„Das ist Inklusion, wie ich sie mir vorstelle.“

Das Foto zeigt Direktor Claus Duncker und RP Dr. Christoph Ullrich mit weiteren Mitarbeitern der blista

Dr. Imke Troltenier | Zur „Europawoche 2018“ besuchte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich die blista und informierte sich über die so innovative wie er­folgreiche blista-Projektlinie „Inklusion & ­Innovation“. Im zweiten Teil des Besuchs ging es um die gleichfalls innovativen »Multimedialen Lernpakete« (MuLI) der blista und um das Erasmus+-Projekt „UBIS“, das den Einsatz taktiler Medien im Schulunterricht mit blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen fördern möchte.

Bei seinem ersten Besuch an der blista ging es Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich vor allem um die europäisch geförderten Aktivitäten. Manchmal, so führte Dr. Ullrich aus, brauche es neben einem hervorragenden Konzept auch jemanden, der daran glaubt. Die Europäische Union und das Land Hessen hätten dieses Potenzial glücklicherweise erkannt.

Die Projektlinie „Inklusion & Innovation“ unterstützt seit Herbst 2013 Menschen mit Blindheit und Seheinschränkung beim (Wieder-)Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Dafür waren insgesamt rund 316.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration bereitgestellt worden. „Die Mittel waren sehr wichtig, um ein neues Konzept für eine gelingende und nachhaltige Integration von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu erproben und umzusetzen“, erläuterte blista-Direktor Claus Duncker dem Besuch aus dem Gießener Regierungspräsidium: „Denn den Anteil der arbeitsuchenden und langzeitarbeitslosen Personen mit visuellen Einschränkungen ist leider seit Jahren unverhältnismäßig hoch.“

Projektlinie Inklusion & Innovation in Marburg und Frankfurt

Die Ergebnisse an den Qualifikationsstandorten Marburg und Frankfurt der blista-Projektlinie Inklusion & Innovation können sich sehen lassen. Projektleiterin Ute Mölter zeigte auf, dass das Reha-Beratungszentrum der blista 192 Personen mit Blindheit oder Sehbehinderung beraten oder intensiv begleitet und qualifiziert hat, 91 Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit an der modularen Qualifizierung teilnahmen und 67 Teilnehmenden der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt, in die Selbstständigkeit bzw. in eine Ausbildung oder ein Praktikum/FSJ ­gelang. Durch die Entwicklung und Beantragung einer durch die Arbeitsagentur finanzierten Maßnahme sei die Nachhaltigkeit des Angebotes sicherzustellen, erläuterte Mölter.

Das blista-Konzept ist bis dato einmalig, es verbindet eine kundenseitige Selbstbestimmung und Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ mit unternehmerischem Know-how und einer hochqualifizierten spezifischen Förderung. Es soll jetzt im Bundesprojekt „AKTILA BS“ aufgegriffen und verbreitet werden (www.blista.de/inklusion.innovation). Wenn ein solches Pilotprojekt bundesweit fortgesetzt werde, sei das eine klare Bestätigung: „Hier haben Sie etwas sehr richtig gemacht“, lobte der RP die Verantwortlichen.

Europäisches Know-how zusammen bringen

Direktor Claus Duncker und blista-Lehrer Knut Büttner stellten anschließend das Erasmus+-Projekt „UBIS - Universal Information Containers for Blind and Visually Impaired Students“ vor. Im vergangenen Jahr gestartet, soll es europäisches Know-how ­zusammenbringen und den Austausch zwischen fachpädagogischen Lehrkräften und technischen Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen europäischen Ländern fördern.

Dabei, so informierte Büttner, gehe es um folgende drei Kernziele:

  • Die Erstellung von Richtlinien, wie 3D-Modelle für blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler konzipiert und produziert werden sollen,
  • Die Entwicklung einer Handreichung für das pädagogische Personal von Schulen, die dabei helfen soll, mit 3D-Druck erstellte taktile Medien in den Unterricht einzugliedern.
  • Den Aufbau einer frei zugänglichen europäischen Datenbank mit universellen Informationscontainern

Interessierte könnten den Fortschritt des jungen Projektes über die blista-Homepage unter www.blista.de/UBIS verfolgen.

„Es ist ein Glücksfall, dass hier eine sehr gute Idee auf die Möglichkeit zur Finanzierung getroffen ist“, sagt Regierungspräsident Ullrich nach der Vorstellung und einem Rundgang. „Das ist Inklusion, wie ich sie mir vorstelle.“

Das Interesse von Christoph Ullrich an gelungenen EU-Projekten kommt nicht von ungefähr, schließlich ist bei seinem Regierungspräsidium auch das Gießener Europe-Direct-Informationszentrum angesiedelt. Es ist Teil eines Netzwerks der Europäischen Kommission und informiert Bürgerinnen und Bürger vor Ort über die Europäische Union.

[* Leitung Öffentlichkeitsarbeit, Foto: Oliver Keßler]

Bildunterschrift:
Europawoche: Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (2. v. r.) besucht die blista in Marburg