, mehr links – ah jetzt! Ja, super, das Hemd ist hellblau gestreift und fleckenfrei strahlend, die Hose schwarz.“ Für den blista-Stand im Ausstellungszelt des Hessischen ­Ministeriums für Soziales und Integration war Dresscode angesagt: Oben hell, unten dunkel. Was die einen vor Kleiderschrank und Spiegel entschieden, organisierten die anderen über Ratgeber im fernen Saarland und die Kamerafunktion einer Smartphone-App*.

Und dann ging’s los, 6:30 Uhr vom ­verabredeten Treffpunkt, im vollgeladenen blista-Bus, am 15. Juni gen Rüsselsheim … „Arbeitswelt Hessen“ lautete das übergreifende Thema des Ministeriums, das die blista-Projektlinie Inklusion & Innovation und damit den (Wieder-)Einstieg in den Beruf von Menschen mit Blindheit und ­Sehbehinderung seit 2013 fördert. Der weiträumige Stand bot Platz für mehr: Zum Hessentag 2017 verknüpfte die blista das Thema Arbeitsmarktintegration mit dem Abbau von „Barrieren in den Köpfen“, mit Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für die Bedarfe von Menschen mit hochgradigen Seheinschränkungen. Am Stand und in einer Talkrunde informierten Stabsstellenleiter Otfrid Altfeld, die IT-Auszubildenden Tanja Panter und Thilo Lutz – moderiert von Thorsten Büchner – darüber, wie hervorragend blindes Programmieren durch den Einsatz von modernen Hilfsmitteln funktionieren kann.

Was Sie einen blinden Menschen immer schon mal fragen wollten - Besucher an einer "blick:punkte"-Station

Nicht zuletzt aber waren es einmal mehr die „wandernden“ Themeninseln aus der blista-Ausstellung blick:punkte, die sich bei den vielen, vielen großen und kleinen Hessentags-Besuchern als magische Anziehungspunkte erwiesen: Exponate zum Anfassen und Ausprobieren, Antworten auf Fragen wie: Waren Sie schon einmal mit einem blinden Freund in der Stadt unterwegs? Wollten Sie schon einmal einem blinden Menschen helfen und waren sich nicht sicher, wie Sie sich dabei verhalten sollten? Wurden Sie schon einmal von einem hochgradig sehbehinderten Menschen beim Einkaufen oder auf dem Bahnhof um Unterstützung gebeten? Der blista-Film informierte auf vergnügliche Weise.

Gefühlte 1.000 Würfelspiele, Namensübertragungen in Braille und Gespräche später, ergänzt durch drei Durchläufe des 10-minü­tigen blista-Films „With a little Help“ im Großformat, zogen zum Glück erst gegen Abend die angekündigten Gewitterwolken auf. Schnell wurde abgebaut und einge­laden, statt der Infomaterialien waren nun viele neue Kontakte im Gepäck.

*Es gibt inzwischen mehrere Apps, die im Alltagsleben für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung mit Informationen aufwarten. Die Entwicklungen schreiten ­rasant voran. So bringt beispielsweise „Be My Eyes“ sehende, sehbehinderte und blinde Nutzer via Crowdsourcing zusammen. Bei „TapTapSee“ erfolgt zunächst eine maschinelle Erkennung, erst wenn diese nicht präzise genug ist, wird das Foto an menschliche ­Helfer weitergeleitet. Die App „Aipoly ­vision“ nutzt künstliche Intelligenz, um Bilder zu erkennen und bei „WhatsApp“ reicht es, beim Telefonat mit sehenden Personen die Kamerafunktion anzutippen.


IT-Ausbildung an der blista

Die von der Arbeitsagentur und anderen Kostenträgern wie JobCenter und Rentenversicherung finanzierten dualen Ausbildungen sind eine Erfolgsgeschichte in der beruflichen Qualifizierung junger Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung. Sie schaffen ein gutes Fundament für die berufliche Zukunft.

Dabei hat die blista ihr Ausbildungsspektrum jetzt erweitert, ab 2017 kann man zwischen drei Fachrichtungen wählen: Fachinformatik für Systemintegration, Fachinformatik für Anwendungsentwicklung oder die kaufmännische Informatikausbildung. Die dualen IT-Ausbildungen starten am 01.09.2017. Für alle drei IT-Ausbildungsgänge können sich Interessierte auch ­kurzfristig noch anmelden. Wir nehmen uns gerne Zeit für Sie und beraten Sie eingehend.

Kontakt: IT-Ausbildungen an der blista, Otfrid Altfeld, Stabsstelle Ausbildungs­entwicklung
Telefon: 06421 12139, Fax: 06421 12130, E-Mail: it-ausbildung@blista.de, www.blista.de/it-ausbildungen-und-umschulungen


Ausstellung blick:punkte

Inklusiv, interaktiv und hörbar lebendig: ­Zugänglich und barrierefrei erzählt die ­Ausstellung blick:punkte von der Entwicklung der blista inmitten der Universitätsstadt Marburg. Es geht um die Gründung im ­Ersten Weltkrieg, das Naziregime, eine Zeit unmenschlicher Verbrechen, es geht um Mythen, Macher, die stürmische Zeit des Aufbruchs. Und um Exponate zum Anfassen und Ausprobieren, die Entdeckung immer neuer Möglichkeiten für ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben: ­Bücher, die für Blinde lesbar werden; Apps, die Farben erkennen, Computer, die sprechen – zugleich geht es um das Hier und Jetzt, das gesellschaftliche Miteinander von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen. Die Ausstellung auf dem blista-Campus steht großen und kleinen Besuchern offen. Angeschlossen ist eine touristische Tour durch die Universitätsstadt unter dem Titel „Blindenstadt Marburg“.

Kontakt: Dr. Imke Troltenier, Leitung ­Öffentlichkeitsarbeit, blista, Am Schlag 2-12, 35037 Marburg, Tel.: 06421 606-220, E-Mail: besuch@blista.de, www.blista.de/blickpunkte