Editorial 3/2017

blista-Direktor Claus Duncker

Liebe Leserin, lieber Leser,

erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit der Geometrie im Unterricht?
Wir malten in der Grundschule Kreise oder Quadrate ins Heft. Eigentlich seltsam, ist doch unsere Welt dreidimensional. Da wäre doch eine Beschäftigung mit Würfel oder Kugel viel sinnvoller.

Und da haben Sie eine erste Antwort auf eine mir häufig gestellt Frage: „Was haben eigentlich Sehende davon, wenn sie zukünftig das Carl-Strehl-Gymnasium der blista ­besuchen?“ Weil unsere Vermittlung des ­Unterrichtsstoffs an der Erfahrung- und Er­lebniswelt junger Menschen anknüpft und dabei mehrere Sinne einsetzt. Eine Kugel können Sie anfassen, einen Kreis im Heft nicht. Wir machen Wissen begreifbar.

Wir wissen heute sehr genau, dass der Einsatz von Computern bei kleinen Kindern für das Lernen eher schädlich ist. Ein Hund ist mehr als tanzende Pixel auf dem Bildschirm. Der bellt und schnieft, riecht manchmal seltsam und fühlt sich flauschig an. Nur wer alle sein Wahrnehmungsquellen nutzt, speichert sinnvoll und dauerhaft sein Gelerntes ab.

Wir an der blista haben eine lange Tradition darin, Wissen vielfältig zu vermitteln. Wer schlecht oder gar nicht sieht, muss alle anderen Informationsquellen nutzen. Und, wie gut das Lernen so funktioniert, beweisen unsere Schülerinnen und Schüler jedes Jahr beim Landesabitur.

Und weil ein Chemiker auch nicht sieht, welche Prozesse in seinem Reagenzglas eigentlich ablaufen oder ein Physiker Licht nicht anfassen kann, haben sich in der ­letzten Zeit eine Reihe von Kooperationen mit Schulen, Universitäten und Museen ­entwickelt. Das Ergebnis sind wunderbare Experimente und Materialien, die einen nachhaltigen Zugang zu Wissen bieten. Egal ob jemand sehen kann oder nicht. ­Einige Beispiele können Sie in dieser blista-News nachlesen.

So wie wir die Welt begreifbar machen, das wird sicherlich auch für die zukünftigen sehende Schülerinnen und Schüler der blista eine spannende Erfahrung sein.

Ich freue mich auf die kommende Entwicklung der blista zu einem Bildungscampus der Vielfalt.

Ihr Claus Duncker